D: Erstmals wird eine Frau Generalsekretärin der Bischofskonferenz
Die 50-jährige Theologin ist bisher Familien-, Kinder- und Jugenddezernentin im Ordinariat des Bistums Limburg. Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing, schon bisher als Limburger Bischof ihr Vorgesetzter, würdigte Frau Gilles als „theologisch versiert, kirchlich loyal und rheinisch-katholisch-humorvoll.“ Sie wird Nachfolgerin von Jesuitenpater Hans Langendörfer, der nach fast 25 Jahren im Amt unlängst in Ruhestand gegangen ist.
Gilles sprach bei der Online-Pressekonferenz von einem „sehr bewegenden Moment“. Sie schaue „mit großem Respekt auf die Zukunft" und wolle „für die Zukunft der Kirche einstehen“. Sie sei zwar keine Feministin, aber „eine selbstbewusste Frau“ – und, wie sie auf Nachfragen verriet, auch eine „Ausdauersportlerin“.
„Was mich hier erwartet, ist eine große Herausforderung. Das Vertrauen in die katholische Kirche wird weniger… Es ist deutlich zu spüren, dass ein Wunsch nach Veränderung da ist.“ Der Synodale Weg – so heißt der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland – tue der Kirche gut, urteilte Gilles, die ihr Amt Anfang Juli antreten wird.
Die künftige Generalsekretärin der Bischofskonferenz wies auch darauf hin, dass die Ressourcen der katholischen Kirche in Deutschland allmählich knapper werden. „Wichtig wird es sein, dass das Wofür der Kirche da im Fokus steht. Wir müssen schauen, was wir bewirken wollen. Ich bin mir bewusst, dass da schon viele Prozesse auf dem Weg sind. Das wird für mich bedeuten, dass ich schnell Fahrt aufnehmen muss.“ Sie freue sich „auf diese Zeit und auf die Zusammenarbeit“.
Am Mittwoch Studientag zu Kirchenaustritten
Bischof Bätzing stellte bei der Online-Pressekonferenz die Themen vor, mit denen sich die Bischofskonferenz schon seit Dienstagmorgen beschäftigt. Zur Corona-Krise sagte er: „Dass wir zusammenhalten in dieser Gesellschaft und in der Kirche, das ist das Wichtigste!“
Im Synodalen Weg kämen die Themen, die den Katholiken heute unter den Nägeln brennen, auf den Tisch, so Bätzing. Einen eigenen Studientag werden die Bischöfe am Mittwoch dem Thema Kirchenaustritte widmen. „Das sind nicht Zahlen, das sind Menschen! Was sagen diese Zahlen? Dazu dient der Studientag. Hierzu suchen wir das Gespräch mit vielen. Was sind die Gründe für eine Erosion der kirchengebundenen Religiosität? Es ist ein Problem der Institution Kirche und ihrer Bindungskraft.“
Missbrauchs-Aufarbeitung: Betroffene sollen stärker zu Akteuren werden
Eines der ‚heißesten‘ Themen der virtuellen Gespräche unter den Bischöfen ist die Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauchskandalen. „Das ist ein Thema, das uns seit vielen Jahren beschäftigt. Wir haben hier als Bischöfe unser Aufgaben-Portfolio; daran müssen und werden wir sehr intensiv arbeiten. Hier will ich aber auch sagen, dass wir auch Fortschritte machen… Wir haben das Feld der Anerkennungs-Leistungen ganz neu ausgerichtet und aufgestellt… Dennoch wissen wir: Das alles reicht nicht aus, um Betroffenen Gerechtigkeit zu schaffen.“
Betroffene sollten bei der Aufarbeitung und Prävention noch stärker „zu Akteuren werden“, die Kirche könne die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale nicht alleine leisten.
Eucharistiegemeinschaft: Weitere Gespräche nötig
Weiteres Thema, über das Bischof Bätzing vor der Presse referierte: ärztlich begleiteter Suizid. „Hier ist unsere Position als katholische Kirche sehr klar… Wir spüren, dass doch viele Politiker unsere Positionierungen wollen und brauchen, um hier gesetzliche Grundlagen zu schaffen, die vor allem Leben schützen. Leben von Anfang an, Leben bis zuletzt.“ Zum Thema Palliativmedizin wollen sich die Bischöfe demnächst „sehr stark in der Öffentlichkeit positionieren“.
Eher vorsichtig äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zum umstrittenen Papier des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK), das eine ökumenische Mahlgemeinschaft ins Gespräch bringt. „Hier hat in der Zwischenzeit eine erhebliche theologische Arbeit in verschiedenen Kommissionen stattgefunden. Wir werden verabreden, wie wir die nächsten Schritte gehen.“ Die Frage lasse sich „nicht ohne Gespräch klären“. Auf Rufe nach praktizierter Mahlgemeinschaft beim bevorstehenden Ökumenischen Kirchentag vom Mai ging der Limburger Bischof nicht ein.
Auf die Nachfrage von Journalisten hin nahm Bischof Bätzing auch zum Streit um Missbrauchs-Aufarbeitung im Erzbistum Köln Stellung. „Kardinal Woelki hat sich in den letzten Wochen mehrfach geäußert und für seine Position geworben sowie um Vertrauen gebeten, dass am 18. März eine schonungslose Aufklärung geleistet wird. Ich glaube Kardinal Woelki, dass sein Aufklärungswille wirklich deutlich und klar ist. Die Unruhe, die entstanden ist, ist mir aber genauso verständlich, und sie treibt mich auch um… Ich habe mehrfach mit dem Kardinal gesprochen und ihm auch die Alternative genannt, die darin bestünde, das erste Gutachten zu veröffentlichen. Der Kardinal hat seine Entscheidung getroffen, und ich glaube, wir werden jetzt bis zum 18. März warten müssen, möglichst ohne Vorverurteilungen zu treffen.“
(dbk/vatican news – sk)
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