Deutsche Bischöfe: „Konsens, dass es Dissens gibt“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Wir haben intensiv gesprochen mit dem Ziel, dass wir Synodalität auch in Zukunft wollen.“ Das sagte Bätzing vor der Presse am letzten Tag der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz. „Wir sind dabei, Synodalität zu lernen und einzuüben, und wir wollen, dass der Synodale Weg zu einem erfolgreichen Ziel kommt. Es liegt auch in unserer Verantwortung, dass die kommenden Projekte in der 5. Synodalversammlung wirklich zu einem guten Abschluss kommen…“
Auch die Bischöfe hätten sich mit der Zeit auf dem Synodalen Weg „verändert“, so Bätzing. „Der Synodale Weg verändert Einstellungen, verändert Blickrichtungen… mit den Konsequenzen, die sich daraus ergeben.“
Allerdings lasse sich gar nicht verhehlen, dass die Bischöfe in vielen Fragen nicht einer Meinung seien. „Eines der Hauptanliegen meinerseits ist, dass jeder Bischof den Freiraum haben muss, seine Position auszudrücken – auch differente. Es darf kein Schweigen geben, weil es vielleicht zu schnell geht oder jemand den Eindruck hat, er werde nicht gehört…“
Das bedeute aber keineswegs, „dass alle Bischöfe einer Meinung sind“, so der Limburger Bischof. Es gebe „divergierende theologische Ansätze“, doch keine „unversöhnten“ Gegensätze.
Bätzing verteidigt Plan zu einem Synodalen Rat
„Wir sind doch als Bischofskonferenz nicht anders als die Gesellschaft insgesamt; nur über Differenzen, Konflikte, die Bearbeitung von verschiedenen Argumentationssträngen kommen wir doch weiter. Für mich war das nie ein eigentliches Problem, dass wir in der Bischofskonferenz unterschiedliche Meinungen haben – sofern sie eingebracht werden und solange sie helfen, nach vorne zu kommen und Beschlüsse zu fassen. Das dürfen die Gläubigen von uns erwarten. Wir haben einen Konsens, dass es Dissens gibt und dass wir damit gut umgehen möchten.“
Bätzing verteidigte ausdrücklich Pläne zur längerfristigen Einrichtung eines Synodalen Rats, die unlängst in einer Note aus dem Vatikan kritisch beleuchtet worden waren. „Das ist kein neues Konstrukt für die katholische Kirche in unserem Land… Es gibt eine Vielfalt von Fragen, die wir nur gemeinsam beraten, beantworten und entscheiden können. Das wollen wir auf Dauer stellen.“ Von einem „Abdriften ins Evangelische“ könne keine Rede sein.
Der Bischof betonte einmal mehr, dass die vom Synodalen Weg aufgeworfenen Fragen – etwa nach der Rolle von Frauen oder dem Umgang mit Homosexuellen in der Kirche – drängend seien. „Wir müssen diese Fragen nun angehen, auch auf Ebene der Weltkirche. Denn wir stellen fest: Das sind nicht nur unsere Fragen… Diese Fragen sind überall in der Weltkirche präsent, und man sieht ja, wie sie in vielen Rückläufen der nationalen Bischofskonferenzen in den weltweiten synodalen Weg benannt worden sind.“
Deutlich wandte sich Bischof Bätzing gegen eine Kritik, die der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, Ökumene-Verantwortlicher des Vatikans, in einem Zeitungsinterview am Synodalen Weg geäußert hat. Und er warb darum, keine Angst davor zu haben, „dass sich was bewegt“.
Ad-limina-Besuch als Chance
Zum für November angesetzten Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom sagte Bätzing. „Das ist ja eine große Chance – wir treten da u.a. mit dem Heiligen Vater in einen direkten Dialog. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, unsere Anliegen deutlich zu machen.“ In Rom wolle er auch ansprechen, dass katholische Laien in Deutschland an der Auswahl von Bischöfen beteiligt sein wollten.
Ein von Rom angeordnetes „Ende des Synodalen Wegs“ könne es nicht geben, „weil das ein Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz ist“. Bätzing wörtlich: „Der läuft, und der wird gut zu Ende gebracht“. Gleichzeitig sei für ihn mit Blick auf Rom und die Weltkirche klar: „Wir werden zusammenbleiben! Das ist katholisch, und dazu gibt es keine Alternative.“
(vatican news)
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