Verlängerte Weltsynode: „Haltungsänderung in Kirche braucht eben Zeit"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Regina Polak gehört dem österreichischen Synodenteam an. Dass Franziskus den weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche um ein Jahr verlängert und die Weltbischofssynode in zweifacher Sitzung tagen lässt, hat aus ihrer Sicht „viel damit zu tun, dass mit diesem Prozess der Synodalität eine neue, eine sehr spirituell vertiefte Haltung, ein bestimmter Stil, insbesondere des Zuhörens, gefördert werden soll und Spiritualität und Strukturen miteinander verbunden werden sollen. Das braucht Zeit, insbesondere weil es sich um einen weltkirchlichen Prozess handelt. Und insofern finde ich das sehr klug.“
Aus der Perspektive jener Länder wie Österreich, die den synodalen Prozess mit einem Synodenpapier bereits abgeschlossen haben, sei jetzt allerdings darauf zu achten, „dass dieser Prozess in diesem gewonnenen Jahr auch weitergeführt wird, und zwar ganz aktiv, weil ich befürchte, dann ist die Luft draußen. Beziehungsweise jene Personen, die ohnedies da eher mit Vorbehalt eingestiegen sind, klinken sich dann möglicherweise ganz aus. Dieses Jahr sollte also sehr aktiv genützt werden, um den synodalen Prozess als Methode, als Form der geistlichen Unterscheidung aktiv weiterzuführen.“
Bei der Vorstellung der österreichweiten „Synthese zum synodalen Prozess" im September in Wien hatte Polak auf die starke Binnenperspektive der bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses in Österreich verwiesen. Inhaltlich äußerten viele Gläubige den Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche, mehr Mitwirkung von Laien in der Liturgie, einen pastoralen Umgang mit Menschen, die vom kirchlichen Leben ausgeschlossen sind. Auf weltkirchlich anzugehender Ebene wurde unter anderem das Anliegen nach einem Zugang von Frauen zur Weihe und der Lockerung des priesterlichen Zölibats laut. Viele Gläubige wünschten sich auch ein Überdenken bestimmter kirchlicher Positionen im Bereich der Sexualmoral.
„Es ist sehr gut, dass diese Themen jetzt noch einmal auf dem Tisch liegen. In Österreich diskutieren wir über diese Fragen ja schon mehrere Jahrzehnte“, sagte Polak. Gleichzeitig seien diese Reformanliegen jetzt aber in einen größeren Kontext einzubetten. „Die Leitfrage des synodalen Prozesses ist ja, wie die Kirche im 21. Jahrhundert ihre Sendung verwirklichen kann“, erinnerte die Pastoraltheologin. Für Österreich und andere westliche Länder wäre es an diesem Punkt wichtig, „diese stark binnenkirchlichen Fragestellungen noch einmal zu weiten, vielleicht gerade in diesem gewonnenen Jahr, auch auf gesellschaftliche und kirchliche Perspektiven hin.“
Ein solcher Prozess brauche allerdings eine gezielte Förderung und Unterstützung auf vielen Ebenen. „Da sind vor allen Dingen die Bischöfe gefordert, hier auch entsprechende diözesane Prozesse in Gang zu setzen und zu institutionalisieren, Verantwortliche zu wählen, damit das auch gut weitergehen kann.“
Am vergangenen Sonntag hatte Papst Franziskus bekannt gegeben, dass neben der bereits geplanten Synodenversammlung vom 4. bis 29. Oktober 2023 eine zweite konzentrierte Beratungsperiode in Rom stattfinden wird. Diese ist für Oktober 2024 angesetzt. Franziskus hat die Synode zum Thema Synodalität als Prozess gestaltet, der im Herbst 2021 begann und auf nunmehr drei Jahre angelegt ist. Außerdem heißt das von Papst Paul VI. ins Leben gerufene Instrument der weltkirchlichen Beratung nach der Kurienreform von Franziskus nun nicht länger „Bischofssynode", sondern „Synode".
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.