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Pater Arturo Sosa, Generaloberer des Jesuitenordens Pater Arturo Sosa, Generaloberer des Jesuitenordens  

Jesuitengeneral Sosa zu Missbrauch: Vertuschen ist vorbei

Der Generalobere des katholischen Jesuitenordens, Arturo Sosa, sieht seinen Orden im Kampf gegen Missbrauch inzwischen gut aufgestellt. In vielen Ländern liefen Aufarbeitungsprozesse - etwa in Deutschland, in Irland, Kanada, den USA oder in Chile, berichte der Ordensmann im Interview mit dem Portal katholisch.de. Ebenso geht er in dem Gespräch auf die Rolle von Frauen, Synodalität und seine Beziehung als Jesuit zu Papst Franziskus - der selbst dem Orden angehört - ein.

Mit Blick auf Missbrauchsfälle sagte Sosa, dies sei leider - wie in vielen anderen Organisationen und Verbänden - auch bei den Jesuiten Thema. Der Orden habe jedoch seiner Ansicht nach „sehr stark auf das Problem reagiert" und setze sich nun mit ganzer Kraft für das Wohl von Kindern und Jugendlichen in seinen Schulen und Pfarreien ein. Dem Orden sei bei der Aufarbeitung und Bekämpfung von Missbrauch auch Transparenz ein besonderes Anliegen. 

„Wir haben um Vergebung gebeten und auch Wiedergutmachung geleistet. Jetzt steht die Prävention von Missbrauch im Fokus. Wir wollen in unseren Einrichtungen eine ,sichere Umgebung' für alle schaffen, eine ,Kultur des Kindeswohls'", so der Generalobere der Jesuiten. Aufgrund der kulturellen Unterschiede in den verschiedenen Ländern, in denen der Orden aktiv ist, sei dies jedoch nicht immer einfach.

„Die Zeit des Vertuschens ist vorbei“

„Uns ist aber wichtig, möglichst bald überall ein hohes Niveau an Prävention und Transparenz beim Thema Missbrauch zu erreichen. Die Zeit des Vertuschens ist vorbei", so Sosa im Interview mit katholisch.de

Bezüglich der Rolle von Frauen in der katholischen Kirche und Forderungen nach mehr Mitsprache, bis hin zu einer Öffnung des Weiheamts für Frauen, sagte der Ordensmann:

„Es spricht nichts dagegen, diese Forderungen zu stellen, denn sie greifen bedeutende Entwicklungen in der Gesellschaft auf. Aber man muss lernen zu lesen, ob es sich dabei um Zeichen der Zeit handelt, die im Sinne des Evangeliums sind. Wir müssen uns fragen, was die Kirche in Deutschland oder auch jede andere Ortskirche zu einer besseren Kirche Jesu Christi im Licht der Frohen Botschaft macht."

„Unterscheidung lernt man nicht von einem Tag auf den anderen“

Von einigen Tendenzen in der Gesellschaft müsse sich die Kirche auch abgrenzen, so der Jesuit. „Deswegen ist es wichtig, unterscheiden zu lernen. Das bedeutet, mit dem Blick Jesu Christi zu wählen, wohin man geht. Es geht darum sich vom Evangelium, vom Heiligen Geist leiten zu lassen. Das ist in der Tat eine sehr schwierige Aufgabe, denn nicht immer ist offensichtlich, was Gott von uns will. Und man braucht Zeit dafür: Unterscheidung lernt man nicht von einem Tag auf den anderen."

Pater Arturo Sosa (links) mit Papst Franziskus bei einer Buchvorstellung
Pater Arturo Sosa (links) mit Papst Franziskus bei einer Buchvorstellung

Der Jesuitenorden hat laut seinem Generaloberen auch eine wichtige Aufgabe bezüglich der Synodalität innerhalb der katholischen Kirche. Der katholische Männerorden, der sich weltweit besonders in den Bereichen Theologie, Erziehung und Seelsorge engagier,t sei der  Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils verpflichtet und daher „aufgerufen, jetzt alles Notwendige zu tun, um die Synodalität in der Kirche voranzubringen", so Sosa. 

Synodalität in der DNA der Kirche

„Die Konzilsväter haben die Synodalität in die DNA der Kirche hineingeschrieben. Die Konstitution Lumen Gentium definiert sie als wanderndes Gottesvolk, geleitet durch den Heiligen Geist. Das Volk und die Gemeinschaft stehen dabei im Zentrum. Erst davon ausgehend werden die Rollen der Bischöfe, Priester und Ordensleute in der Kirche beschrieben. Das müssen wir heute wiederentdecken und diese Struktur des Dienstes und der Gemeinschaft immer mehr in der Kirche verwirklichen", erläuterte der Geistliche.

Was die Beziehung des Ordens zu Papst Franziskus angeht, der selbst dem Jesuitenorden angehört, betonte Sosa, anders als vielfach vermutet gebe es keinerlei Sonderbehandlung für die Jesuiten: „Es glaubt mir oft niemand, aber ich habe keinen kürzeren Draht zum Papst als andere Ordensobere. Wenn ich mit Franziskus sprechen will, muss ich das genauso wie alle anderen über seinen Sekretär erbitten."

„Wenn ich mit Franziskus sprechen will, muss ich das genauso wie alle anderen über seinen Sekretär erbitten“

Natürlich gebe es andererseits auch automatisch enge und gute Beziehungen, da man sich persönlich kenne, die gleiche Sprache spreche und eine ähnliche Spiritualität habe.  „Aber der Papst ist der Papst. Es gibt einen riesengroßen Respekt vor ihm und seinem Amt seitens der Jesuiten, aber auch Respekt des Papstes vor der Arbeit unseres Ordens – jedoch nicht nur für die Jesuiten, auch gegenüber anderen Orden. Papst Franziskus hat eine große Nähe zu allen Orden und geistlichen Gemeinschaften."

Pater Arturo Sosa steht seit fast fünf Jahren als Generaloberer an der Spitze der Jesuiten. Der Orden geht auf den heiligen Ignatius von Loyola zurück und wurde 1540 durch Papst Paul III. anerkannt. Erster Generaloberer war Ignatius selbst. Inzwischen ist der Orden auf allen Kontinenten tätig und zählt laut eigener Aussage 14.839 Mitglieder, davon 10.721 Priester, 894 Brüder, 2.593 junge Jesuiten in Ausbildung und 631 Novizen (Stand 01/2021). Das Ordenskürzel SJ hinter dem Namen der Jesuiten steht für SJ, Societas Jesu, zu Deutsch: Gesellschaft Jesu. 

(katholisch.de/jesuiten.org - sst) 

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12. Juli 2021, 15:23