D: Kirchen erwägen Einführung von „2G-Gottesdiensten“
DOMRADIO.DE: Die evangelische Kirche, wenn wir da mal kurz drauf schauen, überlässt die Entscheidung über 2G-Gottesdienste den einzelnen Gemeinden. Wie ist das im Erzbistum Hamburg? Gibt es bald Gottesdienste explizit für Geimpfte und Genesene?
Beate Bäumer (Leiterin der katholischen Büros in Hamburg und Schleswig-Holstein): Das könnte passieren. Bei uns ist es auch so, dass wir die Letztentscheidung den Pfarreien überlassen. Aber als Erzbistum geben wir gewisse Handlungsanweisungen weiter und werden den Gemeinden raten, natürlich darauf zu achten, dass nicht faktisch Menschen von der Feier der Sakramente ausgeschlossen werden.
Deswegen ist unsere Empfehlung eigentlich, dass die Gemeinden, wenn sie das gerne mit 2G machen möchten, dann auch ein klar strukturiertes Angebot machen. Also sie sollten vielleicht nicht gerade den Hauptgottesdienst am Sonntagmorgen nehmen, sondern einen Gottesdienst zum Beispiel am Sonntagabend und den als "2G-Gottesdienst" deklarieren und das auch kommunizieren. Eingebettet sollte dies in viele andere Angebote sein, zu denen dann alle kommen können.
DOMRADIO.DE: Die Entscheidung des Senats ist ja noch relativ frisch. Gibt es da schon Rückmeldungen von den Gemeinden oder ist bereits Kontakt zu Ihnen aufgenommen worden?
Bäumer: Die Gemeinden diskutieren das schon. Wir warten noch auf einige Formalitäten. Man muss zum Beispiel ein Formular ausfüllen, um diese 2G-Gottesdienste anzumelden. Das ist noch nicht da. Aber die Diskussion geht schon in den Gemeinden los. Bemerkenswert finde ich, dass die Vorteile natürlich sehr verlockend sind. Aber man darf auch nicht unterschätzen, dass viele Ehrenamtliche, die ja diese Kontrollen machen müssen, gewisse Hemmungen haben.
Man muss sich beispielsweise den Impfausweis und den Personalausweis zeigen lassen. Da gibt es nicht wenige, die sagen: Darf ich das eigentlich? Ich möchte da eigentlich gar nicht so gerne reingucken.
Ich finde es ganz sympathisch, muss ich ganz ehrlich sagen. Aber man darf nicht unterschätzen, was das für Diskussionen und Staus an der Kirchentür geben kann.
DOMRADIO.DE: Welche Gespräche hat es vor der Senatsentscheidung mit dem Erzbistum Hamburg in diese Richtung schon gegeben?
Bäumer: Wir sind eigentlich laufend mit der Senatskanzlei im Kontakt. Da sind die Kirchenangelegenheiten angesiedelt. Die fragen uns nicht bei jedem Schritt, ob wir das so machen können oder sollen, aber wir werden immer ganz gut mitgedacht. Insofern sind wir da sowieso in so einer Dauerschleife.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie sagen, es muss immer auch Gottesdienste geben, die für alle Menschen unabhängig vom Status zugänglich sind, mit allen Vorsichtsmaßnahmen dann natürlich?
Bäumer: Genau. Das ist ja weiterhin möglich. Das ist auch eingeübt in den Pfarreien und das sollte eigentlich die Regel sein. Die Ausnahme für verschiedene Bereiche kann dann ein 2G-Gottesdienst sein.
DOMRADIO.DE: Sie werden jetzt mit den einzelnen Gemeinden dann noch mal in Kontakt treten, weil ja Samstag dann dieser Stichtag für diese Option ist?
Bäumer: Ganz genau. Wir geben denen dann noch mal weiter, was sie zu beachten haben und was die Voraussetzungen sind und dann können sie das noch einmal für sich abwägen. Die Diskussionen haben schon begonnen, aber wenn es dann konkret wird, dann kann man noch mal für sich eine Checkliste machen und gucken, ob das praktikabel ist.
Das Interview führte Carsten Döpp.
(domradio - mg)
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