Renovabis: Warum Gebete den Menschen in der Ukraine helfen
DOMRADIO.DE: Renovabis ruft ab heute gemeinsam mit anderen Hilfswerken und Kirchengemeinden zum bundesweiten Friedensgebet auf. Wie wird das genau aussehen?
Thomas Müller-Boehr: Das Friedensgebet findet bewusst jetzt an dem Wochenende der Münchner Sicherheitskonferenz statt. Zunächst einmal ist es ein ökumenisches Friedensgebet, zu dem hier örtliche Gruppen und Einrichtungen aufrufen, in einem breiten Bündnis. Das ist die Stadtpastoral München, es sind geistliche Gemeinschaften und Verbände, beteiligt sind auch neu die jüdische und muslimische Gemeinde; also ein ökumenisches Bündnis im ganz breiten Sinn. Wir haben aus diesem Anlass einen bundesweiten Aufruf in allen deutschen Diözesen gestartet. Wir wissen auch, dass an diesem Wochenende dieses Gebet aufgegriffen wird. Und wir haben alle ukrainischen Gemeinden in Deutschland über den hier zuständigen Münchner Bischof Bohdan Dzyurakh eingeladen, etwa 60 Gemeinden in ganz Deutschland, sich daran zu beteiligen mit ihren Nachbargemeinden und ein Zeichen der Verbundenheit und der Teilnahme zu setzen.
Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern".
DOMRADIO.DE: Was geben Sie denn den Menschen mit, die gerne mitbeten möchten, aber nicht vor Ort in München an den Andachten teilnehmen können?
Müller-Boehr: Wir haben zum Beispiel hier in München ganz konkret die Möglichkeit, sich ein bisschen zu beteiligen, zu schreiben: Was ist mein Beitrag zum Frieden in meinem persönlichen Umfeld. Wir werden aber am kommenden Donnerstag auch eine virtuelle Veranstaltung zum Thema Ukraine machen, mit drei Experten, sodass man sich auch außerhalb des Friedensgebet daran beteiligen kann. Wir haben im Internet auch eine Andacht zur Verfügung gestellt, sodass man unabhängig auch von diesem Wochenende mitbeten und sich an einer eigenen Stelle daran beteiligen kann.
DOMRADIO.DE: Mit Blick auf die Münchner Sicherheitskonferenz, was für ein Zeichen hoffen Sie mit diesem Friedensgebet setzen zu können?
Müller-Boehr: Ich glaube, die Menschen in der Ukraine, vor allem aber auch die vielen Ukrainer, die in Deutschland leben, vor allem die meisten davon in Bayern, in München, erleben das als starkes Zeichen der Solidarität. Dass wir gemeinsam dazu aufrufen, für den Frieden zu beten, ist immer wichtig. Aber jetzt in dieser sehr bedrängten Notlage besonders zu spüren: Sie sind nicht alleine. Wir in Deutschland sind sehr betroffen und unsicher, was nun passiert in den kommenden Tagen und Wochen, aber viel mehr die Menschen in der Ukraine. Und wir bekommen von dort auch viele Zeichen der Dankbarkeit und der Verbundenheit, dass die Menschen dort nicht allein sind. Wir können den Krieg nicht aufhalten, aber wir können, wenn er denn kommt, Menschen unsere Solidarität versichern. Und wir spüren, dass das sehr wichtig ist für die Menschen, vor allem dort in diesem Land.
DOMRADIO.DE: Wie groß sind denn beim Ost-Europa Hilfswerk Renovabis die Sorgen um die Menschen in der Ukraine?
Müller-Boehr: Es ist ja schon seit sechs oder sieben Jahren Krieg im Osten und wir sehen über die Projekte, die wir fördern, und viele, viele Gespräche die Folgen für die Binnenmigranten. Es gibt über 13.000 tote Zivilisten. Wir sehen das in vielen Gesprächen und von daher sind wir natürlich sehr betroffen und tun das, was wir tun können, um Menschen vor Ort zu unterstützen, vor allem Kinder und Jugendliche. Die Ukraine ist ein Schwerpunkt Land der Förderungen und wir versuchen mit anderen Partnern, unsere Solidarität zu leben und auszudrücken.
DOMRADIO.DE: Wie sehr freut es Sie, dass bei dem Friedensgebet so viele Gemeinschaften zusammenkommen, um ein Zeichen zu setzen?
Müller-Boehr: Das ist ganz großartig, weil es wirklich ein breites Bündnis ist. Dieses Gebet gab es erstmals 2020, im letzten Jahr musste das pandemiebedingt ausfallen, weil auch die Konferenz ja ausgefallen ist. Es ist, ich glaube, eine Möglichkeit, sich näherzukommen zwischen unterschiedlichen Nationalitäten, Konfessionen und eben auch über den Horizont christlicher Konfessionen hinaus, ich habe schon erwähnt, dass auch jüdische und muslimische Gemeinden sich beteiligen. Und ich glaube, es ist ein starker, gelebter Ausdruck der Verbundenheit, der gemeinsamen Friedenshoffnung.
Das Interview führte Julia Reck.
(domradio – mg)
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