Unser Sonntag: Umgang mit materiellem Besitz
Pfarrer Paul Schuler, K-TV, katholisches Fernsehen
LK 16, 1–13 - Lesejahr C
Jesus traut uns ein schwieriges Gleichnis zu. Ein Verwalter gerät in den Verdacht, das Vermögen seines Herrn zu vergeuden. Die Entlassung steht unmittelbar bevor Der Betroffene analysiert seine Lage sehr genau. Die Entlassung ruiniert seinen Ruf. Er wird nie wieder eine Verwaltungsstelle bekommen. Er kann nur überleben, wenn andere Bewohner der Gegend ihn unterstützen oder gar in Ihren Haushalt aufnehmen.
Das ist sein Ziel. Und weil er nichts mehr zu verlieren hat, tut er nun genau das, was man ihm vorgeworfen hat: Er verfügt eigenmächtig über das Vermögen seines Herrn, indem er die Schulden der Schuldner verringert, solange er noch dazu befugt ist und sie sich so verpflichtet, indem er die Schuldner zu seinen Freunden macht. Was Jesus lobt und zur Nachahmung empfiehlt, ist die menschliche Klugheit des Verwalters.
Menschliche Klugheit
Er hat in seiner schwierigen Situation seine einzige Chance erkannt und genutzt. Der Mensch hat den materiellen Besitz von Gott zur Verwaltung empfangen. Er soll ihn so verwenden, dass er in der Stunde, in der er in Verlegenheit kommt und die bisherige Existenz verliert, Freunde hat, die ihm dann behilflich sind. So sollen auch die Hörerinnen und Hörer Jesu ihre Situation vor Gott klar erkennen, geistesgegenwärtig berechnen und abschätzen, wie sie eine Wohnung im Himmel für das Ewige Leben erlangen, und diesen Weg dann konsequent gehen. Der kluge Gebrauch des Besitzes besteht also gewissermassen darin, dass der Verwalter das Vermögen in diesem gegenwärtigen Leben nicht so sehr zu vermehren versucht, also nicht so sehr Gewinn und hohe Einnahmen anstrebt und nicht bloss auf materiellen Erfolg abzielt, sondern vielmehr im kommenden Leben das Gute zu tun vor Augen behält.
Das Gleichnis wurde wohl schon damals als skandalös empfunden, sodass man abmildernd einige Sprüche zum Stichwort Geld und Gut beigefügt hat, in denen es um Zuverlässigkeit und Treue im Kleinen geht: Der Mensch soll das, was er von Gott empfangen hat, dem Willen Gottes entsprechend verwalten. Wenn es auch nur wenig ist, wird die Treue in der Verwaltung des Wenigen zur Folge haben, dass ihm Vieles gegeben wird. Das sogenannt Geringe und Kleine, das der Mensch zu verwalten hat, ist das irdische Leben, also die Verwaltung von Hab und Gut, Leib und Leben, geistigen und seelischen Talenten. Das unvergängliche Leben schliesslich wird einmal alle unsere Vorstellungen übertreffen.
Darum ist Armut ist für sich alleine genommen noch keine Tugend und Reichtum ist für sich alleine noch kein Laster. Aber die Sucht, reicher und noch reicher zu werden, schafft nicht nur soziale Konflikte; oftmals verdirbt und korrumpiert sie den Menschen. Der Mensch ist wie ein tiefer Brunnen, er kann sich nur von seinem Grund her füllen. Auf dem Grund, im tiefsten Inneren des Menschen, möchte sich Gottes Gegenwart Raum verschaffen. Erst in der Begegnung mit dem lebendigen und gütigen Gott fängt die Fülle eines reifen Lebens an.
„Das Gute nicht tun heisst dem Bösen Raum geben, in sich selbst und in der Welt. In den Leerraum, der entsteht, wenn wir ein Werk nicht tun, das die Brüderlichkeit erfordert und das Gott getan haben will, stürzen sich alsbald die Mächte des Bösen. Denn es gibt keine neutrale Zone, es gibt nur Licht oder Finsternis.“
(Heinrich Spaemann)
So ist auch Geld bloss ein Mittel, mit dem jemand ganz Verschiedenes bewirken kann. Die zum Leben notwendigen Dinge, aber auch Luxus, Prestige oder Spaß. Gegenstände und Dienstleistungen anschaffen. Etwas für sich selbst oder für andere tun. Geld kann man horten und spenden, gut anlegen oder verschenken. Geld braucht weniger Platz als die Dinge, die man dafür kaufen kann, und es ist haftbarer als diese.
Der Reiz des Geldes
So liegt der Reiz des Geldes in den unzähligen Möglichkeiten, die es enthält. Doch gerade deshalb kann sich der Wunsch, das Geld zu vermehren, darum leicht verselbstständigen. Es gibt kaum einen Punkt, wo der Mensch von Natur aus satt an Geld wäre. Deshalb wird dieses Mittel leicht zum Selbstzweck, dem die eigentlichen Zwecke untergeordnet werden. Das Geld, eigentlich ein dienliches und ein brauchbares Mittel, kann unmerklich zum Herrn und Meister werden. Davor warnt das Evangelium: Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen!
Zur Zeit des Amos besuchen viele angesehene Bürger das Heiligtum von Bet-El im Nordreich Israels, um Gott ein Opfer darzubringen. Dabei geht es ihnen aber gar nicht um Gott. Eigentlich interessieren sie sich nur für sich selbst und für das nächste lukrative Geschäft. Dass Gott für die Armen Gerechtigkeit fordert, lässt sie unberührt. Darum lassen ihre Opfer Gott unberührt. Bis in den Gottesdienst hinein, lassen sie sich von der Frage verleiten, wie die Hilflosigkeit und Abhängigkeit der Verarmten noch besser ausgenützt und wie die Wehrlosen noch mehr ausgebeutet werden können. Doch die unter dem vermessenen Tun der Reichen leidenden Armen lassen Gott überhaupt nicht unberührt. Amos verkündet, dass der Gott Israels sich durch fromme Mienen nicht täuschen lässt: Der Herr wird die Herren ihren Taten entsprechend zur Verantwortung bitten. Die „Vater Unser“ – Bitte: Dein Wille geschehe! Möge zur Richtschnur und zum Mass unseres Tuns werden.
Maria als Vorbild
Der Herr aber weiss durchaus auch das bescheidene Ringen, den selbstlosen Dienst an der Wahrheit und das Erfüllen des göttlichen Willens zu würdigen. Unsere Jungfrau und Gottesmutter Maria ist dabei das beste Vorbild dafür. Maria wächst der Überlieferung entsprechend ganz in der Nähe des Tempels in Jerusalem auf. Ihr ganzes Leben stellt sie in den Dienst Gottes und des Gebetes. Ihre Grösse und Bedeutung empfängt sie, indem Sie sich dem Geheimnis der Kirche und des göttlichen Reiches zur Verfügung stellt. Mögen wir ihr nacheifern in Jesus Christus, unserem Herrn.
(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
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