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Österreich: Freiburger Theologin erhält „Publikumspreis“

Der diesjährige „Publikumspreis“ der „Salzburger Hochschulwochen“ geht an die Freiburger Theologin Anne-Kathrin Fischbach. Der mit 1.000 Euro dotierte Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler wurde am Donnerstagnachmittag in Salzburg vergeben.

Es handelt sich um die nach dem „Theologischen Preis“ zweite Auszeichnung, die im Rahmen der Hochschulwochen vergeben wird. Würdigt der „Theologische Preis“ ein Lebenswerk, so versteht sich der „Publikumspreis“ als Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler und Wisenschaftlerinnen der Jahrgänge 1987 und jünger.

Eine Fachjury hatte im Vorfeld aus den Einreichungen drei anonymisierte Vorträge ausgewählt. Die Zuhörer hatten dann die Möglichkeit, die Vorträge nach fachwissenschaftlicher Qualität, inhaltlicher Originalität sowie im Blick auf die kommunikative Transferleistung zu bewerten. Der mit 500 Euro dotierte zweite Preis ging an den Bamberger Literaturwissenschaftler Niklas Schmitt; der mit 300 Euro dotierte dritte Preis ging an die Salzburger Theologin Elisabeth Höftberger.

Glaube als „Basecamp“ der Wissensgesellschaft

Fischbach formulierte in ihrem Vortrag ein „Lob aufs Rumraten“ und ein Plädoyer für ein Verständnis des Glaubens als „Basecamp“ der Freiheit des Denkens. In einem Rekurs auf den Philosophen Charles Sanders Peirce zeigte Fischbach auf, dass Weiterentwicklung und Innovation nicht aus bloßen Deduktionen (Ableitungen) hervorgehen, sondern aus einem Verfahren des „Rumratens“, der „Abduktion“. Während klassische deduktive Verfahren in den Bahnen klassischer Logik verblieben, sei es die Abduktion, die helfe, Denkverbote zu durchbrechen und so neues Wissen überhaupt erst möglich zu machen. Notwendig sei dies, so Fischbach, weil „uns die Phantasie abhanden gekommen zu sein scheint“, die indes für die Lösung der großen Probleme der Gegenwart dringend benötigt werde.

Es brauche daher geschützte Räume des Nachdenkens und der Kreativität. Diese könne die Theologie bieten - etwa in Form einer Rückbesinnung auf eine Kern-Einsicht der Reformation, nämlich die Freiheit des aus seinem Glauben allein gerechtfertigten Christen. Diese religiöse Überzeugung und die Hoffnung auf einen rettenden Gott schaffe Freiraum für neues, frisches Denken, so Fischbach. „Wahrhaft Neues, vor allem neues Wissen, entsteht aus Hoffnung auf Selbsttranszendierung, es entsteht aus echter Neugier daran, was sein könnte.“

Der Zweitplatzierte

Der zweitplatzierte, der Bamberger Literaturwissenschaftler Niklas Schmitt ,zeigte in einem Vergleich der Narrative, die der russische Präsident Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in den digitalen Medien bedienen, auf, wie stark Geschichten und Narrative jenseits des bloßen Wissens Gesellschaften beeinflussen. Während Putin sich in der Bildsprache etwa in einer Dokumentation wie eine Erlöserfigur bzw. ein Actionheld inszeniere, spiele Selenskyj geschickt mit den Möglichkeiten, die die digitalen Medien bieten - von der Satire über die Selfie-Video-Ästhetik bis hin zu einer „Cyborg“-Existenz, die an James Bond-Filme erinnere, so Schmitt. Weil Selenskyj dabei „vor Ort ist und von dort mit den medialen Mitteln einer digitalisierten Welt mit der weltweiten gesellschaftlichen Wirklichkeit kommuniziert“, mache er sich von jenen „totalitären Strukturen einer linearen Propaganda frei“, von denen Putin noch voll und ganz gefangen sei.

Nach zwei Jahren, in denen die „Salzburger Hochschulwochen“ vorwiegend digital abgehalten wurden, fand die renommierte Salzburger Sommeruniversität diesmal wieder „analog“ und live vor Ort statt: Noch bis 7. August diskutieren renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter dem Titel „Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft“.

(kap – mg)

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06. August 2022, 12:08