Bischof Krautwaschl: Taufpriestertum entdecken ist „nötige Revolution"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Die Tagung hatte ein großes Anliegen, nämlich in der teils auch streitbaren aktuellen Debatte über Auftrag und Wesen des Priestertums das allgemeine Priestertum aller Getauften neu in Erinnerung zu rufen: Kraft der Taufe haben alle Christgläubigen, also nicht nur die Geweihten, einen priesterlichen Auftrag zu erfüllen. Bischof Krautwaschl von Graz Seckau spricht da von „blinden Flecken, die man dann selber lebt“ und erwähnt eine verbreitete, aber falsche Einschätzung: „Wenn man auf das Taufpriestertum schaut, dass dann das Amtspriestertum nivelliert werden würde und umgekehrt. Aber wenn ich das Konzil ernst nehme, und das ist mir wieder neu in Erinnerung gekommen, dass eben die einen wie die anderen in ihrer je eigenen Art teilhaben am einen Priestertum Christi, dann ist das ein ganz anderes Zugehen.“
Nicht der Talar, sondern die Taufe macht heilig
Priester würden nicht aufgrund ihres Talars „heilig“, sondern aus der Taufgnade heraus, so wie alle anderen Christen auch. Krautwaschl warb dafür, diesen neuen Blick auf das allgemeine Priestertum konsequent anzuwenden und auch in die Theologie besser zu integrieren als bisher. „Ich glaube, dass das ja auch eine Revolution ist, die es dringend braucht, weil wir eben auch die Ekklesiologie, das Denken über die Kirche, vom Amtspriestertum her gedacht haben. Und das wurde in diesen Tagen immer wieder gesagt: Entschuldigung, das ist aber anders zu denken. Das hat das Konzil uns eröffnet. Und da sind wir gerade dran mit dem, was Synodalität heißt, das neu zu entdecken, dass wir alle, das gläubige Volk Gottes, mit allem ausgestattet sind, um das, was Gott von uns im Heute will, zu entdecken und dementsprechend uns zu verhalten.“
Über den Zölibat reden
Auch vom priesterlichen Zölibat war bei der Tagung im Vatikan die Rede. Die heute verpflichtende ehelose Lebensform der allermeisten Priester in der katholischen Kirche hat in westlichen Ortskirchen derzeit einen schweren Stand, viele Gläubige – und Priester - würden eine Wahlfreiheit zukünftiger Priester über ihre Lebensform begrüßen. Auch Bischof Krautwaschl kann sich dieses doppelte Modell vorstellen. Zugleich warnt er vor dem Entweder-Oder-Denken.
„Dieses bewusste Hinhören, was will denn Gott auch von mir in meinem Stand, das neu zu entdecken, ist was ganz Schönes. Wenn ich an die Tradition der Ostkirchen denke, die verheiratete Priester kennt, dann ist das für mich etwas ganz Wertvolles. Wir haben auch zwei Priester aus Rumänien, die uniert sind, in der Steiermark im Dienst. Genauso wertvoll ist, zölibatär zu leben. Es geht ja um die Sendung, in die wir hineingerufen sind und nicht so sehr um die Frage, wer bin ich im Unterschied zu den anderen, dieses gegenseitige Ausspielen. Und da, glaube ich, sind wir miteinander am Suchen. Vielleicht kann es sein, dass die Ausformung des Priestertums im Heute unserer Zeit eine andere sein muss, weil eben die verschiedenen Sendungsperspektiven unserer Kirche hinein in diese Welt andere sind.“
Die zentrale Frage sei also nicht die Lebensform, verheiratet oder nicht, sondern die Sendung des Priesters – das, was ihm aufgetragen ist oder vielmehr: was allen Getauften aufgetragen ist.
„Es geht um die Sendung. Was ist diesem Dienst, zu dem ich gerufen bin, tatsächlich das Entsprechende? Dass ich mich ganz Gott verschreibe, das ist nicht nur mit der priesterlichen Berufung verbunden, sondern eigentlich - wenn ich sage, ich trage ein Prägemal Christi - in der Taufe verankert.“
Anliegen in die Weltsynode hineintragen
In die Weltsynode jedenfalls will Bischof Krautwaschl das Anliegen hineintragen, Priestern die Wahlfreiheit zwischen zölibatärer und ehelicher Lebensform zu gewähren. Damit hätten die Gläubigen seines Bistums ihn bei der vorsynodalen Versammlung beauftragt, so der Bischof. Auch den Frauendiakonat halten viele für sinnvoll, wie dabei klar geworden sei.
Krautwaschl wünscht sich in diesem Punkt, dass zunächst die Ämter und Dienste, die Frauen schon heute in der Kirche wahrnehmen, auch gesehen werden und nicht nur der Priester „zählt“. „Nach der Reihe haben wir Frauen in leitenden Positionen. Wird das wirklich wahrgenommen? Manchmal habe ich das Gefühl, man glaubt, der Bischof versammelt alle jeden Tag um sich herum und gibt dann aus, was die alles zu machen haben. Als ob die nicht selbstständig agieren könnten. Wir sind eben so geprägt, dass im Grunde genommen alles auf das geweihte Amtspriestertum zugeschneidert worden ist. Bis in die Theologie hinein ist das gegangen, dass man Kirche von dort her gedacht hat. Und jetzt? Jetzt ist ein tatsächlicher Perspektivenwechsel da, dass man es von der Taufe her denkt, wie Kirche sich gestaltet und da sind wir erst am Anfang, das zu realisieren.“
(vatican news)
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