Schweiz: Bischof denkt über biblischen Ehebegriff nach
Sollten die Schweizer für die Einführung der „Ehe für alle“ stimmen, könne er sich eventuell eine Neubenennung vorstellen, so Bonnemain in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“. Man könne die Ehe zwischen Mann und Frau etwa als „Liebe für immer“ oder „Bio-Ehe“ bezeichnen, so Bonnemain.
Lebenslange und für das Leben offene Verbindung
Auf biblischer Grundlage werde mit dem Begriff Ehe eine bestimmte Art der Partnerschaft bezeichnet, nämlich eine lebenslange, treue, für das Leben offene Verbindung zwischen Mann und Frau. „Andere zwischenmenschliche Beziehungen haben auch einen Wert und vermitteln den Menschen Geborgenheit, aber sie sind nicht dasselbe wie eine Ehe“, zitiert das Portal katholisch.de aus dem Interview. Aus diesem Grund wünsche er sich auch, dass die Mehrheit der Schweizer bei der geplanten Volksabstimmung am 26. September die „Ehe für alle“ ablehnt, betonte Bonnemain.
Er habe „nicht wenige“ Freunde, darunter auch Priester, die homosexuell seien, so der Bischof weiter. „Wer in der Kirche des 21. Jahrhunderts lebt und wirkt, kann sich dieser Realität nicht verschließen.“ Die Kirche habe an sich kein Problem mit gleichgeschlechtlichen Neigungen. Auch bei der kirchlichen Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gehe es nicht in erster Linie um deren Homosexualität, unterstrich Bonnemain. Die Kirche betrachte die Sexualität als eine Gabe Gottes. Es sei allerdings ihre Überzeugung, dass die Sexualität den Menschen dann ganz erfülle, wenn sie in der Ehe stattfinde.
Zur priesterlichen Ehelosigkeit sagte Bonnemain, dass er sich bei diesem Thema eine Änderung wünsche. Es sei auch absehbar, dass es dazu kommen werde. „Aber es braucht Geduld. Die Kirche entwickelt sich langsam.“ Beim Zölibat gehe es nicht darum, sich die Komplikationen einer Partnerschaft zu ersparen, sondern darum, „uneingeschränkt verfügbar zu sein für eine Partnerschaft mit allen Menschen in seiner Gemeinde“.
Frage der Ämter für Frauen nicht Nebensache
Eine Öffnung der sakralen Ämter für Frauen befürworte er nur dann, wenn sich die ganze Kirche bewege und alle mitnehme, so Bonnemain. Es handle sich dabei nämlich nicht um eine Nebensächlichkeit. „Es geht um das Fundament der Kirche, die Ekklesiologie, um die Nachfolge der Apostel und die Frage, wer sakramentale Vollmachten erhält.“ Der Churer Bischof sagte, er könne verstehen, dass Frauen sich in der Kirche herabgesetzt fühlten, und leide mit ihnen mit.
Der Idealvorstellung vieler konservativer Christen, wonach die Kirche in Zukunft eine kleine Herde Strenggläubiger sein solle, erteilte Bonnemain eine klare Absage. Eine solche Kirche, „ohne Offenheit und Kontakt zu anderen Menschen“, wäre seiner Meinung nach zum Tode verurteilt. „Das wäre Inzucht und deswegen nicht fruchtbar.“
(katholisch.de/nzz)
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