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Pater Walter Gampenrieder / Mexiko Pater Walter Gampenrieder / Mexiko 

Unser Sonntag: Man ist, was man isst!

Jesus, so Pater Walter, sagt den Menschen: Murrt nicht. ER ist die wahre Speise, ER selbst kann unsere tiefsten Sehnsüchte stillen. Aber: Jesus kann nichts tun, wenn die Bereitschaft zum Glauben fehlt.

P. Walter Gampenrieder LC

Joh 6,41-51

Lesejahr B

„Man ist, was man isst!“ Das wäre doch ein tolles Motto für ein Ernährungszentrum! Kurz, bündig, aussagekräftig und hoffentlich wahr! Was will man mehr von einem Werbeslogan!

Hier zum Nachhören

Aber mal Hand aufs Herz: Heute haben wir es im Evangelium nicht mit einem speziellen Werbenagebot von Jesus zu tun! Vielmehr geht es um etwas absolut Wesentliches! Im heutigen Evangelium spricht Jesus vom Brot des Lebens! Es geht um das Brot der Unsterblichkeit, um ein lebenspendendes Brot! Es geht um die göttliche Speise, die uns in Christus verwandelt.

Freude und Jubel?

Jesus sagt mit eindrucksvollen Worten: „Ich bin das Brot des Lebens…wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben.“ – „Ich bin das lebendige Brot … wer von diesem Brot ist, wird in Ewigkeit leben.“ – „Das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt“

Die natürliche Reaktion eines solchen Angebotes wäre natürlich Freude und Jubel!
Doch erneut sagt uns Jesus: Murrt nicht! Wie wir schon am letzten Sonntag gehört haben, gab sich das Volk der Untugend des Murrens hin. Egal was Jesus macht und tut, es gilt dem Laster des Murrens zu frönen. Dies war übrigens auch vor Jesu Geburt so!

„Für die berühmten “Fleischtöpfe in Ägypten” würde man sogar die Sklaverei wieder in Kauf nehmen“

Für die berühmten “Fleischtöpfe in Ägypten” würde man sogar die Sklaverei wieder in Kauf nehmen. Es ist schon merkwürdig, dass manche sich so leicht zufriedengeben, sobald ihr Magen voll ist und dabei werden die ewigen, wahren Dinge vergessen. Jesus möchte uns mit diesem Wort erneut erinnern, dass ER die wahre Speise ist. Nur ER, wahrer Gott und Mensch, kann unsere tiefsten Sehnsüchte stillen.

Dieses Brot verbindet und vereint. Es ernährt den ganzen mystischen Leib, die Kirche.
Im Sermo 272 legt der Bischof von Hippo in seiner Predigt die Grundthese seiner Eucharistielehre dar. Eindrucksvoll sagt uns der Hl. Augustinus:
“Bedenkt es, daß das Brot nicht aus einem einzigen Korn wird, sondern aus vielen. Als der Exorzismus über euch gesprochen wurde, da wurdet ihr gewissermaßen gemahlen.

Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid

Als ihr getauft wurdet, wurdet ihr gleichsam benetzt. Als ihr das Feuer des heiligen Geistes empfingt, wurdet ihr gleichsam gebacken. Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid”.
Weiteres sagt uns der Hl. Augustinus:
“Das Brot ist der Leib Christi, der Kelch das Blut Christi. Das ist schnell gesagt, und zum Glauben genügt es vielleicht. Aber der Glaube verlangt nach Belehrung. Sagt doch der Prophet: "Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht verstehen" (Jes 7,9). Ihr könnt also ruhig sagen: Du hast befohlen, daß wir glauben; nun erkläre, damit wir verstehen”.

Conditio sine qua non

Im Vers 45 des heutigen Evangeliums erinnert Jesus an die Propheten: „Alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen“. Und weiteres lesen wir im Vers 47: „Amen, amen, ich sage euch: wer glaubt, hat das ewige Leben!“ Der Glaube an das „Geheimnis des Glaubens“ ist eine Conditio sine qua non! Jesus kann Dämonen austreiben, Kranke heilen ja sogar Tote erwecken, aber Jesus kann nichts tun, wenn keine Bereitschaft da ist zu glauben. Wir haben es gerade vom Hl. Augustinus erfahren: "Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht verstehen" (Jes 7,9). Wir müssen den ersten aktiven Schritt des Glaubens setzten: Jesus hat seinen ersten Schritt schon gesetzt! Er bestätigt uns ganz klar und deutlich: „ Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herab gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, dass ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“.

Glauben ist wie Fallschirmspringen

Glauben ist wie Fallschirmspringen: Man muss es einfach wagen abzuspringen! Erst nach dem Auslösen der Kappen, bemerkt man das der „Glaubensschirm“ trägt. Erst im freien Fall und dem Betätigen, d.h. dem „aktiven Glauben“ bemerken wir, wie uns der Glaube trägt, uns hält, damit wir sicher ans Ziel kommen.
In der ersten Lesung erfahren wir etwas vom Schicksal des Propheten Elija. Elija ist nach der Tagesreise in die Wüste total entmutigt und setzt sich unter einem Ginsterstrauch und wünscht sich den Tod. Sicherlich hatte unser Prophet kein Handy zur Verfügung, um eine Helpline anzurufen, wo er sich aussprechen könnte, um über seine Selbstmordgendanken zu sprechen. Er war lebensmüde und deprimiert doch seine „Draht zur Hilfe“ ist Gott selbst.

„Das Gebet ist unsere erste Helpline“

 Er sagte: „Nun ist es genug, Herr“, es reicht, ich kann nicht mehr! Auch wenn Gott große Prüfungen zulässt, so erweist Gott immer seine fürsorgliche Liebe. Diesmal ist es ein Engel, der dem Propheten zur Seite steht und ihn auffordert aufzustehen und zu essen. Doch selbst nach dieser Stärkung, hat Elija einen Rückfall und legt sich resignierend hin. Doch beim 2. Mal erklärt der Engel das Warum! Er will Elija zu verstehen geben, dass er diese Speise braucht für seine vierzigtägige Reise. Ist es nicht genauso in unserem Leben? Brauchen wir nicht auch Speis und Trank für eine weite Reise, unserer Lebensreise?

Nach der irdischen Pilgerschaft: ewig bei Gott

In dieser Lesung finden wir versinnbildlicht, das Brot des Himmels, dass uns begleitet, stärkt und ernährt auf der langen Lebensreise. Der Gottesberg Horeb ist jener Berg, an dem Gott sich seinem Volk offenbart und seinen Bund geschlossen hat.
So ist es auch mit unserem Leben! Gott schenkt sich als das Brot, das vom Himmel kommt, um uns zu stärken für die lange Reise, um nach dieser irdischen Pilgerschaft ewig bei Gott zu sein.
Der Antwortpsalm möchte uns aufmerksam machen, wie köstlich und gut der Herr ist! Dies soll uns einladen, nicht nur mit den Augen und den Herr anzubeten, sondern fordert uns geradezu auf mit Leib und Seele die heilige Eucharistie zu empfangen.
Papst Franziskus erinnerte uns in seiner Predigt am 19. Juni 2014, dem Hochfest des Leibes und Blutes Christi, dass
„Wenn wir den Blick auf die Welt um uns richten, dann merken wir, dass sehr viel Nahrung angeboten wird, die nicht vom Herrn kommt und die scheinbar mehr befriedigt. Manche ernähren sich von Geld, andere von Erfolg und Eitelkeit, wieder andere von Macht und Stolz.

„Aber die Speise, die uns wahrhaft nährt und sättigt, ist nur die, die der Herr uns gibt!“

Aber die Speise, die uns wahrhaft nährt und sättigt, ist nur die, die der Herr uns gibt! Die Speise, die der Herr uns schenkt, ist anders als alle anderen, und vielleicht scheint sie uns nicht so schmackhaft zu sein wie gewisse Nahrungsmittel, die die Welt uns anbietet. Dann träumen wir von anderen Speisen, wie die Juden in der Wüste, die dem Fleisch und den Zwiebeln nachtrauerten, die sie in Ägypten gegessen hatten. Aber sie vergaßen, dass sie diese am Tisch der Sklaverei gegessen hatten. In diesen Augenblicken der Versuchung hatten sie eine Erinnerung, aber die eines kranken Gedächtnisses, eines selektiven Gedächtnisses. Ein versklavtes, kein freies Gedächtnis.

Krankes, versklavtes Gedächtnis?

Jeder von uns kann sich heute fragen: Und ich? Wo will ich essen? Von welchem Tisch will ich mich ernähren? Vom Tisch des Herrn? Oder träume ich davon, schmackhafte Speisen zu essen, aber in der Sklaverei? Und dann kann sich jeder von uns fragen: Wem gilt meine Erinnerung? Dem Herrn, der mich rettet, oder dem Knoblauch und den Zwiebeln der Sklaverei? Mit welcher Erinnerung sättige ich meine Seele?“

Wie können wir nun würdig den Leib und das Blut Christi empfangen? Dies sagt uns der Heilige Paulus in der 2. Lesung. Zunächst ermahnt uns Paulus, dass wir den heiligen Geist nicht betrüben sollen. Jede Art von Wut, Zorn, Geschrei, Lästerung und Bitterkeit und jegliche Art von Bösheit soll aus unserem Leben verbannt werden. Wir sollen Gott nachahmen als seine geliebten Kinder.

In den Tugenden wachsen...

In dieser Nachfolge Christi sollen wir wachsen, gütig und barmherzig zueinander sein und uns einander vergeben. Wir sollen lernfähige und lernwillige Schüler Gottes sein!
Der heilige Franz von Sales formulierte: „Der Lehrer verlangt nicht jedes Mal, dass die Schüler ihre Lektion tadellos können, er begnügt sich damit, dass sie sich nach Kräften zu lernen bemühen. Machen wir also auch unsere Sache, so gut wir können, dann wird Gott mit uns zufrieden sein“ (DASal 2,309).
Dies ist wohl ein Aufruf in den Tugenden zu wachsen und in unserem Bemühen, unsere Liebe zu Jesus Christus, dem Brot des ewigen Lebens zu wachsen. Denn nur so werden wir Alter Christus, ein anderer Christus. Bitte denke daran: „Man ist, was man isst!“

(radio vatikan - claudia kaminski)

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07. August 2021, 09:49