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Der deutsche Weltkirche-Bischof Bertram Meier Der deutsche Weltkirche-Bischof Bertram Meier 

Bischof Meier: „Glauben auch feiern, nicht nur diskutieren“

Der Synodale Weg in Deutschland kann vom eben zu Ende gegangenen Katholikentag lernen, dass der Glaube „nicht nur diskutiert, sondern auch gefeiert werden“ will. Das sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier im Gespräch mit Radio Vatikan.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

„Also nicht nur immer sich die Köpfe zu zerbrechen, sondern mit sehr, sehr viel Herz auch dankbar zu zeigen“, so der deutsche Weltkirche-Bischof, der in Stuttgart unter anderem an einem Podium über die Verantwortung der Religionen vor Gott und den Menschen teilnahm und in der Domkirche eine weltkirchliche Messe feierte. „Wir sind im guten Sinne stolz, Christ zu sein oder auch katholisch zu sein. Das, glaube ich, ist eine ganz große Botschaft.“ Der Katholikentag habe ihm die Erfahrung geschenkt, „dass die Kirche in Deutschland lebt“, so der Augsburger Bischof. „Und er zeigt mir, dass katholisch sein nicht eine Monokultur bedeutet. Es heißt auch nicht, dass das Volk Gottes unterwegs in Deutschland im Gleichschritt marschieren muss, sondern dass wir hier eine große Vielfalt und auch Reichtum haben.“ Diese Vielfalt solle „in der Einheit verklammert werden, aber nicht in Einheit gezwungen werden.“

Hier zum Hören:

Synodaler Weg? Mehr Empathie zeigen

Die vierte – und vorletzte - Versammlung des Synodalen Wegs in Deutschland soll von 8. bis 10. September 2022 stattfinden. Aus Meiers Sicht wäre es dabei „gut“, wenn die Teilnehmenden „mehr Empathie füreinander zeigen“ und sich mehr Zeit nähmen. Der Bischof beklagte den Hang zum Akademischen und den hohen Zeitdruck bei den Sitzungen, die Texte der kirchlichen Reformanliegen könnten kaum diskutiert werden. „Es ist eigentlich keine Debatte, sondern es sind einzelne Statements. Und das ist, glaube ich, nicht Synodalität, wo es darum geht, einander anzuhören, zuzuhören, zu unterscheiden, abzuwägen, um schließlich zu einer geistlichen Entscheidung zu kommen. „Und dieser Schritt geht mir bisher ab auf dem synodalen Weg. Wir unterscheiden nicht. Alles ist gleich wichtig oder unwichtig, als könnten wir die Kirche auf den Kopf stellen. Wir sollten sie wieder auf die Füße bringen.“

„Den Kern des Katholischen sollten wir nie verletzen“

Den „Kern des Katholischen sollten wir nie verletzen“, sagte Bischof Meier, die Schalen seien aber zu knacken. „Aber ich muss dabei vorsichtig sein und das braucht, denke ich auch Zeit und Geduld. Deshalb mein Tipp, nicht wie der deutsche Klassenprimus jetzt alles hier in Deutschland schon lösen zu müssen, sondern Themen zu setzen, die hier anstehen, nicht nur in Deutschland, im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Europa. Und mal schauen, wie die anderen Synoden Mitglieder nächstes Jahr in Rom darauf reagieren.“

Deutschland in der Weltkirche: Zu selbstbewusst?

Die Frage, was die Weltkirche der katholischen Kirche in Deutschland an wertvollen Eingaben und Erfahrungen schenken kann, beantwortete Meier so: „Der Gedanke, dass wir als katholische Kirche Global Player sind, angefangen an Pfingsten in Jerusalem, ist, denke ich, eine gute Basis. Ein Global Player denkt darüber nach, wie er die Marke halten kann, aber trotzdem regional, kontinental unterschiedlich ist. Da werden wir ringen müssen.“ Jedenfalls kenne die katholische Weltkirche Unterschiede in sich selbst, „eine europäische Kirche tickt anders als eine afrikanische, asiatische oder südamerikanische Kirche“. Der deutsche Weltkirche-Bischof warnte vor einem allzu selbstbewussten Auftreten der Kirche in Deutschland. „Was die Weltkirche uns sagen kann: Lernt bitte kirchlichen Realismus in Deutschland. Tretet bitte nicht so auf, dass das, was ihr für euch gut findet, dann alle mitmachen müssen, und jene, die nicht mitmachen, sind hinterwäldlerisch oder Reformverweigerer.“

„Habt Geduld miteinander“

Meier empfahl an diesem Punkt: „Habt Geduld miteinander. Reformen mit der Brechstange bringen nichts, denn auch hier in Deutschland sind wir nicht eine Monokultur.“ So hat der Augsburger Bischof, während in Stuttgart der Katholikentag lief, in Lindenberg im Allgäu Diakone der traditionsorientierten Petrus-Bruderschaft geweiht, deren Verteidigung überlieferter Glaubensinhalte bei reformorientierten Katholiken zu Abwehrreflexen führt. „Ich kann Ihnen nur eines sagen: Schnell ist es passiert, dass ein Bischof in einer großen Diözese wie der meinen in eine Schublade gesteckt wird“, erklärte Meier. „Das will ich nicht, weil dann kann ich meinen Dienst nicht mehr erfüllen.“

Er verstehe die Aufgabe des Bischofs weniger als „Aufseher“, sondern als „Brückenbauer“. „Und ich kann nur Brücken bauen, wenn ich mich nicht in eine Blase zurückziehe, wo ich mich vielleicht wohlfühle und wo ich ständig beweihräuchert werde, sondern wo ich mich dazwischen stelle, eine profilierte Mitte einhalten will und die mir anvertraute Diözese zusammenhalten möchte. Das sind so ein paar Elemente, wo wir auch aus der Weltkirche manches mitnehmen können.“

Meier, der selbst mehrere Jahre im Staatssekretariat in Rom wirkte, hält es für denkbar, dass Papst Franziskus eine zweite Weltsynode zum Thema Synodalität ansetzt. Die erste ist in den Bistümern der Weltkirche bereits am Laufen und findet ihren Höhepunkt bei einem Treffen in Rom im Oktober 2023. Auch die Bischofssynode zum Thema Familie fand in einer doppelten Variante statt; am Ende stand das Schreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus.

(vatican news)

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30. Mai 2022, 12:48