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Bischof Gerhard Feige: „Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen und das Leiden der Betroffenen nicht wegnehmen, aber wir können Strukturen und Rahmenbedingungen ändern. " Bischof Gerhard Feige: „Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen und das Leiden der Betroffenen nicht wegnehmen, aber wir können Strukturen und Rahmenbedingungen ändern. " 

D: Bischof Feige bittet Missbrauchsbetroffene um Hilfe

Der Bischof von Magdeburg hat sich an Missbrauchsbetroffene mit der nachdrücklichen Bitte gewandt, an der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt im Bistum aktiv mitzuwirken. Ziel sei die Einrichtung eines Betroffenenbeirates.

Trotz intensiven Bemühens sei es bisher nicht gelungen, einen solchen Betroffenenbeirat ins Leben zu rufen und zwei Betroffene sexueller Gewalt auf dem Gebiet des Bistums Magdeburg zur Mitarbeit in dieser Kommission zu gewinnen. Das erklärte Bischof Gerhard Feige in einem Brief an die Gemeinden und Einrichtungen des Bistums vom Wochenende.

Aufarbeitung ohne Betroffene gelingt nicht

„Ohne ihr Erfahrungswissen kann Aufarbeitung nicht gelingen.“

Eine sinnvolle Aufarbeitung der Straftaten sei nur mit den konkreten Erfahrungen von Betroffenen sinnvoll, machte Feige deutlich: „Ohne ihr Erfahrungswissen kann Aufarbeitung nicht gelingen. Deshalb bitte ich Männer und Frauen, die auf dem Gebiet des Bistums Magdeburg sexuelle Gewalt durch Kleriker und andere kirchliche Mitarbeiter erfahren haben und die sich vorstellen können, in der Aufarbeitungskommission mitzuarbeiten, sich zu melden.“

Es sei davon auszugehen, „dass es in unseren Gemeinden weitere betroffene Männer und Frauen gibt, die noch nicht über das Leid, das ihnen angetan wurde, sprechen wollten oder konnten“, so Feige weiter. Deshalb werde auch die Kommission zur Prüfung von Verdachtsfällen weiterhin aktiv bleiben. Neben den Ansprechpersonen des Bistums stehe auch er selbst „selbstverständlich für entsprechende vertrauliche Gespräche“ zur Verfügung, so der Bischof.

Systemische Faktoren verstehen

„Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen und das Leiden der Betroffenen nicht wegnehmen, aber wir können Strukturen und Rahmenbedingungen ändern.“

Um systemische Faktoren zu klären, „die diese schrecklichen Straftaten ermöglicht, den sachgerechten Umgang mit ihnen behindert und damit das Leid der Betroffenen noch vermehrt haben“, habe sich bereits Anfang Oktober eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Magdeburg konstituiert, erklärte Bischof Gerhard Feige weiter. Drei der insgesamt fünf Mitglieder seien von Ministerpräsident Reiner Haseloff vorgeschlagen worden.


Aktueller Stand der Aufarbeitung

In seinem Brief an die Gemeinden fasst der Magdeburger Bischof alle bisherigen Erkenntnisse über Missbrauchsfälle im Bistum zusammen und gibt Rechenschaft darüber, „was wir in unserem Bistum zur Aufarbeitung dieser Straftaten getan haben und tun werden“.

Zuletzt hatte Feige erklärt, dass es im Bistum Magdeburg nach derzeitigem Stand kein umfassendes Missbrauchsgutachten wie in anderen der 27 deutschen (Erz-)Bistümer geben werde. Der Grund dafür sei nicht, dass das Bistum „den Ernst der Lage nicht begriffen habe“, betonte Bischof Gerhard Feige am Mittwoch. Es könne sich vielmehr eine umfassende Studie mit einem Kostenumfang von mehreren hunderttausend Euro finanziell nicht leisten. Überdies sei ein solches Gutachten nur ein Weg der Aufarbeitung. Mit rund 77.000 Gläubigen ist das Bistum Magdeburg eines der mitgliederschwächsten in Deutschland.

(pm – pr)


 

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21. Februar 2022, 10:14