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Bischof Georg Bätzing Bischof Georg Bätzing  

Lob und Tadel für Entscheidung aus Rom

„Ich nehme die Entscheidungen des Heiligen Vaters entgegen und hoffe, dass der Prozess einer Aussöhnung im Erzbistum Köln anlaufen wird“. Mit diesen Worten hat der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing auf die Entscheidung des Papstes zum Erzbistum Köln reagiert.

„Rom ist sichtlich darum bemüht, mit diesen Entscheidungen Bewegung in die schwere Krisensituation im Hinblick auf das Vertrauen in die Führung des bischöflichen Amtes zu bringen, die das Erzbistum Köln schwer belastet und weit darüber hinaus auf die Kirche in unserem Land ausstrahlt“, so Bischof Bätzing in seiner Stellungnahme. Die Entscheidung zu Kardinal Woelki erinnere ihn „in manchem an das römische Vorgehen im Blick auf meinen Amtsvorgänger in Limburg“.

Gesprächsangebote notwendig

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ging dann auf die Wahrnehmung der Lage durch Betroffene in Köln ein: „Was in der Note zur Entschiedenheit des Aufarbeitungswillens von Kardinal Woelki gesagt wird, trifft einerseits zu, andererseits lässt es angesichts der entstandenen Lage viele Betroffene ratlos und verletzt zurück. Es trifft zudem andere Bistümer, die bereits eine Aufarbeitung so begonnen haben, dass sie zu einem guten Teil zur Erneuerung und Versöhnung beitragen konnten.“

Die Entscheidungen aus Rom würden vor diesem Hintergrund „sehr kontrovers diskutiert werden“, so Bätzing. Vieles hänge jetzt davon ab, wie Kardinal Woelki die Auszeit gestalten werde: „Es braucht – auch von ihm – Gesprächs- und Mediationsangebote, um Chancen und Perspektiven zu finden. Daher ist es gut, wenn ihm Freiräume eröffnet werden, in dem die laufenden Geschäfte durch den Apostolischen Administrator geregelt werden.“

Heute morgen informiert

Er selbst sei von den Entscheidungen des Papstes zu Köln am Freitagmorgen vom Apostolischen Nuntius in Kenntnis gesetzt worden, so Bätzing: „Auf unserer gestern beendeten Herbst-Vollversammlungen waren mir diese Entwicklungen nicht bekannt“.

Bätzing referierte dann im Detail die personellen Aspekte, die mit der Papst-Entscheidung verbunden sind:

„Weihbischof Ansgar Puff nimmt seinen Dienst als Weihbischof im Erzbistum Köln wieder auf. Ebenso wird Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wieder in den Dienst treten, zunächst aber eine einjährige Zeit der Seelsorgearbeit in Kenia nehmen. Um einen Prozess der Versöhnung und Erneuerung im Erzbistum Köln einzuleiten, gewährt Papst Franziskus dem Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, eine geistliche Auszeit von Mitte Oktober bis zum Beginn der Fastenzeit im kommenden Jahr.“

Kraft und  Geduld

Ob ein Prozess der Aussöhnung in Köln „innerhalb weniger Monate zu einer grundlegend veränderten Situation führen kann, vermag ich nicht zu beurteilen“, äußerte sich Bätzing vorsichtig. Für den nun beginnenden Weg erbitte er für alle Beteiligten insbesondere in der Seelsorge „viel Kraft, Entschlossenheit und die notwendige Geduld“, so der DBK-Vorsitzende. Er selbst wolle den von Papst Franziskus ernannten Apostolischen Administrator, Weihbischof Rolf Steinhäuser, „nach Kräften unterstützen“, so Bischof Bätzing.

Kfd: „Winkelzug-Politik muss aufhören!“

Mit großem Erstaunen nimmt die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) die römische Entscheidung in der Causa Woelki zur Kenntnis. Auch wenn Woelki durch das im März in Köln vorgelegte Missbrauchsgutachten juristisch entlastet wurde, bleibe doch weiterhin die Frage nach seiner moralischen und seelsorgerischen Mitverantwortung für die Missbrauchsfälle offen. „Bedenkzeit hat es jetzt genug gegeben. Kardinal Woelki befasst sich ja nicht erst seit gestern mit dem Missbrauchsskandal. Dieses Hinhalten ist absolut inakzeptabel und schadet der Glaubwürdigkeit der Kirche mehr, als dass es ihr nützt.“

Die kfd hatte schon beim vom Papst abgelehnten Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße die Meinung vertreten, dass der Vatikan den Ernst der Lage nicht erkannt habe. „Was muss denn noch passieren?“, fragt die kfd mit Blick auf die Kirchenaustritte. „Diese Winkelzug-Politik muss aufhören. Sie bleibt ein Hohn aus Sicht der Opfer. Und sie ist auch zum Schaden der vielen Ehrenamtlichen in Verbänden wie unserem.“

„Wir sind Kirche“: „Problematische Entscheidung“

Die KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ sieht in einer ersten Reaktion die Gefahr, dass die Entscheidung des Vatikans nicht zur Lösung der komplexen Kölner Konfliktlage beitrage, sondern ganz im Gegenteil zu einer Verschärfung und weiteren Verlängerung führe. „Mit dieser römischen Entscheidung wird der dringend notwendige Versöhnungs- und Erneuerungsprozess verhindert.“

Vor allem bei den von sexualisierter Gewalt Betroffenen, aber auch bei den Gläubigen im Erzbistum Köln und in ganz Deutschland sei die Enttäuschung über „diese unklare und damit höchst problematische Entscheidung“ sehr groß. „Die irritierende Hängepartie geht weiter. Die Bischofskrise ist verschoben, nicht gelöst.“

ZdK: „Auszeit ist nicht genug“

Offene Kritik kommt von der höchsten Vertretung der katholischen Laien in Deutschland. „Ich kann die vatikanische Entscheidung zum Verbleib von Kardinal Woelki im Amt nicht verstehen“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. „Das Instrument einer Auszeit ist nicht genug.“

Maria 1.0 freut sich auf Woelkis Rückkehr nach Auszeit

Die katholische Initiative Maria 1.0 begrüßt hingegen die Entscheidung des Vatikans. „Wir freuen uns, dass Kardinal Woelki von der Weltkirche das Vertrauen ausgesprochen wurde“, so Clara Steinbrecher, Sprecherin von Maria 1.0. „Auch wir hätten uns eine bessere Kommunikationsstrategie der Erzdiözese gewünscht“, so Steinbrecher. Doch entscheidend sei für Maria 1.0 das Ergebnis der zweiten Studie gewesen: Kardinal Woelki habe sich nicht schuldig gemacht, sondern aktiv dafür gekämpft, die Missbrauchsverbrechen ein für alle Mal aus den Reihen der Kirche zu verbannen. „Wir freuen uns auf die Rückkehr Kardinal Woelkis nach dessen Auszeit“, so Steinbrecher.

(vatican news - sk)

- Aktualisiert um 17.26 Uhr -

 

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24. September 2021, 12:57