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Die Geschichte

Kloster Fahr: „Laudato si“-Garten und 1 Auto für 20 Schwestern

Vor genau einer Woche, am 21. Mai, wurde im Kloster Fahr der erste „Laudato si“-Garten der Deutschschweiz eröffnet. Die Idee dazu hatte Novizin Judith Samson. Dank ihr können die Besucher nun nicht nur die Kräuter- und Blumenpracht genießen, sondern auch etwas mehr über die Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus erfahren.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Im Interview mit Radio Vatikan berichtet die „Laudato si“-Botschafterin auch, wie die Schwestern versuchen, nachhaltig zu leben. Und sie gibt Tipps,  was jeder von uns tun kann.  

Die 43-jährige Judith Samson aus dem Münsterland ist seit gut einem Jahr Novizin im Kloster Fahr in der Schweiz, bei den Benediktinerinnen vor den Toren Zürichs. Eine Corona-bedingte Quarantäne im Kloster brachte sie auf den Gedanken, den kostenfrei und öffentlich zugänglichen, beliebten Klostergarten zum „Laudato si“-Garten umzugestalten, berichtet die Deutsche im Interview mit uns.

Propsteigarten, Schulgarten, Laudato si-Garten

Novizin Judith Samson: Papst Franziskus hat ja vor sechs Jahren die Enzyklika „Laudato si“ herausgegeben und hat darin dringend aufgerufen, dass alle Menschen in Aktion treten. Und dieser Garten ist für die Benediktinerinnen hier, wie für Benediktiner überhaupt, ganz zentral. Er war immer schon wichtig, damals als Propsteigarten, dann als Schulgarten; bis 2013 gab es eine Bäuerinnen-Schule. Für Schwester Beatrice ist schon lange Nachhaltigkeit ein ganz wichtiger Faktor; der Schutz einheimischer Sorten und Insekten; Weiden zu schaffen… Wir befinden uns hier in einer touristischen Oase im Limmattal, und die Menschen strömen am Wochenende hierher – Menschen jeden Alters. Paare, Familien, Singles.

Als ich eingetreten bin, war ja Corona-Zeit, und als ich in Quarantäne war, sah ich genau auf den Garten. Da habe ich gesehen, dass die Menschenmassen reinströmen. Und so habe ich gedacht, oder der Heilige Geist hat es mir eingegeben: Das ist der Ort, wo man die Botschaft von Papst Franziskus wunderbar den Menschen nahe bringen könnte.

Hier im Audio: Radio Vatikan Interview mit Novizin Judith Samson zu Umweltschutz und dem Laudato si-Garten des Klosters Fahr (Schweiz)

„Das ist der Ort, um die Botschaft von Papst Franziskus den Menschen nahe zu bringen“

 Novizin Judith Samson im Laudato si Garten des Klosters Fahr
Novizin Judith Samson im Laudato si Garten des Klosters Fahr

Radio Vatikan: Und was haben Sie dann gemacht, wie ging es dann konkret weiter?

Novizin Judith: Ich war vorher schon Laudato si-Botschafterin. Das ist eine Ausbildung der katholischen globalen Klimaschutz-Bewegung. Die bieten Menschen, die sich besonders engagieren wollen im Verbreiten der Enzyklika, eine vertiefte Ausbildung, um ein vertieftes Wissen zu vermitteln, damit man selbst dann als Multiplikator wirken kann in der jeweiligen Umgebung und mit den Mitteln, die man hat. Man verpflichtet sich, die Anliegen mit ins Gebet aufzunehmen, aber eben auch zu Aktionen für die Sorge und für die Bewahrung der Schöpfung.

Wieder konkret in Kontakt mit dem Schöpfer kommen

Radio Vatikan: Und Sie hatten eine Idee für eine konkrete Aktion mit dem Garten beim Kloster Fahr. Wie sah das dann genau aus?

Novizin Judith: Ich habe dann der Priorin und der Gemeinschaft vorgeschlagen, dass wir Zitate aus der Enzyklika, die passend sind, an verschiedenen Orten im Garten anbringen könnten, so dass die Menschen Gelegenheit haben, nicht nur die Natur zu bewundern, sondern eben auch wieder in Kontakt mit dem Schöpfer kommen zu können. Das hielten alle für eine gute Idee, und dann haben wir angefangen, uns überlegen, wie das konkret aussehen könnte.

 Zitate von Papst Franziskus und Verse der Dichterin und Ordensfrau Silja Walter
Zitate von Papst Franziskus und Verse der Dichterin und Ordensfrau Silja Walter

Wir haben ja in unserem Kloster eine ganz bekannte Dichterin gehabt, Silja Walter, die hier als Schwester Maria Hedwig im Kloster lebte - und die sehr inspiriert war von der sie umgebenden Schöpfung hier. Und das passte einfach wahnsinnig gut. Also meinte die Priorin, es wäre doch eine schöne Idee zu sehen, ob es nicht passende Texte von ihr gibt, die mit denen von Papst Franziskus korrespondieren. So haben wir die Idee gehabt,  dass wir jeweils ein Zitat in Dialog bringen mit einem Text von Silja Walter.

Radio Vatikan: Haben Sie da vielleicht auch ein konkretes Beispiel, woran Sie sich noch erinnern? Ein paar Verse oder ein Thema, wo Silja Walter schon ähnliche Gedanken hatte wie Papst Franziskus dann bei „Laudato si“?

Novizin Judith: Also, damals in den 70-er Jahren war Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung auch schon ein großes Thema. Dazu hat sie viele Auftragsarbeiten geschrieben. Fastenopfer ist hier eine große Hilfsorganisation, die sich international einsetzt. Die haben damals Silja Walter beauftragt, ein Lied zu schreiben. Es ging es um den Kontakt mit internationalen Partnerkirchen auch in der Dritten Welt, und gleichzeitig um die Bewahrung der Schöpfung. Da hat sie ein Lied geschrieben, in dem es heißt:  „Gott gib, dass die Lauen, Lahmen, die wir doch Salz der Erde heißen, diese Welt dem Zerfall entreißen". Das beispielsweise fand ich genau passend zu dem, was jetzt noch das Anliegen von Papst Franziskus ist.

Besucher im Laudato si Garten des Klosters Fahr
Besucher im Laudato si Garten des Klosters Fahr

Radio Vatikan: Wie waren denn die Reaktionen der Besucher, wie kommt das Projekt an?

Novizin Judith: Jetzt ist es noch ein ganz frisches Projekt. Wir haben den Garten am Freitag vor Pfingsten eingeweiht,  eben bewusst in der Laudato si–Woche, die ja auch bewusst an Pfingsten endete mit dem Pfingstereignis, damit der Heilige Geist jetzt weiter wirken und uns beflügeln kann. Bisher sehen wir, dass die Menschen sehr interessiert die Tafeln lesen. Und die Mitbrüder in Einsiedeln -  wir sind ja das letzte Doppelkloster, das es weltweit gibt - von unseren Brüdern in Einsiedeln gab es auch schon einzelnes positives Feedback dazu.

Benediktinerinnen in Fahr unterstützen Projekt auf den Philippinen

Radio Vatikan: Sie haben es gerade schon gesagt, mit dem Ende des „Laudato si“-Jahres und der „Laudato si“-Woche ist natürlich jetzt noch nicht alles vorbei. Es geht darum, den Gedanken der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus weiterzutragen und das Schreiben weiter aktiv umzusetzen. Dazu hat der Vatikan jüngst eine neue Aktionsplattform im Internet gestartet. Haben Sie auch schon Gedanken, wie Sie da aktiv werden können?

Novizin Judith: In vielem sind wir da schon mit auf dem Weg, etwa, was den Schrei der Erde angeht, beispielsweise Schutz der Biodiversität. Im Garten pflanzen wir bewusst heimische Kräuter und Nutzpflanzen sowie Heilkräuter, keine exotischen Pflanzen. Wir haben unsere Landwirtschaft verpachtet, und die wird auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Wir haben die Impulstexte aus dem „Laudato si“-Garten auch auf Postkarten gedruckt, und die werden in unserem Klosterladen verkauft. Der Großteil des Erlöses geht an ein Fastenopfer-Projekt, um auf den Philippinen Mangrovenwälder wieder aufzuforsten, die vor allen Dingen wichtig sind für die Lebenssicherung der dortigen Fischer-Familien.

„Einen nachhaltigen Lebensstil pflegen wir als Benediktinerinnen sowieso: Wir teilen uns mit 20 Schwestern im Konvent ein Auto“

Einen nachhaltigen Lebensstil pflegen wir als Benediktinerinnen sowieso: Wir teilen uns mit 20 Schwestern im Konvent ein Auto, wir recyceln möglichst viel, wir sortieren Müll, wir machen auch viel Upcycling mit kreativen Ideen und versuchen, möglichst unseren Müll zu reduzieren. Milch wird etwa frisch von einem regionalen Bauern angeliefert. Wir versuchen auch saisonal zu essen: Wir essen eigentlich nur das Obst aus dem eigenen Garten und kaufen vielleicht mal Äpfel dazu. Das Gemüse kommt auch zum Teil aus dem „Laudato si“-Garten, ebenso wie die Kräuter.

„Ab Ende Juni wird es durch den „Laudato si“ Garten Führungen zur Schöpfungsspiritualität geben“

Natürlich ist ökologische Spiritualität eines unserer Kernthemen als Benediktinerinnen. Wir nehmen Schöpfungs-Themen seit 2020 beispielsweise in der Schöpfungszeit im Oktober mit auf, im Stundengebet, in den Eucharistiefeiern. Ab Ende Juni wird es durch den „Laudato si“-Garten Führungen zur Schöpfungsspiritualität geben, und wir haben uns dem Netzwerk kontemplativer Gemeinschaften zur Bewahrung der Schöpfung angeschlossen.

Was jeder von uns für Umweltschutz tun kann

Radio Vatikan: Wie kann das Otto-Normalverbraucher im Alltag schaffen, umweltbewusster und nachhaltiger zu leben? Haben Sie noch konkrete Tipps?

Novizin Judith: Was mir besonders gefällt in der Enzyklika, ist, was der Papst auch in Anlehnung an Therese von Lisieux mit den kleinen Schritten sagt: Jeder kann etwas in seinem Umfeld tun. Er sagt, wir sollen einfach da schauen, wo wir sind an unserem Arbeitsplatz, in unserer Familie, bei unseren Freunden. Wenn wir etwas wiederverwerten oder wenn wir die Heizung etwas niedriger stellen, beispielsweise, und uns stattdessen etwas wärmer anziehen, wenn wir bewusst Wasser sparen… All diese Dinge helfen. Das sind zwar für uns Kleinigkeiten, aber in der Summe machen die eine Menge aus. Oder wenn wir bewusst drauf achten, nachhaltig aus der Region zu kaufen, vielleicht auf dem Markt, vielleicht auch das ein oder andere fair gehandelte Produkt -  natürlich so, wie wir es uns auch leisten können.

„Viele kleine Dinge schaffen eine Bewusstseinsveränderung“

Ich denke, viele kleine Dinge schaffen eine Bewusstseinsveränderung, und dann wird sich schon automatisch zeigen, wenn wir mit einem wachen Geist durch unser Leben gehen, wo wir noch etwas tun können. Ohne, dass wir uns da, denke ich, unter Druck setzen müssen. Es reicht, denke ich, sich bewusst zu werden, mit kleinen Dingen anzufangen und dann offen zu bleiben, denn die Dinge, die wir machen können, kommen dann auf uns zu, davon bin ich überzeugt.

 Der Eingang zum Laudato si Garten des Klosters Fahr
Der Eingang zum Laudato si Garten des Klosters Fahr

Öffnungszeiten und Führungen im Laudato si-Garten des Klosters Fahr

Der Laudato si-Garten des Klosters Fahr bei Zürich ist öffentlich und kostenfrei zugänglich, von ca. 8.30 - 17.30 Uhr.  Das Kloster Fahr bietet Gartenführungen im Laudato si-Garten mit Schwester Beatrice Beerli und ab Ende Juni auch Führungen zur Schöpfungsspiritualität mit Novizin Judith Samson.  Gruppengrösse max. 14 Personen, Kosten pauschal CHF 150.  Anmeldung 043 455 10 40 (Mo-Do) oder info@kloster-fahr.ch.

Karten mit Inputtexten sind im Klosterladen käuflich erhältlich. Der Erlös wird für ein Mangrovenwälder-Projekt auf den  Philippinen von Fastenopfer gespendet.

Weitere Informationen auf der Internetseite des Klosters Fahr zum Laudato si- Garten.

Das Video zum Laudato si-Garten stammt von kath.ch.

(vatican news - sst) 

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28. Mai 2021, 09:47