Deutsches Migrationspapier auch für Österreich wichtig
Das Thema werde weder die österreichische Politik noch die Christinnen und Christen im Land in den nächsten Jahrzehnten loslassen, sagte Polak im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress:
„Ich halte das Migrationswort ,Migration menschenwürdig gestalten' für einen internationalen Meilenstein, weil es zeigt, wie die christlichen Kirchen in Europa auf die Jahrhundert-Herausforderung Migration reagieren können und auch müssen. Für Österreich kann das Migrationswort ein Anstoß sein, sich auf allen Ebenen der Kirche intensiv diesem Thema zu widmen, vielleicht auch auf diözesaner und österreichweiter Ebene enstprechende Strukturen dafür zu schaffen. Ich halte das für dringend nötig, weil viele österreichische Katholikinnen und Katholiken die theologische und religiöse Bedeutung von Migration und die Haltung, die Kirchen zu dem Thema haben, gar nicht kennen. Nicht wenige Menschen in Österreich sind zudem - obwohl sie Christinnen und Christen sind - sehr negativ gegenüber Migrantinnen und Migranten eingestellt."
Gerade für Christen sei es wichtig zu bedenken, dass Migration nicht nur eine soziale und politische Dimension habe, sondern auch eine theologische, meint Polak:
„Wir verdanken unseren Glauben, wie es in der Heiligen Schrift bezeugt ist, Menschen mit Migrationserfahrung; Menschen auf der Flucht, die Vertreibung, den Exodus, erlebt haben und das Leben in der Diaspora kennen. Unser Glaube ist aus Migrationskontexten entstanden und hat sozusagen eine Migrationsmatrix. Daraus ergibt sich dann auch die Verantwortung für Fremde und Marginalisierte, für eine gerechte Gesellschaft, für ein Migrationsrecht und eine Migrationspolitik, die jedem einzelnen Menschen, jedem Flüchtling, jedem Migranten auch in seiner Würde gerecht wird."
Tipps und Infos für konkretes Handeln
Das Migrationswort der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland will daher das Thema Migration im Bewusstsein der Gläubigen verankern. Zudem bietet es konktete Anregungen, um Integration zu fördern und dazu zu motivieren, für eine gerechte Migrationspolitik einzutreten und auch seelsorgliche Angebote auszubauen. Außerdem gibt es zahlreiche Informationen, etwa im rechtlichen Bereich:
„Es werden Vorschläge entwickelt, wie Christen und Christinnen sich im politischen und rechtlichen Feld einbringen können. Das Ganze ist sehr realistisch und hat sowohl Migrantinnen und Migranten im Blick als auch die jeweiligen Bevölkerungen der Aufnahmeländer. Es werden Themen wie Sozialstaat, Gesundheitssystem, Asylrecht, Europapolitik, Menschenrechte, Entwicklungszusammenarbeit besprochen und auch konkrete Vorschläge präsentiert."
Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland hatten vergangenen Donnerstag ihr gemeinsames Migrationswort veröffentlicht Es trägt den Titel „Migration menschenwürdig gestalten". Es brauche einen „migrationsethischen Kompass", heißt es in dem mehr als 200 Seiten umfassenden Dokument, das die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gemeinsam in Berlin vorstellten.
(kap - sst)
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