Schweiz: Ökumenisches „Lichtschenken“ in Zeiten von Corona
Das erste Licht hat der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin entzündet. Nach über einem Jahr in der Coronapandemie soll zwischen Karsamstag und Pfingstmontag, also bis zum 24. Mai 2021, die schweizweite Solidarität eine Plattform bekommen. Gemeinsam lancieren die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS, die Schweizer Bischofskonferenz SBK, die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz RKZ, die Christkatholische Kirche der Schweiz CKK, die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz AGCK und die Schweizerische Evangelische Allianz SEA dafür die dreisprachige Gedenkseite Lichtschenken.ch.
Die Pressesprecherin der Schweizer Bischofskonferenz, Encarnación Berger-Lobato, erläutert im Gespräch mit Radio Vatikan das Projekt: „Seit über einem Jahr befinden wir uns nun in der Pandemie und wir sind immer noch mittendrin. Viele Menschen haben ihre Liebsten verloren, sind ernsthaft erkrankt, haben ihre Arbeitsstelle verloren oder bangen um ihre finanzielle Zukunft. Deshalb war es der SBK und anderen christlichen Kirchen wichtig, eine ökumenische Solidaritätsaktion zu starten und so ein gemeinsames Zeichen der Hoffnung zu setzen. In der Schweiz ist es für Katholiken zwar möglich, gemeinsam Eucharistie zu feiern, aber nur mit maximal 50 Personen. Große Zusammenkünfte sind weiterhin leider nicht möglich. Ja, deshalb ist dieser Ort der virtuellen Solidarität entstanden und auf www.lichtschenken.ch kann man ganz einfach eine Kerze anzünden und so ein gemeinsames Lichtermeer entstehen lassen. Diese Kerzen werden uns vom Karsamstag bis zum Pfingstmontag begleiten und uns immer wieder daran erinnern, dass Jesus Christus das Licht in unserem Leben ist und dass nicht der Tod die Pandemie besiegen wird, sondern das Leben und die Hoffnung.“
Einladung an alle
Alle Menschen seien eingeladen, auf der entsprechenden Internetseite Gedanken, Grüße und Botschaften verbunden mit einem Licht zu teilen. Dieses leuchte dann im jeweiligen Wohnkanton und könne sogar weiterversendet werden.
„Das funktioniert ganz einfach. Die Webseite ist sehr intuitiv und einfach angelegt. Also zunächst gehen Sie auf die Webseite www.lichtschenken.ch, dann sehen Sie wie viele Kerzen aktuell bereits brennen, Sie können sich auch von aktuellen Lichter-Botschaften inspirieren lassen, oder Sie können sich auch Inspirationen aus der Bibel holen, dann klicken Sie auf ,Zünden auch Sie ein Licht an´ und wenn sie das gemacht haben, dann erscheinen vier Möglichkeiten, wie Sie eine persönliche Kerze kreieren können. Sie können sich entscheiden für ein Licht des Dankes oder ein Licht des Gedenkens oder ein Licht der Verbundenheit oder ein Licht der Hoffnung. Sie brauchen lediglich ihren Vornamen einzugeben, dann muss auch der Name des Wohnkantons eingegeben werden. Sie können ebenso, wenn Sie das wünschen, eine Empfängerin oder einen Empfänger wählen und schließlich können Sie Ihre Lichter-Botschaft formulieren und schließlich klicken Sie auf ,anzünden´ und dann leuchtet ihre virtuelle Kerze bereits.“
Ökumenische Bedeutung
Was von vornherein klar war, es sollte ein ökumenisches Projekt sein, an der sich alle christlichen Kirchen in der Schweiz beteiligten sollten.
„Die Ökumene in der Schweiz ist sehr vielfältig und die einzelnen Kirchen arbeiten immer wieder gemeinsam an Projekten, deshalb war es auch naheliegend, eine Solidaritätsaktion rund um das Thema Licht, Ostern, Pfingsten und Pandemie gemeinsam anzupacken. Wir sind ja alle Schwestern und Brüdern unseres Herrn Jesus Christus, also tutte sorelle, tutti fratelli, zudem macht das Coronavirus nicht halt vor den geistigen oder künstlichen Grenzen, die wir Menschen gesetzt haben. Die Plattform steht übrigens allen zur Verfügung, auch wer sich nicht einer Kirche zugehörig fühlt, kann dort eine Kerze anzünden.“
Bundespräsident bedankt sich
Der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin dankte in Zusammenhang mit der Aktion allen Menschen und Institutionen, „die sich in der Coronakrise engagieren und helfen, sie zu bewältigen“. Wörtlich sagte er: „Zu Ostern ist dieses Licht ein Symbol der Hoffnung. Ich lade alle ein, auf Lichtschenken.ch in den nächsten fünfzig Tagen ebenfalls eine Kerze anzuzünden und so ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft zu setzen“, so der Bundespräsident.
Bischof Gmür hebt Hoffnungsgedanken hervor
Für Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizerischen Bischofskonferenz SBK, können Lichter des Gedenkens und der Hoffnung einander begleiten: „Mitmenschen durch den Coronatod zu verlieren ist sehr traurig. Wir vergessen die Toten nicht und trösten einander. Dafür schenken wir uns gegenseitig ein Licht. Es gibt Hoffnung auf Leben.“
Frustration und Schuldweisungen die Stirn bieten
Rita Famos, Präsidentin der EKS, betont, wie wichtig es in diesen Tagen ist, das Osterlicht, das das Leben symbolisiert, weiterzugeben. „Lichtschenken.ch wird eine ganz andere Art von Corona-Demonstration sein: Eine Demonstration unseres Zusammenhalts und unserer Zuversicht. Denn eigentlich sind wir doch Protestleute gegen den Tod in all seinen Varianten. Indem wir Licht schenken, bieten wir Frustration, Müdigkeit, Trauer und Schuldzuweisungen die Stirn.“
Auch die Schweizerische Evangelische Allianz SEA unterstützt die Initiative. Sie sieht im Licht einen Hoffnungsschimmer in dieser herausfordernden Zeit. „Gott ist uns nahe, auch in größter Dunkelheit. Und die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort. Das ist die hoffnungsvolle Botschaft von Ostern, an die wir mit der Aktion ,Licht schenken´ erinnern“, so der Co-Generalsekretär der SEA, Andi Bachmann-Roth.
(vatican news/sbk – mg)
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