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Johann Philipp Jeningen (1642-1704) - seliggesprochen am 16. Juli 2022 Johann Philipp Jeningen (1642-1704) - seliggesprochen am 16. Juli 2022 

Jeningen-Seligsprechung: „Mann der liebenden Begegnung“

Der deutsche Jesuit Philipp Jeningen ist an diesem Samstag in Ellwangen seliggesprochen worden. Der Feier an der Basilika Sankt Vitus stand der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich vor, der die Urkunde zur Seligsprechung verlas. Jeningen kümmerte sich in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg um Bauern, spendete Sakramente und pflegte einen asketischen Lebensstil.

Mit dem Verlesen des päpstlichen Schreibens zur Seligsprechung wurde der in der Gegend überaus beliebte Volksmissionar Philipp Jeningen (1642-1704), der zeitlebens in der Region um die heutige Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg wirkte, in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen. In seinem auf Lateinisch verfassten Text würdigte Papst Franziskus den neuen Seligen als „unermüdlichen Verkünder des Evangeliums“ und „eifrigen Verbreiter der Marienverehrung“. Als liturgischer Gedenktag wurde der 8. Februar bestimmt. Mehrere tausend Menschen waren auf den Platz vor der Basilika Sankt Vitus gekommen, in der sich Jeningens Grab befindet. 

Zum Nachhören - was Kardinal Hollerich bei der Seligsprechung sagte

Gedenktag am 8. Februar

Geleitet wurde die festliche Seligsprechungsfeier vor der Basilika Sankt Vitus vom Erzbischof von Luxemburg und Präsidenten der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, der gemeinsam mit Diözesanbischof Gebhard Fürst zelebrierte.

„Sein Gottesglaube zeichnete sich durch eine tiefe Gottesverbindung im Alltag aus. Gott erfüllte, Gott füllte sein Leben“, ging Kardinal Hollerich in seiner Predigt auf Jeningens tiefen Gottesglauben und sein unermüdliches Wirken als Volksmissionar ein. Der Jesuitenpater habe „sich den Blick Gottes zu eigen“ gemacht „und konnte so den Menschen, denen er begegnete, auch seine Liebe schenken“, so Hollerich. „Er war dadurch offen für alle Menschen, die er traf, er war offen für Ihre seelischen und körperlichen Bedürfnisse. Er war ein Mann der liebenden Begegnung. Diese Wesensart seiner Frömmigkeit wurde von den Leuten erkannt, und so nannten sie Ihn den guten Pater Philipp.“

Verbindung von Gottes- und Menschenliebe

Gläubige könnten heute vom neuen Seligen mehrere Dinge lernen, fuhr Hollerich fort: „Es ist die Verbindung von Gottesliebe und Menschenliebe, die der gute Pater Philipp lebte, die uns zu Zeugen des Evangeliums in dieser konkreten Welt macht“, hob der Kardinal hervor. Dieses Beispiel könne uns angesichts der zahlreichen Probleme, die es heute zu bewältigen gibt, Kraft geben, zeigte sich der Erzbischof zuversichtlich. Dazu gehörten persönliche Leidensgeschichten ebenso wie die Folgen einer weit verbreiteten Säkularisierung, der Klimawandel, der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie.

Die Verehrung für den „guten Pater Philipp" ist in der Region um Ellwangen bis heute stark in der Volksfrömmigkeit verankert. Am Freitagabend hatten knapp 2.000 Menschen an einer Lichterprozession zur Basilika teilgenommen. Den Seligsprechungsprozess für Pater Jeningen hatten der Jesuitenorden, das Bistum Rottenburg-Stuttgart und die Deutsche Bischofskonferenz bereits 1920 beantragt. Der Vatikan stellte 1989 den für eine Seligsprechung nötigen „heroischen Tugendgrad“ fest. Eine medizinisch nicht erklärbare Heilung aus den 1980er Jahren wurde in Rom als Wunder anerkannt, das Jeningens Fürsprache zugeschrieben wird.

Ansteckend für heutige Zeit

„Sein Streben nach Vollkommenheit, sein Eifer für die frohe Botschaft Jesu darf uns ansteckend sein und darf uns in dieser Seligsprechung wirklich ermuntern, diese großen Fußspuren des guten Pater Philipp etwas nachzulaufen“, so Pater Norbert Traub, Wallfahrtsrektor von Maria Brünnlein aus Wemding im Bistum Eichstätt gegenüber Radio Horeb. Er habe eine besondere Verbindung zum seligen Pater Philipp Jenigen. „Für mich persönlich ist es eine große Freude, dass ein Eichstätter seliggesprochen wird. Ich selbst stamme eben aus dem Bistum Eichstätt, habe in der Stadt Eichstätt selbst einen Teil meiner Schul- und Studien Ausbildung gemacht, habe dort auch ein paar Jahre als Priester gewirkt und der gute Pate Philipp ist mir persönlich von Jugend an bekannt und jetzt vor allem als Priester, als Missionar“, erzählt P. Traub.

Volksmissionar der Nachkriegszeit

Der in Eichstätt geborene Philipp Jeningen (1642-1704) gehörte ab 1654 der Marianischen Kongregation an und studierte ab 1659 Philosophie an der bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt, wo zahlreiche Jesuiten lehrten. 1663 trat er in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein, 1672 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht und 1677 band er sich durch die Ewige Profess endgültig an den Jesuitenorden.

Von Dillingen aus wurde Jeningen 1680 von seinen Ordensoberen nach Ellwangen versetzt, um eine Marienkapelle mit kleiner Wallfahrt zu betreuen. Seinem bis 1701 in über 20 Briefen an den Generalsuperior vorgetragenen Wunsch, als Glaubensbote nach Indien entsandt zu werden, folgte regelmäßig die Antwort, Deutschland sei sein Missionsland. Sehr bald nach seiner Ankunft in Ellwangen stieg die Anzahl der Pilger deutlich, und Jeningen setzte sich mit dafür ein, dass über der Kapelle die für die Rekatholisierung des nordöstlichen Schwaben bedeutende Marienwallfahrtskirche auf dem Schönenberg errichtet wurde.

Missionarische „Spaziergänge“

Zugleich unternahm Jeningen gleich nach seiner Ankunft in Ellwangen missionarische „Spaziergänge“. Er zog auf fünf großen Missionsreisen auf dem Gebiet der Bistümer Augsburg, Konstanz, Eichstätt und Würzburg von Dorf zu Dorf, um das brachliegende religiös-sittliche Leben aufzurichten und die katholische Glaubenspraxis wieder einzupflanzen. Er legte dabei keinen großen Wert auf rhetorische Überzeugungskraft, sondern bezeugte mit einfachen Worten sein unerschütterliches Vertrauen in die göttliche Vorsehung und steckte viele mit seiner eucharistischen und marianischen Frömmigkeit an. Mit seiner asketischen Lebensweise – er schlief auf dem nackten Boden und gönnte sich nur winters einen Strohsack – und seinem liebenswürdigen und humorvollen Umgang erwarb er sich Hochachtung und machte sich bei allen Volksschichten und besonders bei den Kindern beliebt.

Seinem Tagebuch zufolge machte Jeningen bemerkenswerte mystische Erfahrungen des Herzens Jesu. Er genoss besonders wegen seiner Gabe der Heilung und der Vorhersage eintretender Ereignisse bereits zu Lebzeiten den Ruf, ein Heiliger zu sein, und hieß in der Bevölkerung immer nur der „gute Pater Philipp“. Jeningen starb hochverehrt am 8. Februar 1704 in Ellwangen.

(vatican news/bistum augsburg/radio horeb - pr)

 

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16. Juli 2022, 11:48