D: „Synodaler Weg" hält andere Machtstrukturen in Kirche für sinnvoll
Ein bei der aktuellen Synodalversammlung in Frankfurt am Freitagvormittag zur weiteren Beratung in erster Lesung bestätigtes, mehr als 40-seitiges Grundsatzpapier favorisiert eine neue Ordnung der Machtstrukturen. Beispiele sind Gewaltenteilung auf allen Ebenen, mehr Mitsprache der Basis bei der Berufung von Amtsträgern und die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern. Auch der Zölibat, die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, gehört demnach auf die Tagesordnung; Ämter dürfen nur auf Zeit vergeben werden.
Weiter heißt es, die angestrebte Reform sei „kein Manöver zeitgeistiger Anpassung", sondern eine Folge des Missbrauchsskandals. Dienste, Ämter, Rollen und Zuständigkeiten in der Kirche seien aktuell nicht genügend an Kompetenzen und Qualifikationen gebunden. Eine synodale Mitberatung dürfe grundsätzlich nicht auf „unverbindliche Anhörungen oder Beratungen" beschränkt bleiben.
Eine „angemessene Gewaltenteilung" muss demnach zwischen Exekutive, Legislative und Judikative trennen, um Macht zu kontrollieren und zu begrenzen. Dazu müsse das Kirchenrecht weiterentwickelt werden. Notwendig seien „checks and balances", unabhängige Gerichte, Rechenschaftspflichten und effektive Kontrollen derer, die entschieden. Erinnert wird daran, dass die Kirche bereits jetzt demokratische Elemente praktiziere - etwa bei der Wahl von Päpsten, Äbten und Äbtissinnen in Klöstern.
Alternatives Papier warnt vor Frustration
Eine Gruppe Synodaler um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer legte ein alternatives Papier vor. Darin werden auch mehr Transparenz und Neuerungen verlangt - aber ohne grundsätzliche Änderungen in Lehre und Praxis, denn die Missbrauchskrise könne nicht durch eine Relativierung von Grundüberzeugungen bewältigt werden. Wenn Hoffnungen geweckt würden, Mehrheitsvoten einer Synodalversammlung könnten zur Änderung der Kirchenlehre führen, drohe „mehr kräftezehrende Frustration", die „seit Jahrzehnten mit dem Kampf um radikale Reformen" verbunden sei. Es gelte, den Irrtum zu vermeiden, „dass Menschen eine neue, bessere Kirche an die Stelle der alten setzen könnten". Dies wäre eine Selbstüberschätzung.
Vier Fünftel für die Vorlage, ein Fünftel für Gegenpapier
Eine Abstimmung darüber, den vorgelegten Text durch die alternative Fassung zu ersetzen, endete mit einem klaren Ergebnis: Rund vier Fünftel sprachen sich für die Vorlage aus, ein knappes Fünftel machte sich für die konservative Version stark. Zum Ende stimmten 164 Teilnehmer dafür, die Vorlage als Ausgangspunkt weiterer Beratungen anzusehen. Dagegen waren 30 Mitglieder.
Noch bis Samstag wollen die 212 in Frankfurt anwesenden Synodalen unter anderem über die Themen Macht, Zölibat, Sexualmoral und über die Rolle der Frauen in der Kirche reden. In 16 Papieren geht es teilweise um sehr weitreichende Änderungen. Bei zentralen Punkten müsste allerdings auch der Vatikan zustimmen.
(kna – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.