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Irme Stetter-Karp, die neue Präsidentin des ZdK Irme Stetter-Karp, die neue Präsidentin des ZdK 

ZDK-Präsidentin Irme Stetter-Karp: Frage der Solidarität zentral

Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp ist zur Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt worden. Sie folgt auf Thomas Sternberg, der nach sechs Jahren Amtszeit nicht erneut kandidiert hatte. „Für mich ist wirklich die Frage der Solidarität in unserer Gesellschaft ganz zentral", betont Stetter-Karp im Interview mit Radio Vatikan. Außerdem spricht die neue ZDK-Präsidentin über Reformen in der Kirche, den Synodalen Weg sowie über die Corona-Krise.

Radio Vatikan: Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht, weiter für christliche Werte in der Gesellschaft einzustehen und für Reformen in der Kirche zu kämpfen?

Irme Stetter-Karp, neue ZdK-Präsidentin: Weil ich überzeugt davon bin, dass wir in der Nachfolge Jesu Entscheidendes einbringen können. Gerade auch jetzt in dieser aktuellen Situation – aber auch völlig unabhängig davon. Mit jetzt meine ich in der Pandemie, in der Krise, in der so viel Solidarität auch auf dem Spiel steht.

Radio Vatikan: Was halten Sie vom Synodalen Weg und was wollen Sie in diesem Prozess beitragen?

Das Thema sexuelle Gewalt fordert alle Seiten heraus

Irme Stetter-Karp: Ich halte viel davon, dass die Laien auf die Bitte der deutschen Bischöfe eingegangen sind, gemeinsam einen Weg zu suchen, um mehr Vertrauen beziehungsweise wieder Vertrauen auch zurückzugewinnen. Wir haben doch eine stattliche Zahl an Kirchenaustritten in den vergangenen Jahren und eben auch einen Vertrauensverlust aufgrund all der Vorgänge, die sich um das Thema sexuelle Gewalt ranken.

Das Interview mit Irme Stetter-Karp, neue ZdK -Präsidentin, zum Nachhören

„Es lohnt sich in einem guten Dialog - und auch mit ordentlich Zeit - nach Wegen zu suchen“

Und nach den Ergebnissen der MHG-Studie sehe ich beide Seiten herausgefordert, die Bischöfe selbstverständlich mit all ihren kirchenrechtlichen Möglichkeiten und auch die Laien. Meiner Wahrnehmung nach gehen bei den Reformfragen die Linien nicht ,Laien contra Bischöfe` oder umgekehrt, sondern nach meiner Wahrnehmung gibt es in beiden Gruppierungen unterschiedliche Meinungen. Von daher lohnt es sich, in einem guten Dialog und auch mit ordentlich Zeit, die wir uns ja gegeben haben mit der Verlängerung, nach Wegen zu suchen.

Radio Vatikan: Wie sehen Sie die Zusammenarbeit zwischen Laien und Bischöfen in Deutschland? Was könnte oder sollte anders gemacht werden?

Mehrheit der Laien und Bischöfe gemeinsam unterwegs

Irme Stetter-Karp: Wenn ich auf die Mehrheit der Bischöfe schaue und das will ich tun, dann kann ich erkennen, dass hier eine Bereitschaft da ist, einen Aufbruch zu wagen. Sicher nicht in Kontrast oder unabhängig von der Weltkirche, sondern wo immer möglich gemeinsam. Natürlich drängt für uns die Zeit auch - ich habe die Kirchenaustritte beschrieben... Insofern sehe ich die Mehrheit der Bischöfe mit uns Laien auf einen Weg.

Es gibt einzelne Bischöfe, die andere Vorstellungen haben, und wir werden bei den nächsten Lesungen sehen, wie sich das gestalten kann. Die erste Lesung der Grundlagentexte der vier Foren hat doch gezeigt, dass wir eine Zustimmung zwischen - ich weiß es nicht ganz präzise - aber 78 bis 83,84 Prozent haben der Delegierten in den Versammlungen. Und ich finde, das ist eine gute Basis, um jetzt miteinander achtsam weiter zu diskutieren.

ZdK unterstützt Papst-Aufruf zur Impfung

Radio Vatikan: Papst Franziskus ruft zu einer Synode 2023 auf, in der es darum geht, dass die Kirchen Verantwortlichen auf die Stimmen innerhalb und außerhalb der Kirche hören. Was halten Sie davon?

Irme Stetter-Karp: Das finde ich goldrichtig.

Radio Vatikan: Gibt es sonst noch etwas, was Ihnen besonders am Herzen liegt und das Sie unseren Hörerinnen und Hörern mitteilen wollen?

Irme Stetter-Karp: Mir liegt natürlich kurz nach der Wahl vieles am Herzen. Aber mich treibt tatsächlich etwas um. Und wir haben ausdrücklich mit einer Beschlussfassung in der Vollversammlung am Wochenende jetzt Papst Franziskus unterstützt, mit seinem Aufruf, dass die Menschen sich impfen lassen. Um einfach dazu beizutragen, dass nicht noch größere Zahlen von Menschen in dieser Pandemie versterben müssen.

„Dazu beitragen, dass nicht noch größere Zahlen von Menschen in dieser Pandemie versterben müssen“

Wir teilen das Anliegen des Papstes an dieser Stelle. Und im Moment gibt es bei uns, wie in den Ländern um uns herum auch, eine (Corona-)Entwicklung, die wir uns alle nicht wünschen können. Deshalb will ich diese Frage noch mal herausgreifen. Wir sind nicht nur durch Corona in einer erschütterten Gesellschaft und ich stehe mit meiner Person, auch mit meiner Vita, für eine Vision, die aus meinem Engagement einer diakonischen, einer dienenden Kirche kommt. Alles andere wäre ja auch verwunderlich. Und von daher ist für mich wirklich die Frage der Solidarität in unserer Gesellschaft ganz zentral.

Kinder und Jugendliche dürfen nicht die Rechnung zahlen

Ich bin auch der Überzeugung, dass das ZdK sich nicht von binnenkirchlichen Debatten völlig vereinnahmen lassen sollte, es nicht kann. Und zwar deshalb, weil wir es uns einfach als Christen auch nicht leisten können, uns ins gesellschaftliche Abseits zu spielen. Das bedeutet nicht, dass ich den Ergebnissen des Synodalen Weges nicht große Bedeutung zumesse. Ich meine, die Reformen sind wirklich unverzichtbar, auch überfällig, weil wir eben die Chance nutzen müssen, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Dennoch gibt es eine Reihe von gesellschaftlichen Themen und ich will nur eine noch mal akzentuieren: Das ist die Frage nach den Zukunftsperspektiven von Kindern und jungen Menschen. Gerade in unserer deutschen überalterten Gesellschaft wird das sehr leicht übersehen und ich würde sehr gern dazu beitragen, dass wir hier mit einer starken Stimme gesellschaftlich gegensteuern - damit Kinder und Jugendliche nicht die Rechnung zahlen müssen von unserem Lebensstil, von unseren Vorstellungen.

Die Fragen stellte Georg Haunschmidt

(vatican news - gh)

 

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22. November 2021, 14:43