Stimme des Umbruchs: Trauer und Würdigungen
Mit Fassungslosigkeit, Trauer, Erschütterung und großer Dankbarkeit haben ganz unterschiedliche Menschen auf die Nachricht von Pater Hagenkords Tod reagiert. Zahlreiche Würdigungen von Mitbrüdern und Bischöfen, Mitstreiterinnen und Kollegen, Freunden, Leserinnen und Hörern von Vatican News sind dazu seit gestern veröffentlicht worden oder bei Radio Vatikan und dem Jesuitenorden eingegangen.
Dabei werden vielfach die Verdienste des Jesuiten um Dialog und Verständigung innerhalb der katholischen Kirche hervorgehoben. Hagenkords „Vermächtnis“ wird dabei gerade in einer abgewogenen und sachlichen Haltung, seinem Unterscheidungsvermögen und der Berücksichtigung der ganzen Breite des Katholischen gesehen. Als Journalist habe er Haltung und Format bewiesen und sei ein „kommunikatives Multitalent“ gewesen.
Stimme des Umbruchs
„Seine Kommentare gaben dem Ringen um kirchliche Identität im gegenwärtigen, gesellschaftlichen und kulturellen Umbruch eine Stimme“, schreibt der Schweizer Jesuit Christian Rutishauser mit Blick auf Hagenkords Internetblog, auf dem Hagenkord „pointiert und profund, zuweilen witzig und herausfordernd“ einen kostbaren – und kostenlosen – Dienst der Unterscheidung anbot.
Bei seinem Wirken als Vatikanjournalist sei Hagenkords Bemühen um eine sachliche Vermittlung der Päpste Benedikt und Franziskus „zweifach kein leichtes Unterfangen“ gewesen, urteilt Hagenkords Mitbruder: „Einerseits weil der Blick auf Rom von nördlich der Alpen oft emotional- und vorurteilsbeladenen, wenn nicht sogar mythisch verstellt ist. Andrerseits weil die Kommunikation innerhalb des Vatikans oft mangelhaft, verworrenen und undurchsichtig erscheint“, so Rutishauser.
„Obgleich Jesuit konnte er unjesuitisch eindeutig und wenn nötig auch unverblümt einen klaren Standpunkt einnehmen und erläutern“, fasst der Präsident der Medienkommission der Schweizer Bischofskonferenz, Mariano Tschuor, Hagenskords Format in Worte.
Dass Pater Hagenkord weit über den Jesuitenorden hinaus gewirkt und viele Menschen beeindruckt hat, hält der Jesuitenorden in einem Nachruf fest - durch „tiefen und unverfälschten Glauben“ ebenso wie durch „messerscharfen Verstand, seine ignatianische Analytik und sein umfassendes Wissen. Den einen wird sein liebevolles und fürsorgendes Wesen fehlen, den anderen sein feinsinniger und zuweilen doch so beißender Witz“.
Das Beste und Schönste der Kirche
„Hagenkord personifizierte das Beste und Schönste, was die katholische Kirche in Deutschland zu bieten hat - eine Weltoffenheit, eine Intellektualität und eine ökumenische Weite, die sie, neben allen Skandalen und Verbrechen, die von ihr zu melden sind, eben auch auszeichnet - in großen Teilen jedenfalls“, schreibt der deutsche Journalist Philipp Gessler in seinem Nachruf für die taz. Hagenkords Frömmigkeit habe Gessler als „fern von Weltflucht oder gar reaktionärem Denken“ empfunden. Auch im hindernisreichen Reformprozess des Synodalen Weges habe der Jesuit „immer das Positive“ gesehen, so der Journalisten-Kollege anerkennend.
„Dieser Weg ist wahrlich nicht einfach, und gerade Pater Hagenkord war es, der in komplexen Situationen, teils auch in Konfliktlagen Vermittler war und zur Entschärfung und gegenseitigem Verständnis beigetragen hat“, schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, über Hagenkords Verdienst beim Synodalen Weg. Mit seiner Arbeit in Rom habe der Jesuit „eine unverzichtbare Brücke in die säkulare Welt“ geschlagen, hält Bätzing weiter fest. Die „treffenden Kommentare und Analysen des Vatikanexperten haben uns vieles besser verstehen lassen“, zeigt sich der DBK-Vorsitzende dankbar.
Als „authentischen Vermittler der katholischen Kirche“ würdigt auch der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx Pater Bernd Hagenkord. Katholiken in Bayern heben die „konstruktive, nach vorne gerichtete Sicht- und Arbeitsweise“ des Jesuiten in seinem langjährigen medialen, gesellschaftspolitischen und geistlichen Wirken hervor. Diese habe die „Situation der Menschen von heute ernst genommen und zugleich die Grundsätze der katholischen Soziallehre und des biblisch-christlichen Menschenbildes in die Überlegungen integriert“, formuliert der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer.
In der vatikanischen Medienarbeit habe sich „nicht zuletzt durch Pater Hagenkord“ vieles professionalisiert, lobt der Journalist Paul Wuthe, Medienreferent der Österreichischen Bischofskonferenz. Bei der Neuaufstellung von Vatican News habe der langjährige Leiter von Radio Vatikan Deutsch eine „Schlüsselrolle gespielt“, wobei die Umsetzung leider hinter den Erwartungen Hagenkords geblieben sei, führte Wuthe weiter aus. Die Kirche in den deutschsprachigen Ländern verliere mit Pater Hagenkord „einen profunden Vermittler und weltkirchlichen Brückenbauer“.
Als „kommunikatives Multitalent“ habe sich der Jesuit bei Großereignissen wie den beiden vatikanischen Familiensynoden oder Papstbesuchen bewährt. „Sein persönlicher Blog war nicht nur innovativ und für vatikanische Verhältnisse ungewöhnlich, er war eine wichtige Quelle für alle, die den Papst und die Weltkirche besser verstehen wollten.“
So geht Zukunft
„International per Definition“ sei Pater Bernd gewesen, bringt der italienische Vatican News-Kollege Massimiliano Menichetti Hagenkords redaktionsübergreifendes Wirken bei den Vatikanmedien auf den Punkt. Und ein „Krautkopf mit kosmischer Geduld“, ergänzt der Italiener liebevoll-humorvoll mit Blick auf den deutschen Kollegen. Ob gemeinsame Papstreisen, Interviews oder Berichte, Hintergrundgespräche oder der menschliche Austausch hinter den Kulissen – unzählige Würdigungen, Erinnerungen und Fotos gingen in der deutschen Redaktion seit gestern aus verschiedenen Sprachredaktionen des internationalen Papstsenders ein.
„Was für ein toller Mensch. Ich bin sehr traurig, aber meine Oma hat immer gesagt, dass der liebe Gott die zuerst holt, die ihm am liebsten sind“, ringt eine Nutzerin der Facebook-Seite von Radio Vatikan um Trost, wo immer weitere Reaktionen und Kommentare eingehen. „Jesus braucht ihn sicher oben“, pflichtet ihm ein anderer bei. Eine andere Facebook-Autorin richtet nach dem Tod des Jesuiten den Blick in die Zukunft – das würde Hagenkord wohl gefallen: „Das ist genau das, was sein für die Menschen viel zu frühes Verlassen bezweckt: seine Philosophie weiterleben zu lassen. Und genau so geschehen Veränderungen.“
(vatican news – pr)
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