D: Liturgisches Institut feiert 75-jähriges Bestehen
Die Kirche sehe sich aktuell zahlreichen neuen Herausforderungen gegenüber, darunter „die Ausdünnung des kirchlichen und vor allem des gottesdienstlichen Lebens, der Rückgang der pastoralen Berufe und die daraus resultierende Anpassung pfarrlicher und diözesaner Strukturen“, so Bischof Stephan Ackermann, der in der Bischofskonferenz die Liturgische Kommission leitet, bei der Veranstaltung. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Liturgie seien noch nicht in Gänze absehbar, so der Trierer Bischof.
In diesem Zusammenhang sei es Aufgabe des DLI, die „Entwicklungen im digitalen Bereich zu beobachten, Orientierung zu geben und mitzugestalten“. Dabei sei insbesondere „eine liturgische Qualitätssicherung“ unentbehrlich. Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche habe auch im Bereich der Liturgie „die Sensibilität für die Frage nach Machtverhältnissen“ erhöht, betont Ackermann. Alle übertragene Macht in der Liturgie sei immer so einzusetzen, „dass die verschiedenen liturgischen Dienste zum Tragen kommen und die tätige Teilnahme des ganzen Gottesvolkes in der Vielfalt seiner Glieder gefördert“ werde.
„So wie die Kirche sich immer erneuert, ist auch die Liturgie nie ein für alle Mal fertig“, betonte bei dem Festakt Pfarrer Marius Linnenborn, der das DLI leitet. Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, unterstrich in ihrer Festansprache, dass Liturgie gerade in Krisenzeiten der Kirche einen „bleibenden Wert und Auftrag“ habe. „Liturgie ist ehrlich und hält uns die Spiegel vor; aber wir schauen da nur ungern hinein“, so Gilles. Dies sei „ein Fehler“, denn „Gottesdienst sollte als Spiegel der Situation unserer Kirche viel stärker im Blick sein“. Liturgie sei „ein Zeitzeichen“, werde doch in den Gottesdiensten die Entfremdung zwischen Kirche und Gläubigen sichtbar. Sie fügte hinzu: „Wenn heute viele Gläubige ganz aus der Kirche austreten, dann sind sie oft sehr viel früher schon aus dem Gottesdienst ausgezogen. Hier hätten bei uns bereits viel früher die Alarmglocken schrillen müssen.“
Liturgie als Spiegel
Die Generalsekretärin rief dazu auf, in besonderer Weise auch künftig auf die Qualität von Liturgie zu achten, insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Gottesdienstbesuch vielfach „nicht mehr als Verpflichtung“ angesehen werde. Menschen entschieden sich deshalb bewusst dafür, an Gottesdiensten teilzunehmen. spielt die Qualität eine deutlich größere Rolle. Menschen entscheiden sich bewusst, einen Gottesdienst mitzufeiern. Darin stecke „ein immenses Potential“, das jedoch durch liturgische Fachleute gehoben und fruchtbar gemacht werden müsse.
Hintergrund
Das Deutsche Liturgische Institut (DLI) ist eine Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz. Zu seinen Aufgaben gehören die Redaktion der liturgischen Bücher im deutschsprachigen Raum sowie wissenschaftliche Grundlagen- und Bildungsarbeit zu Entwicklungen im Bereich des Gottesdienstes. Zudem beherbergt das DLI mit 85.000 Bänden und 250 laufenden Zeitschriften eine der weltweit bedeutendsten Spezialbibliotheken zur Liturgiewissenschaft und Liturgiepastoral. Darunter finden sich auch zahlreiche Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Regelmäßige Veröffentlichungen sind die Zeitschrift Gottesdienst und das Liturgische Jahrbuch. Mit Blick auf die aktuell zahlreichen ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland hatte das DLI jüngst auch eigene Texte für die Mitfeier der Gottesdienste insbesondere der Kar- und Ostertage auf Ukrainisch veröffentlicht.
(pm - cs)
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