Sant'Egidio-Gründer Riccardi erhält Bundesverdienstkreuz
Dabei unterstrich der Botschafter den Einsatz Riccardis und der von ihm geleiteten weltweit tätigen Gemeinschaft für Hilfsbedürftige, darunter Konfliktopfer, Arme, Obdachlose, Kranke oder Geflüchtete. „Keine Angst zu haben, keine Mauern aufzuziehen, ist eine sehr edle Mission, die sich auf die Schwächsten konzentriert, von den in den Krisengebieten Betroffenen bis hin zu den Migranten, die nach Italien gekommen sind. Und das alles im Namen des Glaubens“, so Botschafter Elbling bei der Zeremonie in der Botschaftsresidenz.
Insbesondere würdigte er auch die Verdienste der Gemeinschaft um das Erreichen von Friedensabkommen in Mosambik, Zentralafrika und Südsudan: „53 Jahre der Geschichte von Sant'Egidio sind Tausende von Geschichten, Gesichtern, Menschen, die in Sicherheit gebracht wurden und mit Herz und Leidenschaft versorgt worden sind, und zahlreiche Missionen von Frieden und Versöhnung für eine bessere Welt; Missionen, die die Gemeinschaft Sant'Egidio an der Seite von Deutschland und Europa gesehen haben.“
Die Bemühungen um Gebet, Arme und Frieden seien die Hauptcharakteristika der Gemeinschaft, so Elbling mit Bezug auf ein Zitat, mit dem Papst Franziskus Sant'Egidio beschrieben hatte. „Die Gemeinschaft ist ein Ort der Begegnung, des Dialogs und des Friedens - ausgehend von der Kraft des Glaubens“, sagte Elbling. Er wünsche sich, dass die Potenziale der Religionen als Friedensbringer noch stärker ausgeschöpft würden, so der Diplomat. Religionsgemeinschaften könnten Brücken für Dialog bauen und Frieden stiften; die Gemeinschaft Sant'Egidio sei „eine Autorität in diesen Fragen“ und unterstütze auch die Bundesrepublik Deutschland entscheidend bei außenpolitischen Belangen.
Riccardi seinerseits bedankte sich und hob die besondere Rolle Deutschlands und Europas in sozialen Fragen hervor. „Wir leben in einer Zeit, die von Individualismus geprägt ist, aber ohne Bindungen gehen wir verloren und gehen unter. Deshalb ist der Beitrag eines jeden von grundlegender Bedeutung: Wir brauchen mehr Deutschland und mehr Europa, um den Dialog und den Frieden voranzutreiben und eine immer mehr ökumenisch gestaltete Kultur aufzubauen“, so der Historiker. Die Globalisierung müsse gemeinsam, nicht allein gemeistert werden. Dabei sollten Geschwisterlichkeit und Solidarität im Vordergrund stehen. Riccardi betonte in diesem Zusammenhang insbesondere die Bedeutung der Beziehungen zwischen Christen und Juden.
Hochrangige Gäste
Bei der Verleihung waren unter anderen der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper sowie die beiden Ex-Ministerpräsidenten Enrico Letta und Mario Monti anwesend. Der Verdienstorden war Riccardi bereits im Februar 2020 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zuerkannt worden.
Die von Riccardi 1968 in Rom gegründete Bewegung Sant'Egidio widmet sich karitativer Arbeit, Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen. Riccardi war Professor an mehreren italienischen Universitäten, zuletzt an der „Roma Tre“. In den vergangenen Jahren erhielt er den Unesco-Friedenspreis und den Aachener Karlspreis.
(pm/kna - cs)
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