Deutsches Hilfswerk fordert Schuldenerlass für Lateinamerika
„In der Corona-Pandemie dürfen die Banken keine Gewinne auf dem Rücken der von der Wirtschaftskrise besonders betroffen Staaten in Lateinamerika machen“, so Thomas Wieland, von Adveniat. „Notwendig sind deshalb ein Teilerlass und Neuverhandlungen über Auslandsschulden.“
Der Leiter der Projektabteilung des Lateinamerika-Hilfswerks zitierte Studien, wonach in Brasilien in sechs von zehn Haushalten ungewiss ist, ob die Familien ihre Ernährung bis zum Monatsende sicherstellen können. In Argentinien lebten inzwischen mehr als die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. In Mittelamerika steigt die Zahl der Migranten in Richtung USA wieder stark an, weil die Corona-Krise und zwei verheerende Wirbelstürme im Herbst die Wirtschaft zerstört haben. „Die Corona-Pandemie hat Lateinamerika in die schwerste Wirtschafts- und Armutskrise seit Jahren gestürzt“, sagte Wieland.
Franziskus: Ein Gebot globaler Solidarität
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat schließt sich einem Appell von Papst Franziskus an, der bei einem Frühjahrstreffen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder gefordert hat. Dies sei ein Gebot globaler Solidarität, sagte Papst Franziskus. Weiter schlug das Kirchenoberhaupt eine Erhebung der „ökologischen Schulden“ der Industriestaaten vor. Diese seien durch die Kostenübernahme für nachhaltige Entwicklung im globalen Süden zu begleichen.
Ähnlich äußerte sich die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) und forderte in dieser Woche ein Umdenken im Umgang mit den Auslandsschulden der Staaten. „Wir sind mitten in einer Pandemie“, kritisierte CEPAL-Generalsekretärin Alicia Barcena. Die Kreditwürdigkeit eines Landes entscheidet auch darüber, wie hoch die Zinsen sind, die ein Staatshaushalt künftig zu leisten habe.
(pm – gs)
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