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Sr. Anna Schenck CJ Sr. Anna Schenck CJ 

Neue Amtsleiterin des Augsburger Bischofs ist „gerne Vorbild"

Eine Frau leitet seit dem Sommer das Augsburger Bischofshaus: Bischof Bertram Meier berief die Ordensschwester Anna Schenck CJ zur Amtsleiterin. Sie hofft, dass ihr Beispiel in der Kirche noch mehr Schule macht.


In Augsburg sei sie „mit sehr viel Wohlwollen und Offenheit“ in ihrem neuen Arbeitsumfeld empfangen worden, berichtet Schenck in der Podcast-Reihe „Himmelklar - Fürchtet euch nicht!“ Sie freue sich sehr über die Berufung und darüber, dass ihr Orden – die „Congregatio Jesu“ (CJ) – grünes Licht dafür gab. Zugleich hofft Schenck darauf, dass in der katholischen Kirche - wo dies eben möglich ist - in Zukunft weitere Frauen in hohe Positionen aufsteigen können.


„Grundsätzlich ist es so, dass ich in eine Führungsaufgabe berufen bin und das ja auch mit dem klaren Signal von Bischof Bertram verbunden wurde, dass er Frauen dort, wo es möglich ist, fördern und eben auch in Leitungsaufgaben bringen möchte. Ich hoffe, dass wir in diesem Bereich auch in den kommenden Jahren noch weiter nachziehen können und weitere Frauen in Führung kommen. Daher bin ich auch gerne hier und da Vorbild, wo sich das anbietet.“


Papst Franziskus spricht des Öfteren von spezifisch weiblichen Qualitäten, die für die Kirche fruchtbar werden sollen. Macht es für Schwester Schenck einen Unterschied, dass sie als Frau in einer hohen Position wirkt? Dazu sagt sie:


„Das ist vielleicht etwas Typisches für uns Frauen, dass ich natürlich auch für meine Kompetenz, meine Arbeitsqualität, geschätzt werden möchte. Es ist sicherlich aber immer so, dass wir uns mitbringen mit unserem Geschlecht als Frau und als Mann. Und von daher begegne ich natürlich auch allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, als Frau und bringe mich eben so ein wie ich bin.“

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Terziat, Ewige Profess, Amtsantritt in der Corona-Zeit

Ihre „Ewige Profess“ hat Schwester Schenck am 4. Juli inmitten der Corona-Zeit abgelegt. Auch das dazugehörige Vorbereitungsjahr, das so genannte Terziat, sei zum Teil von der Pandemie-Notsituation überschattet worden, berichtet sie.


„Ich war zu dem Zeitpunkt, als wir in die erste heiße Phase der Corona-Pandemie gelaufen sind, im Libanon. Eigentlich wäre ich in einem sechsmonatigen Aufenthalt für den Jesuitenflüchtlingsdienst im Einsatz für syrische Flüchtlinge gewesen und musste dann quasi innerhalb von 24 Stunden aus dem Libanon ausreisen, weil klar wurde, dass der Flughafen Corona-bedingt geschlossen wird. Corona hat meine Terziatspläne also sehr stark durcheinandergewirbelt und dann auch andere Dinge unmöglich gemacht. Ein Kurs in Spanien, in Manresa, sozusagen an den Quellen des heiligen Ignatius, konnte so nicht stattfinden; deshalb konnte ich auch nicht teilnehmen. Und auch bei der Ewig Profess-Vorbereitung war es natürlich ständig ein Thema: Wie geht das? Mit wie vielen Personen können wir feiern? Können wir singen? Wie viel Abstand müssen wir untereinander halten?“


Umbruchszeit im Libanon

Vor dem Lockdown und ihrer überstürzten Abreise aus dem Libanon war Schenck in dem Nahost-Land zur Zeugin der Umbruchszeit geworden, die sich bis heute zu einer tiefen Krise ausgewachsen hat. So erlebte sie im Oktober 2019 im Libanon den Beginn der sogenannten Saura, Revolution, mit.


„Meine Zeit dort war von Anfang an geprägt von politischen Unruhen, von einer wirtschaftlichen Situation, die sich während meines Aufenthaltes sehr stark verschlechtert hat, von Straßensperren bis hin zur Schließung der Schulen. Und ich war mittendrin und dabei, habe Menschen getroffen, die davon sehr betroffen waren und die syrischen Flüchtlinge – sie sind, das kann man sich vorstellen, als letztes Glied in der Kette auch ganz stark von der Situation betroffen.“


Das Leiden der Menschen unter der wirtschaftlichen und politischen Krise habe sie sehr berührt, berichtet Schenck. Zugleich habe sie aber die Lebensfreude der Menschen bereichert, „die wirklich versuchen, ihr Leben zu gestalten“. Bis heute sei sie in Kontakt mit den Leuten vor Ort. Diese Erfahrungen habe sie auch mit in ihr neues Amt genommen, versichert sie.

Aufgaben und berufliche Erfahrungen


Schwester Schenck trat ihren Dienst in Augsburg Mitte Juli nach ihrer Ewigprofess an und kehrte damit in ihre Geburtsstadt zurück. Bischof Bertram Meier hatte die 43-Jährige im Juni für den Posten nominiert und dabei betont, er wolle einen neuen Akzent in seiner Diözese setzen und dem Bischofshaus „mehr Gewicht und Profil“ verleihen. Zu den Aufgaben der Amtsleiterin gehört es, Bürovorgänge zu koordinieren und mit dem Generalvikariat, den Hauptabteilungen und den Verantwortungsbereichen der Domkapitulare zu kooperieren. Dabei geht es neben organisatorischen Fragen auch um konzeptionelle Arbeit besonders im Hinblick auf Querschnittsprojekte, wie Bischof Meier betonte.


Schenck ist studierte Religionswissenschaftlerin und hat bereits vor ihrem Ordenseintritt verschiedene berufliche Erfahrungen gesammelt: Nach einer Tätigkeit als Unternehmensberaterin war sie maßgeblich an der Organisation des Weltjugendtags 2005 in Köln beteiligt. Danach arbeitete sie im Raum Osnabrück im Krankenhausmanagement. Nach dem Postulat und Noviziat war sie Sprecherin für Altenhilfe und Pflege der Caritas in Niedersachsen. Die Vorbereitung auf die Gelübde auf Lebenszeit verbachte sie im Einsatz für den Jesuitenflüchtlingsdienst im Libanon.

Ordenskontext der „Congregatio Jesu“

Die „Congregatio Jesu“ geht ursprünglich auf die englische Ordensschwester Mary Ward zurück, die den Orden 1611 in England gründete. Zahlreiche Mädchenschulen gehen auf den Orden zurück, der sich für eine bessere Ausbildung von jungen Frauen stark machte. Bis heute ist der Einsatz für Mädchen und Frauen ein wichtiger Wirkungsschwerpunkt der Ordensgemeinschaft. Mit Blick auf Arme und Benachteiligte geht es ihr zudem um Verwirklichung von mehr Gerechtigkeit. Spirituell prägend ist für die Schwestern der „Congregatio Jesu“ die ignatianische Spiritualität.

(podcast himmelklar/vatican news – pr)

 

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28. Oktober 2020, 11:03