Jesuit Zollner: Missbrauchstäter effektiver nachkontrollieren
Der Psychologe und Ordenspriester verwies auf positive Erfahrungen in den USA. Die Täter würden „dem zustimmen, dass sie in so ein Haus gehen, weil sie wissen, dass sie kontrolliert werden". Zollner beschrieb diese Einrichtungen in „entlegenen Gegenden" als „etwas Ähnliches wie ein Gefängnis", wo klare Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen gelten.
Dort könnten Täter nach verbüßter Haftstrafe aufgenommen, betreut und auf freiwilliger Basis weiter streng kontrolliert werden, um weitere Übergriffe zu verhindern, regte Zollner als wichtige „Präventionsmaßnahme" an.
Eines der wichtigsten Instrumente bei Missbrauchstätern inner- und außerhalb der Kirche sei es, sie zu kontrollieren und genau zu definieren, „was sie tun dürfen, wen sie treffen dürfen, wie sie Kontakt halten, wie sie das Internet benutzen", erklärte der Jesuit, der als einer der führenden Missbrauchpräventions-Experten der Katholischen Kirche gilt.
Viele werden wieder straffällig
„Wir wissen aus Studien, dass ein hoher Anteil der Missbrauchstäter ein ziemlich hohes Risiko hat, wieder straffällig zu werden, also wieder zu missbrauchen, obwohl sie im Gefängnis waren, sie Therapie gemacht haben und andere Auflagen gemacht wurden", erklärte Zollner in religion.ORF.at. „Wenn man sagt, wir kümmern uns um Täter, dann kann es leicht so verstanden werden: 'Schau, der Kirche geht es wiederum mehr um die Täter als um die Opfer.' Das ist natürlich nicht intendiert. Es geht darum, dass keine neuen Opfer geschaffen werden", betonte der Ordensmann.
Zollner wies auf ein Dilemma beim Umgang mit kirchlichen Missbrauchstätern hin: Er sei davon überzeugt, „dass Täter im Normalfall aus dem Priesteramt entlassen werden und auf jeden Fall nie mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten sollen". Allerdings bringe die Rückversetzung in den Laienstand und der Verlust aller mit der Weihe verbundenen Rechte auch mit sich, dass die Kirche „keinen Zugriff mehr" auf die Täter hat, keine Kontrolle oder Superversion mehr verlangen kann." Kirchliche Einrichtungen, wie der Jesuit sie vorschlägt, könnten ein Ausweg sein. Sie beruhten im Grunde jedoch nur „auf der mehr oder weniger freien Mitarbeit" von Betroffenen, die einsehen, welche Wunden sie geschlagen haben. Schuldeinsicht könne man freilich nicht erzwingen, so Zollner. Es gebe leider auch Täter, die nicht einsähen, „dass sie Kindern und Jugendlichen das Leben zerstört haben, sondern sich selbst als Opfer stilisieren".
(kap - sst)
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