D: Kardinalstaatssekretär Parolin bei Bahnhofsmission in Berlin
Der Kardinal besuchte so etwa die Bahnhofsmission in der Bundehauptstadt, die übrigens die älteste ihrer Art in Deutschland ist. „Hier kann man alles ansprechen", berichtet ein Besucher der Einrichtung dem Vatikandiplomat. Ein Satz, der bei dem Kardinalstaatssekretär hängen bleibt und ihm sichtlich gefällt. „Schön, dass Sie das sagen. Es zeigt nicht nur die materielle Seite, sondern auch, dass Sie hier Zuneigung und Herzlichkeit empfangen", so Parolin.
Neben der Bahnhofsmission ließ er sich auch über das Caritas-Arztmobil und über ein Duschmobil für obdachlose Frauen informieren. Beide machten auf dem Bahnhofsvorplatz Station. Es ist ein fast heimlicher Besuch an diesem verregneten Tag. Nicht Würdenträger sollen im Mittelpunkt stehen, sondern die Menschen, die in der Hauptstadt Hilfe benötigen - und vor allem jene, die sie leisten.
„Ich bringe Segen und Ermutigung des Heiligen Vaters für Eure Arbeit", sagt Parolin. Und später betont er im Gespräch mit den ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Bahnhofsmission: „Hinter jedem leidenden Menschen steht das Angesicht Christi. Ihr bezeugt die Nähe der Kirche zu den Menschen". Parolin geht es bei dem Besuch vor allem ums Zuhören. Ab und zu fragt er gezielt nach: „Warum kommen die Menschen? Sind es alles Wohnungslose? Kommen seit Corona mehr Menschen, die Hilfe brauchen?"
Mehr als 200 Lebensmittelportionen täglich
Derzeit gibt die Bahnhofsmission täglich bis zu 200 Portionen Lebensmittel aus, erfährt der Kardinal. Tendenz steigend. „Durch Corona gibt es mehr Hilfsbedürftige", bestätigt Ulrike Reiher, Leiterin der Bahnhofsmission am Ostbahnhof. Auch das Caritas-Arztmobil, das seit 1995 unterwegs ist, hat während der Pandemie mehr Zulauf bekommen: Menschen ohne Krankenversicherung haben dort zum Beispiel die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Dabei geht es auch darum, „verloren gegangenes Vertrauen" in öffentliche Einrichtungen wiederherzustellen, wie Projektleiter Martin Weber erläutert. Das medizinische Angebot sei bewusst niedrigschwellig.
Die Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen, Rita Brandt, erklärt dem Geistlichen, warum das Duschmobil für wohnungslose Frauen wichtig ist: „Meistens sieht man es ihnen nicht an, dass sie obdachlos sind. Sie wollen ihr Gesicht wahren. Wir können ihnen mit unserer Einrichtung ihre Würde zurückgeben."
Würde für Wohnungslose
Wohnungslose Frauen können in dem umgebauten Kleintransporter duschen und sich frische Kleidung abholen. Etwa 9.000 Obdachlose gibt es in Berlin, 30 Prozent davon sind Frauen. Zumeist Frauen sind es auch, die dem Kardinal aus Rom bei seinem Besuch Rede und Antwort stehen. „In der Caritas gibt es viele weibliche Führungskräfte", betont die Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka mit einem Lächeln. „Nicht nur in der Caritas", fügt der Berliner Erzbischof Heiner Koch hinzu, der den Kardinalstaatssekretär gemeinsam mit Nuntius Nikola Eterovic begleitet. Für Kostka ist die Leitungsverantwortung von Frauen in der Kirche ein zentrales Anliegen - ist es doch auch Thema beim Synodalen Weg, dem laufenden Reformdialog der deutschen Katholiken. So betont Kostka beim Abschied von Parolin: „Grüßen Sie den Heiligen Vater herzlich. Und sagen Sie ihm: Frauen können in der Kirche viel leisten!"
(kna - sst)
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