Deutsche Bischöfe: Stärker gegen „geistlichen Missbrauch“ vorgehen
Auch ein solcher Missbrauch der Gottesbeziehung von Gläubigen habe „gravierende Auswirkungen auf die emotionale und psychologische Befindlichkeit von Menschen“, betonte Genn. Wo in den verschiedenen Formen geistlicher Begleitung keine klaren Verantwortlichkeiten für die damit verbundene Macht und Autorität geregelt seien, „ist mindestens die Versuchung zum Missbrauch geöffnet“, räumte der Bischof ein.
Genn rief die Kirche auf, einem solchen Missbrauch „vorzubeugen durch Kurse für gute geistliche Begleitung und Leitung“. Zudem müsse sie die damit verbundenen Regelungen überprüfen sowie Maßstäbe entwickeln, um geistlichen Missbrauch zu erkennen. Der Bischof forderte „Offenheit und Transparenz“ mit Blick auf das Problem, sonst werde es „nur noch größer, verletzlicher und schwieriger“.
Der „schmerzhaften Realität ins Auge“ schauen
Der gastgebende Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, mahnte, „der schmerzhaften Realität ins Auge zu schauen“. Mit Blick auf die Opfer sagte er: „Statt Glauben zu fördern, wurde der Glaube an einen liebenden Gott für diese Menschen nachhaltig geschädigt und so unser Auftrag, empathische Seelsorger zu sein, durch Täterinnen und Täter aus den Reihen der Kirche pervertiert.“ Zugleich betonte Timmerevers, das Engagement gegen geistlichen Missbrauch mindere nicht die schwere Schuld von sexuellem Missbrauch.
Die bis Freitag dauernde Tagung wird von der Bischofskonferenz zusammen mit der Diözese Dresden-Meißen und der Sächsischen Landesärztekammer veranstaltet. Sie steht unter dem Titel „Gefährliche Seelenführer? Geistiger und geistlicher Missbrauch“.
Im Austausch von Experten aus Medizin, Psychologie, Rechtswissenschaft und Kirchen soll die Veranstaltung das pastorale Handeln der Kirche selbstkritisch hinterfragen, so die Bischofskonferenz. Ausgehend von einer Analyse des Phänomens geistigen und geistlichen Missbrauchs werden Möglichkeiten der Prävention, Reaktion und Aufarbeitung diskutiert.
(kap/kna - cs)
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