Weihbischof Lohmann zu COP27: „Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos”
Der Klimaschutz durchlebe derzeit „eine schwierige Zeit“, so der deutsche Bischof angesichts geopolitischer Probleme, weltweit steigender Emissionen von Treibhausgasen und der mangelnden Bereitschaft vieler Länder, zusätzliche Zusagen für eine künftige Reduzierung von Emissionen abzugeben.
Gerade in Deutschland würden in diesem Zusammenhang durch die Reaktivierung von Kohlekraftwerken und dem verstärkten Import von Flüssiggas „zusätzliche ökologische Schulden“ aufgenommen: „Wie Klima-Diplomatie funktionieren soll, wenn sich wichtige Akteure in einem Krieg, andere in einer diplomatischen Eiszeit befinden, ist nur schwer zu erkennen“, analysiert Lohmann. Papst Franziskus habe allerdings in seiner Enzyklika Laudato si’ festgestellt, „dass die Menschheit die Fähigkeit besitzt, zusammenzuarbeiten“.
Gemeinsame Herausforderung
Die politischen Entscheider müssten in diesem Sinn gemeinsam Verantwortung übernehmen und Lösungen für alle finden, betont Lohmann: „Denn klar ist: Es ist zu kurz gesprungen, wenn jeder nur an sich denkt – der Kampf gegen den Klimawandel ist eine Frage des Überlebens der Menschheit, unsere gemeinsame Aufgabe und ein Gebot der Solidarität!“ Dies machten die „bereits spürbaren, teils katastrophalen Folgen“ mehr als deutlich, so der deutsche Weihbischof, der angesichts der ehrgeizigen Ziele und großen Herausforderungen die Hoffnung äußert, dass mit Ägypten als Austragungsort der Klimakonferenz „möglicherweise die Perspektive des Globalen Südens“ noch wirksamer eingebracht werden könne.
Die Chancen der Krise
„Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos“, so Lohmann, der dennoch vor Fatalismus und Hoffnungslosigkeit warnt. Denn die Krise könne auch positive Ergebnisse zeitigen und zu bewusstem Verzicht führen: „So entsteht ein neues Energiebewusstsein, das mittel- und langfristig dem Klimaschutz nutzen kann.“
Erneuerbare Energien müssten verstärkt ausgebaut werden, was gleichzeitig zu geringerer Abhängigkeit von teuren fossilen Brennstoffen führe, gibt Lohmann zu bedenken. Deutschland stehe dabei „unter besonderer Beobachtung“: „Wir können als reiches Industrieland Vorreiter sein und zeigen, dass eine sozial-ökologische Transformation möglich ist, die die breite Gesellschaft mitnimmt; die dafür nötigen Mittel und das Wissen haben wir.“ Jedem einzelnen obliege die Verantwortung, sich um die Schöpfung zu sorgen.
Weihbischof Rolf Lohmann (Münster) ist in der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und zuständig für Umwelt- und Klimafragen zuständig.
(pm - cs)
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