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Menschen zeigten sich in Hamburg am Ort der Attacke solidarisch mit jüdischen Mitbürgern Menschen zeigten sich in Hamburg am Ort der Attacke solidarisch mit jüdischen Mitbürgern 

Erzbischof Heße zu Angriff vor Synagoge: Antisemitismus gemeinsam bekämpfen

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat den Angriff auf einen jüdischen Studenten vor der Hamburger Synagoge als „feigen Anschlag“ verurteilt und ein entschiedenes Eintreten der katholischen Kirche gegen Antisemitismus angekündigt.


Während einer studentischen Feier zum jüdischen Laubhüttenfest in der Hamburger Synagoge hatte am Sonntag ein militärisch gekleideter Angreifer einem jüdischen Studierenden mit einem Spaten eine schwere Kopfverletzung zugefügt. Sicherheitskräfte konnten den Angreifer überwältigen. Der Hamburger Erzbischof sagte zu dem Übergriff auf Anfrage von Radio Vatikan:

Zum Nachhören - was Erzbischof Heße sagte

„Es zeigt sich, dass der Antisemitismus in Deutschland leider viel präsenter ist als wir es vermutet haben. Er zeigt sich mittlerweile immer offener. Das können und werden wir als Katholiken in Hamburg nicht hinnehmen. Gegen jede Form des Antisemitismus werden wir entschieden vorgehen und gegen jede Verharmlosung dieser Gefahr entschieden eintreten!“

[ Das können und werden wir als Katholiken in Hamburg nicht hinnehmen ]

Ein Jahr zuvor seien bei einem Anschlag auf eine Synagoge während Jom Kippur in Halle zwei Menschen gestorben, erinnert der Erzbischof. Heße kündigte an, er wolle gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Hamburg entschieden nach Wegen suchen, Antisemitismus einzudämmen:

„Ich habe mich angesichts des feigen Anschlags vor der Hamburger Synagoge persönlich an den Landesrabbiner gewandt. Ich will meine Unterstützung nicht nur mit Worten ausdrücken, sondern auch mit Taten. Deshalb müssen wir gemeinsam überlegen, vielleicht in einem persönlichen Treffen, wie wir uns entschieden gegen jede Form des Antisemitismus stellen können.“

Entsetzte Reaktion bundesweit

Die deutsche Bundesregierung in Berlin, jüdische Organisationen und Vertreter von Politik und Religionen in Hamburg reagierten mit Entsetzen auf den Angriff und forderten einen besseren Schutz jüdischer Einrichtungen.



Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sprach von einer „Schande für unser Land“. Der Rechtsstaat müsse alles tun, um jüdisches Leben zu schützen. „Wir müssen uns der Hetze noch entschiedener entgegenstellen und stärker für die Betroffenen von Hass und Gewalt da sein", erklärte sie am Montag in Berlin. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher erklärte: „Hamburg steht fest an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.“



Der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, sieht einen „tief sitzenden Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft“. Der erneute Anschlag an einem jüdischen Feiertag mache noch einmal deutlich, wie wichtig eine Debatte über Antisemitismus, seine Hintergründe und die erforderlichen Gegenmaßnahmen sei, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.



Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einer klar antisemitischen Tat: „Die Situation, dass Juden in Deutschland vermehrt zur Zielscheibe von Hass werden, darf niemanden in einem demokratischen Rechtsstaat wie Deutschland kalt lassen.“ Die gesamte Gesellschaft müsse dem Hass gegen Juden entschieden entgegentreten – „im Sinne unserer Demokratie, unserer Freiheit und damit jüdisches Leben uneingeschränkt in Deutschland möglich ist“.



Frei und ohne Angst

Auch jüdische Organisationen zeigen sich erschüttert über die Spaten-Attacke auf den jüdischen Studenten. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, erklärte in New York, jüdische Einrichtungen müssten ausreichend Polizeischutz haben, so dass Juden frei und ohne Angst und Belästigung ihren Glauben ausleben könnten. In Hamburg sei die Sicherheitspräsenz nicht ausreichend gewesen.



Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) erklärte, der Angriff sei ein erneuter Schock für die jüdische Gemeinde in Deutschland. „Es ist unerträglich zu erleben, dass sich Hass und Gewalt gegen Juden immer wieder auf deutschen Straßen entlädt“, erklärte der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel. „Doch wir wollen auch nach vorne schauen: Jüdisches Leben gibt es seit rund 1.700 Jahren in Deutschland - es gehört zum deutschen Alltag einfach dazu - das muss zur Selbstverständlichkeit werden“, sagte Apel.

(vatican news/kap – pr/cs)
 

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05. Oktober 2020, 13:37