Österreich: Gesundes Verhältnis zu Krankheit statt „Gesundheitskult“
Ein gesundes Verhältnis zu Krankheit zeige sich darin, dass diese als Bestandteil des eigenen Lebens zugelassen wird. Der Kampf gegen eine Krankheit und der Wille zum Gesundwerden seien „natürliche Tendenzen im Menschen, die den Heilungsprozess verstärken. Ernsthafte Krankheiten müssen dagegen in die eigene Lebensführung integriert werden“, sagte der Bischof.
Scheuer äußerte sich auch mit Blick auf den bevorstehenden kirchlichen Welttag der Kranken am 11. Februar. In der heutigen Zeit, „die so viel Wert auf Schein und Verpackung legt“, versuchen viele ihre Wunden zu verstecken und zu verbergen, so der Bischof. „Und doch: 'Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren'“, zitierte Scheuer einen Aphorismus des Philosophen Theodor W. Adorno.
Für einen Realismus des Unheils
„In unserem Leben gibt es Behinderung, Krankheit, Sünde, Schwächen und Defizite“, plädierte der Bischof aus christlicher Sicht für einen „Realismus des Unheils“. „Im Glauben dürfen wir uns vom Druck entlasten, innerweltlich Heil herstellen zu müssen. Und wir sind als Christen gerufen, Zeugnis zu geben für die über alle 'Defizite' hinausgehende Würde eines jeden Menschen“, rief Scheuer auf.
In jedem Menschen gebe es ein „Mehr“ gegenüber rein wirtschaftlichen Berechnungen und Kalkülen. „Es sind personale Qualitäten, es ist die Würde der Gotteskindschaft“, sagte der Bischof. Gegenüber den Idealen der „wellness“ sei ein erweiterter Begriff von „Heil“ und „Heilssein“ wichtig, in den sich die Erfahrung von Defiziten integrieren lässt.
(kap-skr)
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