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Pater Franziskus Jordan, Gründer der Ordensgemeinschaften der Salvatorianer und der Salvatorianerinnen Pater Franziskus Jordan, Gründer der Ordensgemeinschaften der Salvatorianer und der Salvatorianerinnen 

Neuer Seliger mit Horizont: der deutsche Ordensgründer P. Jordan

Salvatorianer und Salvatoriannerinnen haben bald Grund, groß zu feiern: Ihr Ordensgründer P. Franziskus Jordan wird am 15. Mai in Rom selig gesprochen. Wer war der 1918 verstorbene Deutsche, der Dutzende Sprachen sprach, in Rom wirkte und eine neuartige Vision von katholischer Gemeinschaft hatte? Gespräch mit einer Salvatorianerin in Rom.

Schwester Brigitte Thalhammer stammt aus Österreich und dient ihrer Ordensgemeinschaft als Generalökonomin. Pater Jordans Lebensgeschichte beginnt sie mit dieser Aussage: „Dass er einmal ein Gründer einer internationalen Ordensgemeinschaft sein sollte, ist ihm sicher nicht in die Wiege gelegt worden.“ Johann Baptist Jordan kam 1848 in Baden als Sohn einer einfachen, armen Familie zur Welt.

„Er hat früh seinen Lebensunterhalt verdienen müssen und sich auf die Walz begeben. Das war eine wichtige Erfahrung für ihn, verschiedene Lebensrealitäten kennenzulernen, die Folgen der Industriellen Revolution, die Armut und Unbehaustheit vieler Menschen. In ihm ist der Entschluss gereift, Priester zu werden.“

Sr. Brigitte Thalhammer
Sr. Brigitte Thalhammer

Vom Maler und Tapezierer zum Priester – das war nur möglich dank vieler Förderer. Die Weihe empfängt er 1878 mit 30 Jahren in Freiburg, die Primiz muss er wegen des Kulturkampfes in der Schweiz feiern. Der Bischof, der die geradezu unwahrscheinliche Begabung des jungen Geistlichen erkennt, schickt ihn zum Studium nach Rom. Dort lernt er Sprachen, moderne, aber vor allem auch alte, orientalische. Bis zu 50 Sprachen soll Johann Baptist Jordan verstanden und einige Dutzend gesprochen haben. Das weitet den Horizont. Dazu kommt eine einschneidende Reise in den Orient.

„Dort hat er viele neue Erfahrungen gemacht mit koptischen Christen und Muslimen, die Welt des Nahen Ostens, das hat seine Perspektive sehr geweitet. Und hat das verstärkt, was wir Universalität nennen. Man sagt, dass er bei dieser Libanonreise für sich gespürt hat, ich bin berufen, etwas zu gründen.“

„Für ihn war ein Anliegen, dass Menschen Christus kennenlernen können als der, der heilt, aufrichtet, der Sinn gib“

1881 entstand der spätere Salvatorianer-Orden als Gründung Pater Jordans. Sieben Jahre später dann der weibliche Zweig, der Orden der „Schwestern des Göttlichen Heilandes“, den der Priester zusammen mit der deutschen Freifrau Therese von Wüllenweber ins Leben rief. Das geistliche Grundanliegen Pater Jordans fasst Schwester Brigitte Thalhammer so zusammen:

„Für ihn war ein Anliegen, dass Menschen Christus kennenlernen können als der, der heilt, aufrichtet, der Sinn gibt. Insofern apostolische Lehrgesellschaft, um auch ein Verstehen und Wissen zu vermitteln, nicht nur Wissen mit dem Kopf, um Wissen anzuhäufen, sondern um ein Verstehen zu ermöglichen, Leben und die Worte der heiligen Schrift zusammenzubringen.“

Innovative Sicht auf den Auftrag der Christen

Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan – so der volle Ordensname des neuen Seligen – hatte eine ganz innovative Sicht auf das, was Christen in der Gesellschaft bewirken können. „Das eine“, erklärt Sr. Brigitte, „war die Stellung der Frau, das zweite das Apostolat für alle Menschen. Das heißt, dass nicht nur die Priester dazu berufen sind, in der Verkündigung tätig zu sein, sondern alle.“

Hier zum Hören:

Ein solcher Blick auf christliches Leben war in der Kirche des späten 19. Jahrhundert keineswegs leicht umzusetzen, wie Pater Jordan bald erfahren sollte.

„Der ursprüngliche Plan für die Gemeinschaft war eine Gründung in 3 Stufen, wobei die erste Stufe Platz bieten sollte für Männer und Frauen, Laien und Priester. Er hat da keine Trennung gemacht. Gemeinsam sollten sich Frauen und Männer für das Reich Gottes einsetzen. Später ist das im Prozess der Ordensgründung vom Vatikan so nicht akzeptiert worden, es wird einmal bezeichnet als eine Arche Noah, und das geht doch nicht – man kann nicht Frauen und Männer in einer Gemeinschaft haben, nicht Laien und Priester so zusammenbringen, das war dann so nicht möglich, es sind die klassischen Ordensgemeinschaften entstanden für die Männer und die Frauen. Aber auch schon damals eine Laiengemeinschaft.“

Die Salvatorianerinnen: 1000 Schwestern überall

Das Haus, in dem Brigitte Thalhammer mit den Mitschwestern der Generalleitung lebt, ist eine kleine Wohnung in einem stattlichen Bau auf dem römischen Hügel Gianicolo, auf der Vatikan-Seite des Tibers. Gleich daneben liegt das Ordenskrankenhaus Salvator Mundi. Die Salvatorianerinnen, knapp 1000 auf der ganzen Welt, sind in 30 Ländern auf allen Kontinenten außer Australien vertreten.

„Unser Hauptauftrag ist es, Jesus zu verkünden als Heiland auf der Welt. Mit allen Mitteln, die die Liebe Christi eingibt. Das ist ein sehr weites Charisma, eine weite Spiritualität. Von der Vergangenheit her sind wir sehr geprägt von den traditionellen Rollen, die den Frauenorden von der Kirche zugespielt wurden, also Erziehung und Krankenpflege. Das waren die üblichen Tätigkeitsfelder für Ordensfrauen. Aber das ändert sich jetzt wieder. Wir entdecken unsere Weite wieder.“

Denn grundsätzlich, erklärt Schwester Brigitte, können Salvatorianerinnen dank der Spannweite ihres Auftrags überall und in allen Bereichen tätig sein. Was das konkret heißt?

„Eine Mitschwester arbeitet in einer Blutzentrale als medizinisch-technische Assistentin. Eine andere ist Schriftstellerin, eine ist Künstlerin. In Indien haben wir eine Mitschwester, die sich für Transgender-Personen einsetzt. In Tansania haben wir ein Farmprojekt für nachhaltige Landwirtschaft gestartet. Und ein Schwerpunkt, der in allen Einheiten gelebt wird, ist der Einsatz gegen Menschenhandel.“

„Er war nicht einer, der sich in den Mittelpunkt gestellt und gesagt hat, ich bin der Große“

Seligsprechung in Rom - aber trotzdem dezentral

Nun also wird Pater Jordan am 15. Mai in Rom seliggesprochen, 93 Jahre nach seinem Tod 1918. Ein Wermutstropfen ist, dass von der weitverstreuten Familie der Salvatorianer und Salvatorianerinnen wegen der Pandemielage kaum jemand anreisen kann. Aber auf gewisse Weise ist dieses Dezentrale ein Leitfaden in Pater Jordans Leben, vermerkt Sr. Brigitte Thalhammer.

„Er war nicht einer, der sich in den Mittelpunkt gestellt und gesagt hat, ich bin der Große. Seine Priesterweihe hat in der Schweiz stattfinden müssen, auch sein Sterben: es war der Erste Weltkrieg, er hat Rom verlassen müssen und ist in die Schweiz gegangen und dort bei einer anderen Schwesterngemeinschaft in deren Altersheim gestorben. Weit weg von seiner Gemeinschaft, am Rande. Und bei seiner Seligsprechung ist es wieder so, dass es nur im kleinen Rahmen so sein kann. Auch wenn wir es uns so nicht gewünscht haben - es passt zu ihm!“

(vatican news)

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23. April 2021, 15:30