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Maria Boxberg, geistliche Begleiterin beim Synodalen Weg Maria Boxberg, geistliche Begleiterin beim Synodalen Weg 

Boxberg zum Synodalen Weg: „Also ich finde da viel Mitte drin“

Für Maria Boxberg hat der Synodale Weg das Potential, das Miteinander in der Kirche nachhaltig zu verbessern. Angesichts schwieriger Themen wie Missbrauch und Sexualmoral sei das katholische Gesprächsformat dringlicher denn je. Das macht die geistliche Begleiterin des Synodalen Weges im Interview mit Radio Vatikan deutlich - nach einer für die Kirche ziemlich bewegten Woche.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Maria Boxberg von der jesuitisch geprägten Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ist gemeinsam mit dem Münsteraner Pfarrer Siegfried Kleymann geistliche Begleiterin beim Synodalen Weg. Anfang Februar findet die Dritte Synodalversammlung der Reformdebatte statt, die teils in Präsenz durchgeführt wird.

Sprengstoff? Eher ein Auftrag

Dass wenige Tage vor der Veranstaltung ein Münchner Missbrauchsgutachten zu Verfehlungen kirchlicher Verantwortlicher und eine bundesweite Coming Out-Kampagne kirchlicher Mitarbeiter für Aufsehen sorgen, sieht die erfahrene Kommunikatorin weniger als Sprengstoffpotential für den Synodalen Weg, sondern vielmehr als Auftrag. Sie gehe davon aus, dass bei der Dritten Synodalversammlung zu diesen Themen „nochmal mit noch größerer Ernsthaftigkeit und Intensität Klartext gesprochen und aufeinander gehört wird“, sagt Boxberg gelassen. Schließlich müsse jedem und jeder klar sein, „dass da keine Zeit zu verstreichen hat, sondern dass wir diese Möglichkeit nutzen.“

Mit Missbrauchs-Gutachten alleine sei Aufarbeitung freilich noch nicht geleistet, erinnert Boxberg mit Blick auf sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in der Kirche. Es gehe vielmehr um die Frage, wie Menschen in der Kirche einen „Schutz- und Heilungsraum“ erfahren und wie Betroffene wirklich unterstützt werden könnten. Und wie grundsätzlich Menschen erreicht werden könnten, „die sich vielleicht selten zu Wort melden, die aber unsere Kirche am Laufen halten“, wie Boxberg formuliert. Ebenso wenig könne man in Fragen der Sexualmoral zueinander finden, ohne sich darüber im Gespräch und in der Begegnung auseinanderzusetzen. „Genau dafür braucht es den Synodalen Weg, und da geschieht solche Auseinandersetzung, auch das Voneinander-Lernen und Nachfragen“, ist Boxberg überzeugt.

Maria Boxberg im ausführlichen Interview (Fragen: Anne Preckel, Radio Vatikan)

Kein Personen-Bashing

Beim Synodalen Weg habe sie erlebt, dass trotz unterschiedlicher, auch unvereinbar scheinender Positionen „mit Ernsthaftigkeit“ sachlich diskutiert worden sei, berichtet die geistliche Begleiterin. Mit der strukturierten Debatte im Wechsel mit Momenten geistlicher Reflexion und des Gebetes habe sie gute Erfahrungen gemacht, auch der informelle Austausch in den Pausen und zwischendurch sei fruchtbar, besonders bei den Präsenzveranstaltungen des Synodalen Weges, so Boxberg.

Beeindruckt hat Boxberg die Diskussion der Synodalen nach den jüngsten Personalentscheidungen des Papstes zu den Erzbistümern Köln und Hamburg, zu Kardinal Woelki und Bischof Stefan Heße: „Ich fand es beachtlich, wie es ohne ,Personenbashing‘ möglich war, so deutlich Position zu beziehen von verschiedenen Seiten und ganz verschiedenen Aspekten und danach auch genauso konzentriert an den Vorlagen weiterzuarbeiten.“

Debattenkultur beim Synodalen Weg
Debattenkultur beim Synodalen Weg

Sich ruhig mal ein bisschen nahetreten

Wo manch kritischer Beobachter im deutschen Synodalen Weg die Büchse der Pandora zu erkennen meint, ist dieses Format laut der Begleiterin dieses Gesprächsprozesses zunächst einmal grundsätzlich eine heilsame Erfahrung. Statt immer nur „in der eigenen Blase“ zu bleiben, biete der Synodale Weg den Teilnehmern die Chance, „direkt Kontakt zu suchen“ und einmal den vermeintlich „sicheren Boden der Kommunikation oder der Meinungsbildung zu verlassen“.

Missbrauch und klerikale Macht, Rolle der Frauen und Sexualmoral – solche Themen lassen sich schwerlich allein im Austausch von Papieren oder mit zurechtgelegten Argumenten erschöpfend behandeln. Die Teilnehmer sind jenseits ihrer fachlichen Expertise selbst in ein oder anderer Weise „betroffen“, es sind junge Leute, Kleriker und Theologinnen, Überlebende des Missbrauchs, engagierte Gemeindemitglieder, Männer wie Frauen: „Ich glaube, dass der Synodale Weg gerade dafür eine gute Möglichkeit ist: nicht zu meinen, dass sämtliche Themen immer nur auf der Sachebene verhandelt werden. Und man darf auch voneinander wissen und merken, wie jemand betroffen ist, dass jemand verletzt ist“, sagt Boxberg.

Nur Papier und "sachliche" Argumente? Reicht für einen Synodalen Weg nicht
Nur Papier und "sachliche" Argumente? Reicht für einen Synodalen Weg nicht

Viel Mitte und viel Geist

Gerade bei den Diskussionen zum Thema Sexualmoral seien konträre Positionen sichtbar geworden, berichtet die geistliche Begleiterin. Unter 230 Teilnehmern gebe es zudem auch immer wieder Menschen, die sich „nicht wirklich einbeziehen lassen in einen Prozess“, so die geistliche Begleiterin, dagegen sei man manchmal „machtlos“. Ohne ein Sich-Aussetzen gebe es aber auch kein gemeinsames Weiterkommen, gibt sie dann zu bedenken. Warum nicht nochmal nachfragen, sich meinetwegen Luft machen oder auch im Ton vergreifen dürfen? Nichts, was nicht beigelegt werden kann, und weiter geht’s – nur so gehe man gemeinsam auch voran und es entstehe „Lebendigkeit, Beziehung und Vertrauen“, sagt Boxberg.

Die Sorge, dass der Synodale Weg mit seinen Reformforderungen Spaltungen in der Kirche vorantreibe, wie manch besorgter Beobachter im In- und Ausland meint, scheint Boxberg nicht zu teilen. Divergierende Argumente und Positionen kämen beim Synodalen Weg „nach guter demokratischer Vorgehensweise“ zur Sprache, das sei ein „normales Vorgehen“: „Also ich finde da viel Mitte drin“, urteilt die geistliche Begleiterin des Synodalen Weges. Inwiefern die skeptische Außenwahrnehmung des Synodalen Weges mit anderen Vorstellungen von Debattenkultur zu tun hat, kann sie nicht beurteilen.

Ganz viele Menschen in Deutschland, die schon ein Leben lang „der Kirche treu“ seien, sähen in der Reformdebatte jedenfalls jetzt auch die Chance, „über die Verletzungen, die sie erlitten haben, über die Enttäuschungen und über die zurückgesteckten Hoffnungen neu ins Gespräch kommen“, berichtet Boxberg. Da sei „viel Unruhe im guten Sinne“ spürbar, formuliert sie, „von einem Geist, der auch durcheinanderbringt, aber eben auch Interesse und Hoffnung, dass sich etwas bewegt, dass wirklich die Botschaft Jesu Christi wieder in der Kirche selbst mehr Raum findet und von ihr auch verkündet werden kann.“

Gebet und geistliche Begleitung - fester Bestandteil beim Synodalen Weg
Gebet und geistliche Begleitung - fester Bestandteil beim Synodalen Weg

(vatican news – pr)

 

 

 

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26. Januar 2022, 22:52