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D: Bischof Genn kritisiert Abtreibungs-Votum

Der Bischof von Münster, Felix Genn, hat die Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibung und die Debatte um assistierten Suizid scharf kritisiert.

„Wir dürfen die Menschen am Anfang und am Ende des Lebens nicht schutzlos lassen, sie sind auf uns angewiesen“, sagte er am Sonntag bei einer Messfeier in Münster. „Mit unserer Position stellen wir uns nicht gegen Frauen oder gegen Menschen am Ende ihres Lebens, sondern wir beziehen Position für etwas, das für uns als Christinnen und Christen nicht verhandelbar sein sollte: Wir sind für den Wert jedes menschlichen Lebens.“

Der Bischof unterstrich, dass er sich sicher sei, „dass Frauen sich die Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung nicht leicht machen“. Er warnte aber davor, dass die Streichung des Werbeverbots für Abtreibungen nur der Anfang einer Entwicklung sein könne. Niemals, so zitierte der Bischof einen Zeitungskommentar, dürfe die Beendigung von Leben „staatlich geförderte Routine sein“. Wichtig sei dagegen „eine Positionierung für den aus unserer Sicht unverhandelbaren Schutz des menschlichen Lebens.“

Bischof Genn von Münster
Bischof Genn von Münster

„Menschliches Leben gegen ein anderes menschliches Leben aufzuwiegen ist nie eine Lösung“

 

Bischof Genn: „Menschliches Leben gegen ein anderes menschliches Leben aufzuwiegen ist nie eine Lösung.“ Er wolle sich „kein Urteil“ erlauben, weil Frauen sich auch heute noch „in grausamen Zwangslagen befinden“ oder Opfer von Gewalt werden. „Ich kann, darf und werde sie nicht verurteilen. Deshalb möchte ich nicht nachlassen im Engagement für das Leben, für die Frauen und alle Beteiligten in diesen schwierigen Momenten.“

„Ukraine hat Anspruch auf gerechten Frieden“

Genn ging auch auf den Krieg in der Ukraine ein. „Auch, wenn es heute fast aussichtslos erscheint: Das Volk der Ukraine hat den Anspruch auf einen gerechten Frieden!“ Ein Friede, bei dem der Sieger die Bedingungen diktiert, würde in sich Keime des Unfriedens, neuer Gewalt, neuen Terrors und neuen Krieges bergen. „Das wäre kein wirklicher Friede“, machte Bischof Genn deutlich.

Er zeigte sich dankbar für die „große Bewegung der Solidarität mit den Geflüchteten, mit der Bereitschaft, Einschränkungen mitzutragen“. Zugleich hoffe er, dass dieser Zusammenhalt auch dann noch andauern werde, wenn alle Menschen auch in Deutschland die Folgen des Krieges noch stärker spüren würden. Gerade die sozial Schwächeren würden das heute schon spüren.

„Ohne Verzicht werden wir nicht den Herbst bestehen“

„Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine darf nicht gegen eine Solidarität mit den Armen und Schwachen in unserer Gesellschaft ausgespielt werden“, unterstrich der Bischof. Er warb dafür, dass jeder Einzelne in seinem Umfeld bereit sein müsse, „zu verzichten und sich einzuschränken“. „Ohne Verzicht werden wir weder den Herbst bestehen noch für die Bewahrung der Schöpfung etwas Nachhaltiges bewirken können.“

An der „Großen Prozession“, deren Tradition bis ins Jahr 1382 zurückreicht, nahmen in Münster diesmal auch Mitglieder der ukrainisch-katholischen Gemeinde teil.

(bistum münster – sk)
 

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03. Juli 2022, 15:12