Benediktiner Eckerstorfer: Liturgie darf nie zu Ideologie werden
„Liturgie darf nie zur Ideologie werden", so Eckerstorfer im Interview dem Schweizer Onlineportal „Die Liturgie ist ein göttliches Geschenk und soll Ausgangspunkt für die Einheit sein, nicht Trennung."
Papst Franziskus hatte im vergangenen Juli mit dem Erlass „Traditionis custodes" (Die Wächter der Tradition) die „ordentliche Form" der Messe als „einzige Ausdrucksweise" des Römischen Messritus festgelegt. Die zuletzt in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Form von 1962 in lateinischer Sprache und mit dem Rücken zum Kirchenvolk darf demnach nur noch in Ausnahmefällen unter besonderen Voraussetzungen gefeiert werden. An der Entscheidung von Papst Franziskus gibt es Kritik.
Neuer Klerikalismus
Insgesamt bemerke er, dass unter jungen Priestern ein neuer Klerikalismus aufkomme, sagte Eckerstorfer in dem Interview. „Du wirst geweiht, um dem Heiligen Volk Gottes zu dienen": Diese Worte habe ihm ein aus seinem Heimatkloster Kremsmünster stammender Missionsbischof zur Priesterweihe mit auf den Weg gegeben. „Priesteramt ist immer ein Dienst", hob der Benediktiner hervor.
Eckerstorfer ist seit dem Jahreswechsel 2019/2020 Rektor der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom. Die internationale Hochschule zählt etwa 680 Studierende, die aus allen Kontinenten und 70 Nationen kommen. Zusammen mit dem Studienhaus und dem Sitz von Abtprimas Gregory Polan bildet sich zudem das weltweite Zentrum des Benediktinerordens.
Während der Blick auf die Katholische Kirche in Deutschland unter den Kirchenverantwortlichen in Rom deutliches Gewicht habe, seien die österreichische oder auch die Schweizer Kirche in Rom nicht so ein Thema, berichtete der Sant'Anselmo-Rektor. Er selbst habe in Rom gelernt, dass Kirche mehr ist als der deutsche Sprachraum: „Vieles relativiert sich. Ich nenne es gerne eine Redimensionierung. Das kann sehr heilsam sein."
Freude auf Synode
Hoffnungsvoll sieht Eckerstorfer die vom Papst initiierte aktuelle Weltsynode. „Was der synodale Prozess sicherlich kann, ist, die Kirche breiter aufzustellen", zeigte sich der Benediktiner überzeugt. Er nehme in Italien wahr, wie die Pfarren ins Gespräch kommen und intensiv über Glaubensthemen diskutieren. „Wir als Benediktiner haben auch eine lange Erfahrung mit dem synodalen Prinzip: Ein Leitspruch des Heiligen Benedikts ist es, dass bei wichtigen Entscheidungen im Kloster alle gefragt werden sollen, denn oft zeigt der Heilige Geist den Jungen, was dran ist. Ich finde es großartig, dass Papst Franziskus diesen Ansatz pflegt", so Eckerstorfer.
(kap-sst)
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