Kritik am Synodalen Weg: Kein Grund zur Panik
Domradio: Anfang Februar gab es die dritte von fünf geplanten Synodalversammlungen. Wie gut ist man denn auf dem Synodalen Weg unterwegs?
Stefan Vesper (Ehemaliger Generalsekretär des Zentralkommitees der Deutschen Katholiken / ZdK): Ich glaube, wir sind jetzt sehr gut auf dem Weg. In den letzten Jahren hat uns die Pandemie sehr beeinträchtigt. Eine Reihe geplanter Treffen konnten nicht oder nur online stattfinden. Es gab keine Möglichkeiten, sich zu treffen, um abzustimmen und entsprechend unserer Geschäftsordnung ein ernsthaftes Befassen und auch Voranschreiten im Sinne von Beschlüssen zu veranstalten. Das ist in diesem Februar jetzt geschehen. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auf dem Synodalen Weg vorankommen.
Wie realistisch ist die Umsetzung?
Domradio: Welche der Wünsche, die im Februar formuliert worden sind, sind in der Umsetzung denn realistisch und welche nicht?
Vesper: Als wir uns auf den Weg begeben haben und die Satzung und Geschäftsordnung erarbeitet haben, haben wir sehr genau darauf geachtet, dass wir klug und nachvollziehbar vorangehen, damit es keine bösen Überraschungen, keine Tricks im negativen Sinne gibt. Deswegen muss man jeden Text in zwei Lesungen beraten. Die Texte für diese Lesungen müssen jeweils vier Wochen vorher allen mitgeteilt werden. Man kann also keinem in der Nacht vorher irgendetwas unterjubeln - sei es den Bischöfen, sei es den Laien oder wem auch immer.
Aus diesem Grund finden immer zwei Lesungen statt. Wir haben in der Februar-Sitzung nun die zweite Lesung gehabt und dabei einen Orientierungstext, einen Grundtext zum Thema Macht und einen ersten Handlungstext zur Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs beschlossen. Diese drei Texte sind komplett fertig.
Weg der Mitte
Domradio: Die negativen Nachrichten um viele Kernfragen des Synodalen Wegs reißen nicht ab. Wo sehen Sie da die größte Baustelle?
Vesper: Ich finde das ganz normal, dass bei einem offenen Prozess positive und auch kritische Stimmen erfolgen. Die kritischen Stimmen kommen aus zwei ganz unterschiedlichen Lagern. Das sagen wir aber auch schon die ganze Zeit. Es gibt auf der progressiven Seite Leute, die sagen: ,Das hat sowieso keinen Sinn, das wird sowieso nichts bringen. Die Bischöfe lassen sich gar nichts sagen.` Und es gibt auf der konservativen Seite Stimmen, die sagen: ,Ihr lauft dem Zeitgeist nach. Ihr wollt die Lehre verändern, obwohl sie doch so wichtig ist. Ihr wollt die Kirche spalten.` Diese beiden Stimmen aus unterschiedlichen Lagern hören wir, aber die ganz große Mehrheit - über zwei Drittel der Delegierten, sowohl Laien als auch Bischöfe - gehen auf einem Weg der Mitte und wollen Reformen in der katholischen Kirche.
Das Interview führte Michelle Olion vom Kölner Domradio.
(domradio - sst)
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