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Abtreibungsgegner bei einer Protestaktion vor dem US Supreme Court 2021 Abtreibungsgegner bei einer Protestaktion vor dem US Supreme Court 2021 

Bioethikerin Kummer warnt vor „Abtreibung per Post"

Vor den Folgen des Einsatzes von „Abtreibungspillen" - also von Präparaten, mit denen ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch zu Hause vorgenommen werden kann - hat die Geschäftsführerin des Instituts für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE), Susanne Kummer, gewarnt. Sie äußerte sich in einem Gastbeitrag für die deutsche Wochenzeitung "Die Tagespost" (aktuelle Ausgabe).

Die Bioethikerin bezieht sich darin auf eine kürzlich publizierte Studie aus den USA, die aufzeigt, dass sich die Notfalleinweisungen von Frauen nach Einnahme derartiger Präparate seit Beginn der Corona-Pandemie nahezu verdoppelt haben.

Zunahme medikamentös durchgeführter Abtreibungen

Viele Ländern hätten den Zugang zu dieser Form der Abtreibung in den letzten Jahren gelockert, und im Raum steht, die für Corona-Pandemie geschaffene Ausnahmeregel zur Dauerregel zu machen. Bereits geschehen ist dies in den USA, wo mittlerweile mehr als 50 Prozent der jährlich knapp 900.000 Abtreibungen medikamentös vorgenommen werden. 2001 waren es nur fünf Prozent. Diese Art der Abtreibung würde Frauen oftmals als „sanft und sicher" angeboten. Besagte Studie, durchgeführt vom Charlotte Lozier Institute, zeigt laut Kummer aber auf, dass etwaige Präparate keinesfalls so harmlos sind wie angenommen. Im Gegenteil seien die Ergebnisse „erschreckend".

„Die Sicherheit chemischer Abtreibungen wird stark übertrieben“

Die Lage in Deutschland und Österreich

In Deutschland und Österreich muss der Abbruch mit der „Abtreibungspille" seit 2020 nicht mehr unter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus stattfinden, auch Gynäkologen im niedergelassenen Bereich dürfen die Präparate aushändigen. Frauen können die Abtreibung auch Zuhause vornehmen. Diese Form der medikamentösen Abtreibung darf in Österreich wie in Deutschland bis zum Ablauf der 9. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden.

In Deutschland wurden 28.953 der insgesamt 99.948 Abtreibungen des Jahres 2020 mit dem Präparat Mifegyne durchgeführt, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 lag der Anteil bereits bei 32 Prozent. In Österreich liegen wegen fehlender Statistik immer noch keine Zahlen vor. „Wenn Fakten nicht in das Mantra der harmlosen, unkomplizierten und sicheren Abtreibung passen, sind sie offenbar uninteressant", kritisierte Kummer. Psychische Belastungen für Frauen, die oftmals allein gelassen das Präparat in ihrer Wohnung einnehmen, nicht selten unter Druck oder aus Scham, würden einfach ausgeblendet.

„Wenn Fakten nicht in das Mantra der harmlosen, unkomplizierten und sicheren Abtreibung passen, sind sie offenbar uninteressant“

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11. Januar 2022, 14:06