Theologin: Sterndeuter der Bibel sind nicht esoterisch
Die Exegetin erklärte im Gespräch mit Kathpress, die „Sterndeuter“ im Matthäusevangelium – die dort weder namentlich noch als Anzahl genannt werden – stünden nicht für Pseudowissenschaft, sondern für „weltliche Weisheit". Gerade das betone die Vernünftigkeit der Inkarnation Gottes: „Quasi jeder vernünftige Mensch konnte in Jesus den Messias erkennen", einzig die „verbohrten" Judenchristen, für die Matthäus sein Evangelium schrieb und die es eigentlich besser hätten wissen müssen, weigerten sich, Jesus als Christus anzuerkennen, erläuterte Birnbaum.
Wer dahinter Antijudaismus vermute, müsse wissen: Die Kritik an Herodes und der Obrigkeit zur Zeit Jesu stehe ganz in der prophetischen Tradition. Wie schon im Alten Testament werde die Oberschicht angeklagt, sich zu wenig an Gott auszurichten, so die Bibelwissenschaftlerin.
Der von den Sterndeutern verfolgte Stern von Bethlehem hat aus Birnbaums Sicht nichts „mit Astrologie zu tun". Dass ein Stern aufgeht, sei eine bis heute übliche bildsprachliche Redewendung. „Die Frage, ob es historisch eine solche Sternkonstellation gegeben hat, geht meiner Meinung nach am Text vorbei", so die Bibelwerksdirektorin.
Freilich gebe es immer auch Legendenbildung im Glauben: „Dass Menschen Leerstellen in Texten zum Weiterdenken nützen, also z.B. wissen wollen, wie viele Magier gekommen sind, ist nur natürlich", merkte Birnbaum an. Zwischen Bibeltext und weiterführenden Ausgestaltungen müsse dennoch differenziert werden. Wenn manche Heilswahrheiten aus den Texten durch weiteres Nachdenken erst offenbar werden, könne man sie aber auch nicht einfach als „erfunden" darstellen. Die Bibelwerksdirektorin erinnerte daran, dass sich auch die Christologie erst nach und nach entwickelte. „Jede weitere Ausgestaltung muss sich aber natürlich hinterfragen lassen, ob sie noch auf der Basis des Bibeltextes steht."
Die lateinische Kirche des Westens begeht am 6. Januar das Hochfest Epiphanie, volkstümlich „Heilige Drei Könige“.
(kap – gs)
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