Unser Sonntag: Christsein beginnt mit dem Hören des Wortes Gottes
Mit dem „Höre!“ – beginnt die Mönchsregel des Hl. Benedikt von Nursia. Heute hören wir in der 1. Lesung aus dem Buch Deuteronómium „Hört – und Ihr werdet leben!“
Dieses Hören ist die erste Voraussetzung, die unsere Seele öffnet, um mit Gott in Dialog zu treten.
Wie oft sagen Eltern ihren Kindern: ,Warum hast du nicht auf mich gehört?', hoffend, dass dieser Ungehorsam eine Lehre fürs weitere Leben bleibt.
Die Lesung ermahnt uns: „Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des HERRN, eures Gottes, bewahren.
Das Halten der Gebote schenkt uns Weisheit!
Jesus selbst hat alle Gebote treu eingehalten
Jesus selbst hat uns gezeigt, mit welcher Liebe und Treue er alle Gebote gehalten hat. Von Allem, was wir aus dem Leben unseres Herrn Jesus Christus lernen können, ist nichts offenkundiger und machtvoller als sein Gehorsam! ER war Gehorsam bis zum Tod am Kreuz! Dieser Gehorsam lässt uns die Nähe Gottes spüren. Gott ist treu! ER bleibt sich selbst und all seinen Verheißungen treu!
Mit klaren Worten hielt Jesus uns dazu an, gehorsam zu sein: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“.[1]
Der heilige Franz von Sales sagt uns: „Alles aus Liebe tun und nichts aus Zwang! Mehr den Gehorsam lieben als den Ungehorsam fürchten!“[2]
Weiters lädt uns Jesus ein in seine direkte Nachfolge: „Komm und folge mir nach!“[3]
Alles Gute kommt von Oben
In der zweiten Lesung aus dem Jakobusbrief erfahren wir, dass alle guten Gaben von Oben kommen, von Gott dem Urheber alles Guten! Ebenso wie in 1 Petrus geschieht das Geboren-Werden der Christen durch das Wort.
Durch diese „Geburt“ werden die Christen zugleich in den Status einer neuen Schöpfung gestellt. „Nehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt worden ist und die Macht hat, euch zu retten“ heißt es im Vers 21.
Es beginnt mit dem Hören des Wortes Gottes! Während die Weisheit der Welt sich auf materielle Dinge bezieht, zielt die göttliche Weisheit darauf ab, den Menschen zu jedem guten Werk bereit und gerüstet zu machen.[4]
In seinem Geistlichen Meisterwerk, der Philoteia, erklärt uns der Hl. Franz von Sales im 17. Kapitel, wie wir das Wort Gottes aufnehmen sollen:
„Pflege die Andacht zum Wort Gottes. Ob du es in der Predigt hörst oder in vertraulicher Zwiesprache mit geistlichen Freunden, höre es immer mit Aufmerksamkeit und Ehrfurcht an.
Lass es nicht zur Erde fallen, sondern zieh Nutzen daraus: nimm es in dein Herz auf wie einen kostbaren Balsam, gleich der allerseligsten Jungfrau, die, „in ihrem Herzen sorgfältig die Worte bewahrte“, die man zum Lob ihres Kindes sagte (Lk 2,19). Sei eingedenk, dass der Herr die Worte, die wir in unseren Gebeten an ihn richten, so aufnimmt, wie wir die Worte aufnehmen, die er an uns durch die Predigt richtet“.
Vom Hören zur Tat
Von diesem Hören lädt uns der Jakobusbrief ein zur Tat! Wir sollen Täter des Wortes sein! Das Wort Gottes soll auch in uns zur Tat anspornen, ganz besonders in der Nächstenliebe zu jenen Menschen die unsere Hilfe brauchen, sprich Waisen und Witwen.
Im Evangelium möchte uns Jesus erneut das Wesentliche zeigen, nämlich die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Die Sache Jesus ist eine Herzensangelegenheit. Jesus selbst nennt die Pharisäer und die Schriftgelehrten Heuchler! Ein hartes Urteil, das Jesus mit den Aussagen des Propheten Jesaja bekräftigt.
Jesus möchte die Herzen gewinnen. Ein liebloses Lippenbekenntnis ist zu wenig und nur ein oberflächliches, äußeres Verhalten. Das authentische Verhalten eines Christen muss aus dem Zuhören entspringen.
In seiner Enzyklika Fratelli Tutti sagt uns Papst Franziskus:
„Man darf die Fähigkeit zuzuhören nicht verlieren. Der heilige Franziskus hat der Stimme Gottes zugehört, er hat der Stimme des Armen zugehört, er hat der Stimme des Kranken zugehört, er hat die Stimme der Natur vernommen. All das verwandelt er in einen Lebensstil. In diesem aufrichtigen Zuhören werden wir fähig, mit dem Herzen Gott und den Mitmenschen nah zu sein!“
Wenn unser christliches Leben nur aus reinen Satzungen besteht, hat es das Salz verloren. Es fehlt der echt christliche Geschmack!
Jesus spricht vom Herz als Ursprung aller guten, aber auch bösen Taten.
Das, was uns wirklich unrein macht, nämlich böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft, ja, alles Böse, kommt von Innen.
Alles Böse kommt von Innen
Wenn wir eine Phänomenologie des Bösen an uns selbst anwenden würden, würden wir bemerken, dass das Böse im Herzen beginnt. Bevor das Böse in die Tat umgesetzt wird, wird es zuerst gedacht! Gerade deshalb legen alle geistlichen Leiter einen ganz besonderen Wert auf die Gewissenserforschung.
Beim Beten des Schuldbekenntnisses bekennen wir: „Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken“.
Während es bei den Pharisäern und Schriftgelehrten um das Äußere geht, geht es Jesus um das Innere! Jesus möchte das Übel an der Wurzel ausreißen!
Diese innere Gewissenserforschung ist übrigens die beste Medizin, um unsere Fehler und Versagen zu entdecken und ins Gebet zu bringen, um somit ständig in der Gegenwart Gottes zu leben.
Tägliches spirituelles „Jäten“
Es ist vergleichbar mit einem Gärtner, der ständig das Unkraut jätet. Dieses tägliche, spirituelle „jäten“ ist anstrengend. Ja! Aber es ist die beste Möglichkeit, alles Unkraut auszureißen, damit die Tugenden wachsen können. Diese Tugenden wachsen, indem wir häufig das Sakrament der Beichte und der Heiligen Kommunion empfangen. Das Wort Gottes reinigt von allen Schwächen, wie das tägliche Gebet, das durch den Heiligen Geist unser Herz formt. Das Gebet „lockert die Erde“, d.h. macht unser Herz gefügsam und bereit, auf den Heiligen Geist zu hören.
Jesus ist darauf bedacht, dass unser Herz rein sei. Er will das Übel an der Wurzel packen. Alle bösen Wurzeln sollen ausgerissen werden aus unserem Herzen. Es ist klar, dass wir das nicht aus eigener Kraft können. Dafür ist Jesus am Kreuz gestorben, damit wir durch sein heiligstes Blut reingewaschen werden.
Der Weg, wie das Böse ausgerissen wird aus unserem Herzen, ist der Weg der Buße und Umkehr, den wir mit seiner Hilfe, mit seiner Gnade gehen dürfen.
Ein wichtiges Werkzeug ist die Beichte. Aber ebenso wichtig ist auch, dass Jesus in unserem Herzen lebt durch sein Wort.
Wenn Jesus da ist, dann hat das Böse keinen Platz mehr. Daher soll das Wort Gottes den ersten Platz in unserem Herzen haben, und wir sollen möglichst viel diese Zwiesprache mit Jesus pflegen.
Herr Jesus schenke uns ein reines Herz, ein Herz, dass DIR gehört und deinen Willen sucht und liebt, denn „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“.[5]
Textnachweise:
[1] Joh 14,15
[2] DASal 5,58
[3] Lk 18,22
[4] 2 Tim 3,17
[5] Hl. Augustinus, Bekenntnisse 1,1.
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