Bischof Heiner Wilmer SCJ Bischof Heiner Wilmer SCJ 

D: Bischof begrüßt Namibia-Abkommen

Als „wichtigen Schritt auf dem Weg der Versöhnung“ wertet der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Heiner Wilmer, die Vereinbarungen der Bundesregierung mit Namibia.

„Das Abkommen mit Namibia und insbesondere die offizielle Anerkennung, dass das deutsche Kolonialregime einen Völkermord an den Herero und Nama begangen hat, stellt einen wichtigen Fortschritt dar. Die Bundesregierung stellt sich konkret der historischen Verantwortung. Das verdient Respekt“, so Bischof Wilmer in einer Stellungnahme. „Mit diesem Abkommen ist eine wichtige Wegmarke gesetzt auf einem Weg, den die Gesellschaften in Namibia und Deutschland in Zukunft miteinander gehen müssen. Das wahrhaftige Anerkennen von Schuld und Verantwortung macht den Weg frei für weitere Schritte der Zusammenarbeit und der Versöhnung.

Das Abkommen sei ein bedeutsamer Schritt in der langfristigen gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe und stelle über Deutschland und Namibia hinaus ein ermutigendes Beispiel beim Umgang mit dem toxischen kolonialen Erbe dar: „Die Folgen der Kolonialgeschichte prägen viele Gesellschaften sowie die internationalen Beziehungen nachhaltig. Sie stellen oftmals eine empfindliche Störung unserer gemeinsamen Handlungsfähigkeit dar. Eine aufrichtige und selbstkritische Auseinandersetzung mit dieser komplexen Geschichte ist eine Voraussetzung für den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen. Das schließt ausdrücklich die europäische Dimension dieser Thematik mit ein“, so Bischof Wilmer.

Abkommen muss mit Leben gefüllt werden

Er gab zugleich zu bedenken: „Das Abkommen wird seine produktive Wirkung allerdings nur dann entfalten, wenn es von den gesellschaftlichen Akteuren in Deutschland und Namibia mit Leben gefüllt wird. Denn der Umgang mit den Folgen des Kolonialismus kann nur gemeinsam geschehen und ist keineswegs nur eine Aufgabe des Staates. Die katholische Kirche wird sich in diesen Prozess einbringen.“

Am Freitag hatte Maas die Ergebnisse der mehrjährigen Gespräche zwischen Deutschland und Namibia bekanntgegeben. Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie. Im Mittelpunkt des Dialogs standen die Geschehnisse zwischen 1904 und 1908, als deutsche Truppen unter Lothar von Trotha (1848-1920) Zehntausende Herero und Nama töteten. Für diesen Völkermord wird Deutschland Maas zufolge die historische und moralische Verantwortung übernehmen. Zudem wolle die Bundesrepublik als „Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids, das den Opfern zugefügt wurde“, in den kommenden 30 Jahren rund 1,1 Milliarden Euro in Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte in Namibia investieren.

(pm/kna – pr)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

30. Mai 2021, 15:47