Unser Buchtipp: „Weil Gott es so will“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Jedenfalls kann man das Buch, das die Benediktinerin Philippa Rath herausgegeben hat, nicht so einfach aus der Hand legen. Denn unter dem Titel „Weil Gott es will“ bietet es eindringliche, zum Teil sehr persönliche Texte von 150 Frauen auf, die unmittelbar berühren.
Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Mit „Ordinatio sacerdotalis“ von 1994 hat Johannes Paul II. in aller Klarheit festgeschrieben, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“. Papst Franziskus hat das vor kurzem ausdrücklich bekräftigt.
Trotz allem - eine bewegende Lektüre
Dieser Entscheid des römischen Lehramts ist verbindlich, und die katholische Kirche hat das Recht, festzulegen, wen es unter welchen Bedingungen zum Priester weihen will und wen nicht. Dessen ungeachtet liest man die Textsammlung „Weil Gott es so will“ mit Gewinn und tiefer innerer Bewegung.
Zum einen ist Philippa Rath in der Abtei St. Hildegard von Eibingen am Rhein eine direkte Nachfolgerin der hl. Hildegard von Bingen – sie macht die prophetische, manchmal unbequeme Stimme dieser großen und nichtkonformistischen Heiligen für die heutige Zeit neu hörbar. Dass Hildegard im Mittelalter auf Predigtreise durch deutsche Bistümer zog, ist heute noch ein aufregender Gedanke.
Von der Größe der christlichen Berufung
Zum anderen wird in dem Buch auf manchmal erschütternde Weise etwas von der Größe der christlichen Berufung spürbar. Wir sind heute daran gewöhnt, von der Krise geistlicher Berufungen zu sprechen; da ist es ergreifend, zu sehen, „welches Potential an Berufungen, an Geistkraft und an Charismen“ es in der Kirche in Deutschland gibt.
Nein, die Debatte über eine Priesterweihe für Frauen ist nicht mehr offen. Aber weiter offen, schmerzhaft offen ist doch die Frage, wie die katholische Kirche Frauen den gebührenden Raum geben kann. Wie ernst diese Frage ist, das macht „Weil Gott es so will“ überdeutlich.
Ein Zitat von Edith Stein
Übrigens kommt, statt eines Vorworts, auch die hl. Edith Stein in dem Buch zu Wort. Die hat 1931 in einem Vortrag mit Blick auf das Priestertum der Frau geäußert: „Dogmatisch scheint mir nichts im Wege zu stehen, was es der Kirche verbieten könnte, eine solche bislang unerhörte Neuerung durchzuführen“…
Philippa Rath (Hg.), Weil Gott es so will – Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin, Herder Verlag Freiburg, ca. 25 Euro
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