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Sebastian Kurz Sebastian Kurz 

Österreich: Kurz tritt zurück und äußert Dankbarkeit

Ex-Kanzler Sebastian Kurz zieht sich nach zehn Jahren aus der Politik zurück. Er erklärte am Donnerstag überraschend seinen Rücktritt als Bundesparteiobmann und Klubobmann der ÖVP. Der 35-Jährige begründete diesen Schritt einerseits mit der Geburt seines Sohnes vergangene Woche und gleichzeitig mit den Vorwürfen und Ermittlungen gegen seine Person. Kardinal Schönborn würdigte den früheren Bundeskanzler.

„Dankbarkeit ist eine Grundhaltung, die Menschen einander schulden, und von daher möchte ich Sebastian Kurz für seinen Dienst als Politiker danken." Das sagte Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag im Interview mit Kathpress. Dabei zeigte er sich zugleich „beeindruckt von der durchaus selbstkritischen Rede" des früheren Bundeskanzlers, in der dieser überraschend seinen völligen Rückzug aus allen politischen Ämtern angekündigt hatte.

„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich empfinde keine Wehmut“, sagte Kurz und bedankte sich für zehn „lehrreiche“ Jahre. Seine persönlich gehaltene Rede hatte nicht den Charakter einer Abrechnung, sondern war von einem dankbaren Resümee geprägt. Politik sei zwar „ein robustes Geschäft“, es würden aber die positiven Erfahrungen, etwas gestalten zu können und für Menschen verbessern zu können, überwiegen, so Kurz.

Er habe Politik immer als Wettbewerb der besten Ideen verstanden. In den vergangenen Monaten sei es aber nicht mehr um die besten Ideen gegangen, so Kurz, sondern nur noch um die Abwehr von Vorwürfen und Unterstellungen. „Ich möchte nicht behaupten, dass ich nie etwas falsch gemacht habe. Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher", so Kurz. Er freue sich auf den Tag, an dem er vor Gericht die Vorwürfe gegen ihn entkräften könne. Gegen Kurz wird wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit ermittelt. Im Oktober war er deshalb bereits als Regierungschef zurückgetreten. 

Dankbar für viele wertvolle Begegnungen

„Dankbar“ zeigte sich Kurz für zahlreiche wertvolle Begegnungen „vom Dalai Lama bis zum Papst“. Ausdrücklich erwähnte der Ex-Kanzler, dass es in den letzten Jahren gelungen sei, die Beziehung Österreichs mit dem Staat Israel zu verbessern. Als positive Beispiele für Gelungenes nannte Kurz die steuerliche Entlastung von Familien - Stichwort „Familienbonus“ - und die Co2-Bepreisung im Zuge der Steuerreform. Er stehe auch zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, auch wenn diese vielfach kritisiert worden sei.

Kritik zur unter der ersten Kanzlerschaft von Kurz beschlossenen Änderung des Arbeitsruhegesetzes, das die Arbeit an vier Sonntagen im Jahr ermöglichte, kam damals unter anderem von der Katholischen Kirche. Ein Reibepunkt für die Kirchen war die Linie von Kurz im Blick auf Asyl und Migration. Zustimmung aus den Kirchen und Religionen gab es hingegen für den Ethikunterricht, für den sich Kurz stark gemacht hatte und der schließlich mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und FPÖ angenommen und im Herbst eingeführt wurde. Konstruktiv und intensiv war die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften bei der Bekämpfung der Pandemie. Notwendige Maßnahmen, die die Religionsausübung betrafen, wurden im Dialog erarbeitet.

Kardinal Schönborn zu Kurz

Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, erinnerte daran, dass Kurz und seine Regierung sich „seit Jahrzehnten nicht gekannten Herausforderungen", angesichts der Pandemie stellen musste: „Dass die Regierung während der gesamten Corona-Krise mit den Kirchen und Religionen um Lösungen im Blick auf das Wohl der Allgemeinheit bemüht war, ist auch Sebastian Kurz zu verdanken."

„Dass die Regierung während der gesamten Corona-Krise mit den Kirchen und Religionen um Lösungen im Blick auf das Wohl der Allgemeinheit bemüht war, ist auch Sebastian Kurz zu verdanken“

Familienverband dankt Kurz

Auch der Katholische Familienverband Österreich dankte Sebastian Kurz für sein familienpolitisches Engagement. „Mit der Einführung des Familienbonus und des Kindermehrbetrages wurde ein familienpolitischer Meilenstein geschaffen“, so Alfred Trendl, Präsident Verbandes, in einer Aussendung. Außerdem freue sich der Verband, der eine Väterkampagne mit dem Slogan „Vater sein, verpass nicht die Rolle deines Lebens!“ lanciert hatte, darüber, dass Kurz „seine Rolle als Vater bewusst wahrnehmen will". Der Ex-Kanzler war vergangene Woche Vater eines Sohnes namens Konstantin geworden. Die Geburt des Kindes habe ihm gezeigt, dass es auch „Schönes und Wichtiges außerhalb der Politik" gebe. 

*Redaktioneller Hinweis: Reaktion Kardinal Schönborn ergänzt um 17.32 Uhr 

(kap/diverse – mg/sst)

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02. Dezember 2021, 14:51