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Nach dem Terror von Wien Nach dem Terror von Wien 

Theologe: Anschlag nötigt zu „harten Fragen“

Der offenbar islamistisch motivierte Terroranschlag in Wien sollte auch am interreligiösen Dialog nicht spurlos vorübergehen.

Es sei Zeit, dem Dschihadismus endgültig die theologische Grundlage zu entziehen und vom Koran und anderen normativen Texten der islamischen Überlieferung her klar zu machen, dass Gewalt im Namen Gottes ein Akt der Blasphemie sei. Das forderte in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress der Wiener Theologe Prof. Jan-Heiner Tück.

„Die guten Verbindungen, die zwischen den Kirchen und der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich bestehen, sind eine gute Basis, nun über freundliche Dialoge hinaus die harten, unbequemen Fragen anzugehen.“ Darüber hinaus wäre es „wünschenswert, wenn islamische Autoritäten über Solidaritätsbekundungen mit den Opfern hinaus noch einmal klarstellen würden: Die Tötung Unschuldiger ist ein Verbrechen.“ Mord im Namen Gottes sei „kein Gottesdienst, sondern Blasphemie“, so Tück.

Semantisches Dynamit

Der an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien Dogmatik lehrende Theologe verwies in dem Zusammenhang auf die „archaische Theologie der Gewalt“, die im Hintergrund des „Islamischen Staates“ stehe und deren scharfe Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen eine Art „semantisches Dynamit“ bilde, „das den militanten Dschihadismus so gefährlich macht“.

Diese Tatsache müsse offen angesprochen und auch vor dem Hintergrund des Koran und anderer normativer Quellen des Islam diskutiert werden - und zwar ohne einen Konflikt zwischen Christen und Muslime heraufzubeschwören, so Tück, der zugleich daran erinnerte, dass gerade Österreich seit dem Islamgesetz von 1912 ein Vorreiter in Sachen Integration sei.

„Suren, die eine Sprache der Gewalt transportieren“

Die wichtigste, im interreligiösen Dialog zu klärende Frage sei, wie der Islam selbst „solche Terrorakte im Namen Allahs theologisch klar und unzweideutig verurteilen kann“. Die Beteuerung, dass der Islam eine Religion der Barmherzigkeit sei, sei zwar wichtig, „reicht hier aber kaum aus“, so Tück unter Verweis auf Suren aus dem Koran, die eine „Sprache der Gewalt“ transportierten und daher „historisch kontextualisiert und deutend entschärft werden“ müssten.

Als weitere religionspolitische Probleme ortete Tück außerdem unter Verweis auf entsprechende Studien die „Integrationsunwilligkeit“ von bis zu einem Drittel der in Österreich lebenden Muslime, die dadurch begünstigte Ausbildung von „Parallelgesellschaften mit gefährlichen Eigendynamiken“, den „Import eines muslimischen Antisemitismus“ sowie neuerdings auch einen „Antichristianismus“ unter Islamisten. Diese Probleme müssten offen angegangen und genau so kritisch bearbeitet werden wie islamfeindliche Einstellungen in der österreichischen Mehrheitsgesellschaft.

(kap – sk)
 

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03. November 2020, 16:23