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Synodaler Weg (Foto: Malzkorn) Synodaler Weg (Foto: Malzkorn) 

D: „Syodaler Weg" mit drei ersten Reformbeschlüssen

Die dritte Vollversammlung des „Synodalen Wegs" der katholischen Kirche in Deutschland ist am Samstag mit mehreren Reformbeschlüssen zu Ende gegangen. Der Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, appellierte an die in Frankfurt versammelten Katholiken, die Einheit mit der Weltkirche zu wahren.

Elf Vorlagen wurden in Erster Lesung, das heißt noch nicht endgültig angenommen. Drei weitere in Zweiter Lesung, sie sind damit gültige Beschlüsse des Synodalen Weges, teilte das Präsidium am Samstag mit. Endgültig beschlossen wurden der Orientierungstext „Theologische Grundlagen des Synodalen Weges“, der Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ und der Handlungstext „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“. Alle drei Vorlagen erhielten mindestens 74 Prozent der Stimmen und damit deutlich mehr als die geforderte Zweidrittelmehrheit. Auch die Zweidrittelmehrheit der bischöflichen Mitglieder der Synodalversammlung kam jeweils zustande.

Hier ein Bilanzgespräch zur 3. Vollversammlung des Synodalen Wegs mit Alois Bierl vom Münchner Kirchenradio

Der Orientierungstext skizziert die theologischen Grundlagen und Kriterien für die weiteren Beschlüsse des „Synodalen Wegs”. Wichtigste Quellen für Christen sind demnach die Bibel, die Tradition, das Lehramt, die Theologie sowie – das ist neu – die „Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes". Der zweite endgültig beschlossene Text kam aus dem Forum zu Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. Er hält fest, dass die Kirche sich von gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozessen grundsätzlich unterscheidet und postuliert „Synodalität” als zentralen Begriff für die katholische Kirche. Das Papier zur Auswahl zukünftiger Bischöfe in Deutschland sieht unter anderem ein zusätzliches beratendes Gremium vor, das vorrangig aus Laien besteht. Dieses erstellt gemeinsam mit dem jeweiligen Domkapitel eine Liste geeigneter Bischofskandidaten, die als Vorschlag nach Rom geht.

Debatten zu Empfängnisverhütung und Homosexualität

Bei den Vorlagen, die in Erster Lesung debattiert wurden, verlangten die mehr als 200 Teilnehmenden unter anderem eine Weiterentwicklung der Haltung zu Empfängnisverhütung und Homosexualität. Zum Thema Verhütung, die Ehepaaren nach geltender katholischer Lehre nur sehr eingeschränkt erlaubt ist, soll die Kirche von ihrer „Festlegung auf bestimmte Methoden der Empfängnisverhütung” abrücken, also auch künstliche Methoden wie Kondom und Pille zulassen, so die Vorlage.

In einer lebhaften, aber sachlichen Debatte äußerten eine Reihe von Synodalen, die kirchliche Sexualmoral habe kaum mehr etwas mit der Lebensrealität vieler Gläubiger zu tun. Kritiker wandten sich indes dagegen, die geltende Lehre zu entwerten. Mehrere Bischöfe warnten vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre.

Einigkeit herrschte in der Debatte darüber, dass es in der katholischen Kirche keine Diskriminierung homosexueller Menschen mehr geben dürfe. Eine der Vorlagen ging weiter und emmpfahl dem Papst, eine „lehramtliche Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität" auf der Grundlage moderner humanwissenschaftlicher Erkenntnise vorzunehmen. Ausgelebte gleichgeschlechtliche Sexualität sei keine Sünde und „nicht als in sich schlecht zu beurteilen".

Segensfeiern: Viele Neinstimmen

Der „Synodale Weg" fordert darüber hinaus, Segensfeiern für alle Liebespaare zu ermöglichen, einschließlich Homosexueller und zivil wiederverheirateter Geschiedener. Dieser Antrag verzeichnete in Erster Lesung allerdings eine erhebliche Zahl von Neinstimmen. 34 Teilnehmer stimmten dagegen, unter ihnen womöglich 23 Bischöfe.

Nuntius mahnt zur Einheit

Nuntius Eterović sagte als Beobachter der Reformversammlung, die für 2023 angekündigte Weltbischofssynode müsse auch den Ortskirchen als Maßstab dienen, die sich schon jetzt in ähnlichen Prozessen auf nationaler Ebene befänden. Papst Franziskus spreche zwar oft von Synodalität, warne aber vor „Parlamentarismus, Formalismus, Intellektualismus und Klerikalismus", so der Apostolische Nuntius. Beim Synodalen Weg sei deshalb „Unterscheidungsvermögen" notwendig. Es gehe nicht darum, „Meinungsforschung zu betreiben", zentral sei das Wort Gottes als „Leuchtfeuer".

Bätzing: Vertrauensvoll und angstfrei 

Die dreitägige Versammlung sei „ein großen Erfolg und zugleich ein Zwischenschritt" gewesen, resümierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einer abschließenden Pressekonferenz. Die Atmosphäre habe er als „sehr vertrauensvoll, vertieft und angstfrei erlebt, getragen von einer großen Hoffnung, dass wir Kirche verändern können".

Frauenfrage: Langsamer als für viele erträglich

Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und des Synodalen Wegs, Irme Stetter-Karp, sprach von einer erfolgreichen Synodalversammlung. Das sei aber kein Anlass, sich „zurückzulehnen", sagte sie mit Blick auf die vierte Vollversammlung im September. In der Frauenfrage etwa sei die Entwicklung der Kirche deutlich langsamer, als das für viele Katholikinnen erträglich sei.

„Wir haben die einzigartige Chance jetzt, diese Fragen mit in die Weltsynode einzubringen“

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Franz-Josef Bode bekannte, er hätte sich im Vorfeld nicht erhofft, dass alle Textgrundlagen so positiv angenommen würden. „Wir haben die einzigartige Chance jetzt, diese Fragen mit in die Weltsynode einzubringen”, so Bode. Er selbst glaube „an eine Verständigung mit der Weltkirche, wenn auch nicht in allen Punkten”. Eine schnelle Entwickelung werde es namentlich bei der „Zulassung von Frauen zu allen sakramentalen Ämtern” nicht geben, wenngleich diese Fragen „in der Weltkirche präsent” sei.

Minderheit der Synodalen äußert scharfe Kritik

Massive Kritik am Vorgehen des Synodalen Wegs äußerten einzelne Teilnehmende und Beobachter in der katholischen deutschen Zeitung „Die Tagespost". Die Synodale Dorothea Schmidt beschrieb ihr Unbehagen am Synodalen Weg mit den Worten, sie habe „mit einem mulmigen Gefühl zuschauen und zuhören" müssen, „wie das Ende der 2000-jährigen Offenbarungsgeschichte in der katholischen Kirche in Deutschland (mit erhoffter Auswirkung auf Rom und die ganze Welt) eingeläutet wird". Der Publizist Bernhard Meuser sprach von einer „Räubersynode", deren „Intendanten" das dornige Thema Missbrauch dazu nutzten, die schon lange diskutierten, doch umstrittenen Reformvorhaben durchzusetzen. „Weil jeder etwas zu verbessern hat an der Kirche, dürfen alle an ihr schrauben, verändern und verbessern, sofern sie nur das Wort ,Missbrauch´ in den Mund nehmen", so Meuser. Bischöfe wie Rudolf Voderholzer und Stefan Oster, die ebenfalls als kritische Begleiter des Synodalen Weges gelten, hatten sich bis Sonntagmittag nicht über die am Samstag beendete Vollversammlung zu Wort gemeldet.  

Der Text wurde am 6.2.2022 um 14 Uhr um den letzten Absatz ergänzt. 

(kna/kap/katholisch.de/pm/tagespost - gs)

 

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05. Februar 2022, 20:30