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Das Gebäude der EU-Kommission in Brüssel Das Gebäude der EU-Kommission in Brüssel 

EU: „Migration nicht als Bedrohung sehen“

Migration sollte nicht als Bedrohung, sondern als gemeinsame Gestaltungsaufgabe“ gesehen werden. Das forderte der deutsche „Migranten-Bischof“, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, am Dienstag in Brüssel.

„Die Missachtung der Menschenwürde und die Verweigerung von Schutz im Angesicht ernster Gefahren lassen sich durch keine Grenze rechtfertigen“, so Heße. Er verwies auf „die verzweifelte Lage der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, an der Grenze zu Belarus oder auf dem Balkan“. Mit Blick auf aktuelle Krisen und Konflikte warnte Heße davor, ungelöste globale Probleme auf dem Rücken von Flüchtlingen und Migranten auszutragen.

Hintergrund des kirchlichen Einsatzes für Migranten seien „zwei biblische Einsichten: die Überzeugung, dass Gott alle Menschen mit gleicher Würde geschaffen hat, und das Gebot, nicht nur den Nächsten, sondern auch den Fremden zu lieben“.

Heße äußerte sich bei einer ökumenischen Veranstaltung kirchlicher Migrations-Beauftragter in Brüssel. Dabei wurde das im Oktober letzten Jahres erstellte Gemeinsame Wort der Kirchen zu Migration mit EU-Entscheidern besprochen.

Erzbischof Heße
Erzbischof Heße

Immer noch keine einheitliche EU-Flüchtlingspolitik

Oberkirchenrätin Katrin Hatzinger von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beklagte bei einem Podiumsgespräch die anhaltenden Schwierigkeiten, auf EU-Ebene eine einheitliche Haltung in Flüchtlingsfragen zu erzielen. Gleichzeitig habe die großzügige und unbürokratische Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge deutlich gemacht, dass tragfähige Lösungen möglich seien, wenn der politische Wille bestehe.

Angesichts des aktuellen Streits zwischen Italien und Frankreich um die Ausschiffung von aus Seenot Geretteten unterstrich sie, dass die EU-Mitgliedstaaten endlich erkennen müssten, dass nur durch Geschlossenheit, Solidarität, die Einhaltung internationaler Regeln und der Menschenrechte die Herausforderungen durch die Migration dauerhaft bewältigt werden könnten. Sie äußerte sich außerdem kritisch zu erneuten Versuchen einiger Mitgliedstaaten, die private Seenotrettung zu regulieren; hier sei darauf zu achten, dass ihr wichtiges Engagement nicht faktisch behindert werde.

(dbk – sk)
 

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30. November 2022, 10:27