D: Ist die Ditib der richtige Partner für Reli-Unterricht?

Die Ditib hängt von der türkischen Religionsbehörde Diyanet ab, und Kritiker befürchten, dass dadurch die Regierung in Ankara Einfluss bis in deutsche Klassenzimmer nehmen kann. Doch der Rechts- und Islamwissenschaftler Mathias Rohe von der Universität Erlangen-Nürnberg sagt:

„Hier muss man mit Maß und Mitte vorgehen. Bis 2016 war DITIB eigentlich ein bevorzugter Kooperationspartner für den Staat. Man hat den Verband als Vertreter eines moderaten Islam gesehen. Seit 2016 hat sich eine gegenteilige Entwicklung ergeben. Daran ist DITIB und die türkische Religionsbehörde alles andere als unschuldig mit den Spionageaktivitäten, die da von Imamen durchgeführt wurden. Man muss fairerweise aber auch sagen: Es ist eine große Organisation, und die schwarzen Schafe sind insgesamt eine überschaubare Zahl gewesen. Nichtsdestotrotz ist schon ein Problem, dass die Imame, die hier tätig sind, letztlich unter der Personalhoheit der türkischen Religionsbehörde stehen und damit eben auch der türkischen Generalkonsulate.“

Dass manche deutsche Bundesländer damit Schwierigkeiten haben, findet Rohe durchaus „gut nachvollziebar“. Das Bundesland Hessen, wo es seit dem Schuljahr 2013/14 bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht gab, suspendierte im Frühjahr die Zusammenarbeit mit dem Ditib-Landesverband; darüber wird derzeit vor Gericht gestritten.

„Was den Religionsunterricht angeht, der in Hessen gemeinsam verantwortet wurde: Ich habe selbst eine Studie gemacht für die Landesregierung und bin nach einer sehr gründlichen Recherche zu dem Schluss gekommen, dass es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass irgendeine Lehrkraft - und das sind Landesbeamte - irgendwie türkische Regierungsinteressen in die Klassenzimmer hineintragen würden. Im Gegenteil: Von den Lehrkräften ist nur ein verschwindend kleiner Anteil überhaupt Mitglied bei DITIB!“

Und das seien Landesbeamte, die auf die deutsche Verfassung oder die Landesverfassung eingeschworen seien, so Rohe. „Ich finde es ungehörig und menschlich außerordentlich unfair, denen pauschal ohne irgendeine Sachkenntnis zu unterstellen, sie würden gegen die Verfassung arbeiten, auf die sie eingeschworen sind. Das ist so ein Rundumschlag, teilweise auch medial befördert, der vielleicht auch eine eigene politische Agenda hat, der aber sehr faktenfremd ist.“

(vatican news – sk)