„Theologisch mehr über Staat Israel nachdenken“
„Römisch-katholische Theologen äußern sich relativ selten zu Land und Staat Israel, selbst jene, die intensiv im jüdisch-christlichen Dialog beteiligt sind.“ Das sagte der Schweizer Jesuit am Mittwochabend bei einem Vortrag an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main.
Es gehe darum zu fragen, wie das jüdische Volk als Glaubensgemeinschaft zu verstehen sei, welche konstitutiven Elemente zu ihm gehörten. „So wie in der Ekklesiologie ein differenziertes theologisches Verständnis der Kirche im Verlauf der Geschichte gewachsen ist, gilt es, eine christliche Israel-Theologie zu entwickeln“, betonte der 56-jährige Jesuit. Seit 2014 gehört Rutishauser zu den ständigen Beratern des Papstes für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum.
„Die Zeit ist gekommen...“
Die christliche Theologie müsse sich mit der biblischen „Landverheißung“ an das Volk Israel mehr auseinandersetzen, weil diese die „Existenz des jüdischen Volkes“ betreffe, sagte Rutishauser. „Ich glaube, die Zeit ist gekommen, theologisch vertieft über das Land und den Staat Israel nachzudenken.“
Er wies darauf hin, dass der Heilige Stuhl erst 1993 diplomatische Beziehungen mit dem Staat Israel aufgenommen habe, die sich auf politischer und völkerrechtlicher Ebene abspielten. Auch wenn in der Präambel des Grundlagenvertrages vom „einmaligen Charakter“ und der „universalen Bedeutung des Landes“ gesprochen werde, „schweigt sich der Vatikan über eine theologische Reflexion zu Land und Staat Israel bis heute aus“, sagte Rutishauser.
Er ist Delegationsmitglied der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Von 2012 bis April 2021 war er Provinzial der Schweizer Jesuitenprovinz.
(kna – sk)
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