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D: Zahl der Kirchenaustritte 2021 stark gestiegen

Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche ist im letzten Jahr massiv gestiegen: Insgesamt 359.338 Menschen haben die Kirche verlassen. Im Jahr zuvor waren es 221.390 Personen gewesen.

Das ergibt sich aus der Kirchenstatistik für 2021, die die Deutsche Bischofskonferenz und die 27 (Erz-)Bistümer der katholischen Kirche in Deutschland an diesem Montag veröffentlicht haben. Eingetreten sind in die Kirche letztes Jahr 1.465 Menschen; es wurden 4.116 Menschen wieder aufgenommen.

In Deutschland machen die Katholiken 26 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (21.645.875 Kirchenmitglieder). Generell ist die Statistik erheblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt, da diese sich vielfach auf das kirchliche Leben ausgewirkt hat. Durch die notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen konnten manche Gottesdienste nicht so gefeiert werden wie geplant. Gegenüber 2020 waren jedoch mehr Sakramentenspendungen möglich.

Kölner Dom
Kölner Dom
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Zahl der Priester sinkt - nur noch 62 Priesterweihen

Durch die laufenden Strukturmaßnahmen in Bistümern hat sich die Zahl der Pfarreien auf 9.790 (2020: 9.858) verringert. Insgesamt gibt es 10.313 Priester (2020: 12.565), davon sind 6.215 Pfarrseelsorger (2020: 6.303). In den weiteren pastoralen Diensten weist die Statistik für 2021 insgesamt 3.253 Ständige Diakone (2020: 3.245), 3.198 Pastoralassistenten/-referenten (weiblich: 1.532, männlich: 1.666) und 4.318 Gemeindeassistenten/-referenten (weiblich: 3.400, männlich: 918) aus. Die Zahl der Priesterweihen lag 2021 bei 62 (davon 48 Welt- und 14 Ordenspriester).

Der Gottesdienstbesuch ist – coronabedingt – in 2021 mit 4,3 Prozent erneut zurückgegangen (2020: 5,9 Prozent). Die Zahlen beim Sakramentenempfang sind dagegen teilweise deutlich gestiegen: So lag die Zahl der kirchlichen Trauungen bei 20.140 (2020: 11.018), die Zahl der Taufen bei 141.992 (2020: 104.610) und die Zahl der Erstkommunionen bei 156.574 (2021: 139.752). Die Bestattungen sind mit 240.040 ebenfalls leicht gestiegen (2020: 236.546).

Bätzing: Es ist nichts schönzureden

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing von Limburg, deutet die Zahlen des Jahres 2021 als Anzeichen für „die tiefgreifende Krise“ der katholischen Kirche in Deutschland. „Es ist nichts schönzureden, und ich bin – trotz der gestiegenen Zahlen der Sakramentenspendung – zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten.“

Zu diesen Zahlen müsse man die Erkenntnis hinzulegen, dass mittlerweile nicht nur die Menschen austräten, die zu ihrer Pfarrei schon über einen längeren Zeitraum wenig oder sogar keinen Kontakt hatten: „Sondern es mehren sich Rückmeldungen, dass Menschen diesen Schritt gehen, die bisher in den Pfarreien sehr engagiert waren. Der Aufbruch, den wir mit dem Synodalen Weg gehen, ist hier im Kontakt mit Gläubigen offenbar noch nicht angekommen.“

Bischof Bätzing
Bischof Bätzing

„Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr für uns als katholische Kirche“

Insgesamt zeigten die Zahlen: „Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr für uns als katholische Kirche. Wir müssen uns neu erklären, erläutern was wir tun und warum wir es machen. Zur Kirche zu gehören ist ebenso wenig eine Selbstverständlichkeit wie aktiv in ihr mitzuwirken. Die Skandale, die wir innerkirchlich zu beklagen und in erheblichem Maße selbst zu verantworten haben, zeigen sich in der Austrittszahl als Spiegelbild. Dieses dürfen wir nicht verzerren, wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Kirchen wieder voller werden oder die Zahl der Gläubigen wieder steigt.“

Dennoch sei er weiter von der „Kraft“ überzeugt, die in der Botschaft des Evangeliums stecke, so Bätzing. „Deshalb sind die Zahlen 2021 für mich auch ein Auftrag: den eingeschlagenen Weg der Kirche mutig weiterzugehen.“

„Ich möchte dafür werben, das Mehr, den Gewinn, das Plus von Kirche zu sehen“

Er wolle die drastische Austrittszahl „nicht schönreden“. „Aber ich möchte dafür werben, das Mehr, den Gewinn, das Plus von Kirche zu sehen. Ohne die vielen Angebote von Gottesdiensten und Glaubensvermittlung würde unser menschliches Miteinander an Tiefe verlieren. Ohne unsere Caritas wäre die Gesellschaft ärmer. Ohne unsere tausenden von Bildungsangeboten wäre unser Land ärmer, ohne das große Engagement für die Menschen an den Rändern, besonders die Geflüchteten und die vom Krieg Betroffenen, wäre die Welt noch trauriger.“

(dbk – sk)
 

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27. Juni 2022, 12:33