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D: Weitere Missbrauchsvorwürfe gegen Bischof Stehle

Nach Bekanntwerden erster Missbrauchsvorwürfe gegen den 2017 verstorbenen früheren Adveniat-Geschäftsführer Bischof Emil Stehle haben sich inzwischen weitere Betroffene gemeldet.

Das Hilfswerk Adveniat hat bis heute Hinweise von insgesamt fünf Personen erhalten, die auf eine Täterschaft Stehles in Fällen sexuellen Missbrauchs hindeuten, sagte ein Sprecher der Organisation am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Bei der Juristin Antje Niewisch-Lennartz, die für eine Aufarbeitungsstudie im Bistum Hildesheim verantwortlich war, haben sich demnach sechs Frauen mit Missbrauchsvorwürfen gegen Stehle gemeldet. Beide Stellen verwiesen auf den Wunsch der Betroffenen nach Anonymität und nannten keine weiteren Einzelheiten zu den Fällen.

Die im September vorgestellte Studie zu sexueller Gewalt im Bistum Hildesheim wirft Stehle vor, an der Vertuschung von Missbrauchstaten eines Hildesheimer Priesters mitgewirkt zu haben, indem er diesen im Ausland einsetzte. Nach der Veröffentlichung meldeten sich erste Betroffene, die angaben, von Stehle selbst sexuell missbraucht worden zu sein. Zudem wurde bekannt, dass im Erzbistum Freiburg, aus dem Stehle stammt, bereits 2005 der Hinweis einer Betroffenen auf „übergriffiges und grenzüberschreitendes Verhalten" durch den Geistlichen eingegangen war.

Weitere Erkenntnisse soll eine unabhängige Untersuchung bringen, die Adveniat und die Deutsche Bischofskonferenz im Dezember vergangenen Jahres in Auftrag gegeben haben. Dabei sollen Akten der von Stehle geleiteten Stelle „Fidei Donum" nach weiteren Hinweisen auf mögliches Fehlverhalten durchsucht werden. Ergebnisse werden bis Mitte dieses Jahres erwartet.

Fidei-Donum-Priester 

Fidei-Donum-Priester sind katholische Diözesanpriester, die ihr Bischof auf Zeit oder auf Dauer für die Missionstätigkeit in Entwicklungsländer entsendet. Die Bezeichnung geht zurück auf die Enzyklika „Fidei Donum“ („Geschenk des Glaubens“, 1957) von Papst Pius XII. Darin rief er dazu auf, Priester nach Afrika, Asien und Südamerika zu entsenden, um den dortigen Priestermangel zu beheben.

Stehle leitete 1972 bis 1984 die von der Deutschen Bischofskonferenz geschaffenen Stelle „Fidei Donum", die inzwischen bei Adveniat angesiedelt ist. Bei dem Lateinamerika-Hilfswerk war er zugleich in hoher Funktion tätig, 1983 wurde er Bischof in Ecuador, zunächst Weihbischof in Quito, danach Diözesanbischof von Santo Domingo de los Colorados. 2017 starb in seinem Heimatbistum Freiburg. Er trug drei Ehrendoktor-Titel, erhielt das Bundesverdienstkreuz und war wegen seiner Vermittlung im Bürgerkrieg in El Salvador für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

(kna – gs)

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07. Februar 2022, 15:40