„Fratelli tutti": Bischöfe Genn und Marx über Dialog und „soziale Freundschaft“
In Punkto Kommunikation könnten vor allem die Kapitel sechs und sieben des Papstschreibens dem Reformweg dienen, so Genn. In den beiden Abschnitten des Papstschreibens geht es um Dialog, Begegnung und soziale Freundschaft. Bischof Genn hält die Passagen für hilfreich, um eine Kommunikation „ohne verbale Gewalt“ zu etablieren, wie er am Sonntag betonte.
Genn: mehr Geschwisterlichkeit auch für Synodalen Weg
„Es geht darin um den Dialog als eine Kultur, die Freundschaft schafft und die auch ermöglicht, dass wir, selbst wenn es in Konflikten und Auseinandersetzungen Verwundungen gibt, trotzdem Wege der Heilung finden und Konflikte ohne Gewalt, auch ohne verbale Gewalt, lösen können.“
Mit seiner neuen Sozialenzyklika dränge der Papst auf eine „radikale Veränderung hin zur Geschwisterlichkeit“. Damit wende er sich nicht allein an Verantwortliche in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche, sondern wirklich jeden von uns. Wesentlich sei, hebt Bischof Genn einen wesentlichen Aspekt der Enzyklika hervor, dass dabei „niemand - kein Mensch“ ausgegrenzt werden dürfe:
„Deshalb müssen wir uns gerade den Armen und Ausgeschlossenen zuwenden. Kritiker könnten nun vorschnell sagen, das ist alles nicht neu – das mag stimmen. Aber die Eindrücklichkeit und in vielen Fällen auch die Konkretisierung, mit der der Papst sich an uns wendet, ruft jede und jeden Einzelnen von uns auf, seine Lebensweise und seine Haltung zu überdenken und gegebenenfalls zu verändern. (…) In unsere heutige Welt hinein macht der Papst konkret deutlich: jeder Mensch hat dieselbe Würde. Unser Nächster ist ein Migrant. Nationalismus und grenzenloser Konsum, unbegrenzter Wirtschaftsliberalismus, eine Wegwerfgesellschaft, Krieg, Atomwaffen, die Todesstrafe, eine Politik der Abschottung vor Migranten, Populismus – das gehört abgeschafft.“
Marx über „soziale Feundschaft“: neuer Akzent
Auf den Begriff der Würde sowie der sozialen Freundschaft nimmt auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, in einer Reaktion auf die neue Enzyklika Bezug. Mit dem Konzept der „sozialen Freundschaft“ baue der Papst auf der bisherigen Sozialverkündigung auf, setze aber zugleich einen neuen Akzent, findet Marx:
„Der Gedanke der ,sozialen Freundschaft‘ wird eingeführt als eine Voraussetzung, die sich im Grunde in allen Religionen in unterschiedlicher Form wiederfinden lässt und von allen Menschen, gleich ob gläubig oder nicht, geteilt werden kann. Sie beruht auf nichts weniger als der fundamentalen Anerkennung der gleichen Würde aller Menschen aller Zeiten, sowohl der Generationen vor uns als auch der künftigen.“
(pm/vatican news – pr)
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